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Besuch des CEDARS Jebel Ali International Hospital am 24.9. und 08.10.2012

Der BDC hat auch im letzten Jahr wieder eine Informationsreise für seine Mitglieder veranstaltet. Insgesamt nahmen in zwei Gruppen 42 Kolleginnen und Kollegen an der Reise nach Dubai, United Arab Emirates (UAE) teil.

Wie bereits in den Jahren zuvor war unser Hospital wieder eine der Reisestationen. Die beiden Gruppen waren jeweils etwa drei Stunden zu Gast bei uns.

Dubai, Fachexkursion, Reisgruppe, Chirurgen
Abb. 1: Reisegruppe vor dem CEDAR Jebel Ali International Hospital

Hospital-Präsentation

Nach einer Führung durch unser Hospital habe ich den Kolleginnen und Kollegen aus den unterschiedlichsten chirurgischen Fachrichtungen zunächst das chirurgische Spektrum unseres Hospitals und die Zusammensetzung unseres Patientenguts dargestellt:

  • Einzugsgebiet: Jebel Ali Freezone, Jebel Ali Hafen, umliegende Wohngebiete und Strandhotels.
  • Patienten aus mehr als 90 Nationen, Indien mit Abstand größtes Ursprungsland, gefolgt von Pakistan, den Philippinen und Bangladesh. Emiratis nur wenige, sie machen in Dubai nur acht bis neun Prozent der Bevölkerung aus.
  • Überwiegend dringliche Chirurgie (akutes Abdomen, Weichteilinfektionen, proktologische Notfälle, Traumata). Für Elektiveingriffe wird häufig das Heimatland aufgesucht. Karzinomchirugie extrem selten, da Durchschnittsalter unserer Patienten 20 bis 30 Jahre.
  • Extrem kurze durchschnittliche Verweildauer von zwei Tagen (diktiert durch die Versicherungen!), z. B. Appendix und Galle zwei Tage, Hernie ein Tag.

Rahmenbedingungen für die Chirurgie in Dubai, United Arab Emirates (UAE)

Es folgte die Darstellung und Diskussion der spezifischen Rahmenbedingungen, unter denen die Chirurgie hier stattfindet:

  •  Von Patientenseite: viele verschleppte Fälle, bedingt durch die Lebens- und Arbeitsumstände (enormer Arbeitsdruck, Furcht vor Verlust des Arbeitsplatzes), kulturell bedingte Verständnisschwierigkeiten.
  • Von Versicherungsseite: Jede einzelne diagnostische oder therapeutische Leistung muss vorab genehmigt werden (außer in akut lebensbedrohlichen Situationen). Bei Nichtversicherten Kostenübernahme durch die Arbeitgeber schwer zu erhalten, versuchen häufig die Behandlungskosten durch Rücksendung des Patienten in Heimatland zu umgehen (auch in dringlichen Fällen!).

Fachliche Voraussetzungen für die Tätigkeit als Chirurg in Dubai, United Arab Emirates (UAE)

Die generellen Voraussetzungen für eine chirurgische Tätigkeit in den UAE sind fünf Jahre Tätigkeit auf dem Fachgebiet nach der Facharztanerkennung und das Absolvieren einer Facharztprüfung unter der Aufsicht der Dubai Health Authority (DHA).

Allgemeine Rahmenbedingungen für deutsche Chirurgen in Dubai, United Arab Emirates (UAE)

Gemessen an der Tatsache, dass die deutsche Medizin in den Emiraten hohes Ansehen genießt (41 Prozent der Einheimischen, die sich im Ausland behandeln lassen, gehen nach Deutschland!) sind relativ wenige deutsche Ärzte hier für längere Zeit tätig (ein bis zwei Jahre im Durchschnitt). Dies hat nach meiner langjährigen Erfahrung folgende Gründe:

  • Überzogene Vorstellungen vom “goldenen Wunderland”.
  • Nichtzurechtkommen mit den Arbeitsbedingungen, d. h. dem Klinikbetreiber und den Kollegen, die mehrheitlich aus arabisch-sprachigen Ländern und vom indischen Subkontinent stammen.
  • Unzufriedenheit mit dem chirurgischen Spektrum.
  • Hohes Behandlungsrisiko: bei Vorwurf eines Behandlungsfehlers mit tödlichem Ausgang sofortiger Passentzug.

Die Diskussion all dieser Komplexe mit unseren Besuchern war ungemein angeregt, und ich habe mich bemüht, die Bedingungen für eine Tätigkeit deutscher Chirurgen in den UAE realistsich und ungeschminkt darzustellen und falsche Vorstellungen auszuräumen.

Fazit

Für deutsche Chirurgen im berufsfähigen Alter, die in Deutschland etabliert sind, bieten die Emirate keine verlässliche Langzeitperspektive. Eine zeitlich beschränkte Tätigkeit mit der Intention einen neuen Kulturkreis kennenzulernen, ist eine realistische Option. Für Kollegen im Ruhestand bieten die Emirate eine attraktive Möglichkeit, mit ihrem Erfahrungsschatz auch unter schwierigen Bedingungen effekiv zu helfen und daraus Befriedigung zu ziehen.

Kieninger G. Fachexkursion des BDC nach Dubai. Passion Chirurgie. 2013 Februar; 3(02): Artikel 02_02.

Autor des Artikels

Profilbild von Günther Kieninger

Prof. Dr. Günther Kieninger

ehem. Cedars Jebel Ali International HospitalP.O.Box 17666Dubai (United Arab Emirates) kontaktieren

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