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Liebe Leserinnen und Leser,

Rettungsstellen und Notaufnahmen weisen kontinuierlich steigende Fallzahlen auf.

Immer häufiger wird die ärztliche Kompetenz der Krankenhäuser auch für die Einholung von Zweit- oder Expertenmeinungen zu elektiven oder nicht dringlichen Operationen im Rahmen eines Besuches der Notaufnahme/Rettungsstelle genutzt, da die Zulassungen für Sprechstunden im stationären Sektor durch die Kassenärztlichen Vereinigungen streng reguliert und in der Regel nur mit erheblichen Einschränkungen zu erlangen sind.

Umso wichtiger erscheint es, dass Notfallpatienten bei Eintreffen in das Krankenhaus nach einer Behandlungsdringlichkeit triagiert werden, anschließend eine zeitlich- und fachlich angemessene Diagnostik und Therapie erfahren und ggfls. auch von einem interdisziplinär agierenden Team untersucht und behandelt werden.

Die Notaufnahme ist also ein spannender Ort, in dem zeitgleich Patienten mit wund gelaufenen Füßen neben Patienten im septischen Schock die Extreme einer großen Bandbreite von Verletzungen und Erkrankungen sein können.

Der Umgang mit Notfällen ist wesentlicher Inhalt unserer chirurgischen Disziplinen und integraler Bestandteil chirurgischer Weiterbildung, ja sogar unseres Selbverständnisses im Fach. Chirurgisches Denken und Handeln ist ganz besonders geprägt von der in Notfallsituationen erlernten raschen Entscheidungs- und Handlungsfähigkeit sowie der unmittelbaren Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme. Stets führt sie zu unmittelbarer Erkenntnis und erweitert so Kompetenz und interne Evidenz.

Notfälle begleiten uns ein berufliches Leben lang, nicht nur in der Notaufnahme, sondern auch auf der Station oder in der Praxis.

Allerdings: Unser Anspruch auf chirurgische Präsenz in den Notaufnahmen, mit oder ohne leitende Funktion, ist in Gefahr. Im Mai 2012 wurde im Rahmen des 115. Deutschen Ärztetages eine sogenannte Vorstandsüberweisung verabschiedet, in der die zuständigen Bundesärztekammergremien aufgefordert werden, inhaltliche Voraussetzungen zu erarbeiten, um die klinische Akut- und Notfallmedizin in der Muster-Weiterbildungsordnung zu verankern.

Ziel ist dabei die Einführung eines neuen Facharztes Notfallmedizin.

Wir sind der Meinung, dass Informationsbedarf besteht, weshalb sich dieses Heft aus verschiedenen Perspektiven ausführlich und kritisch den Hintergründen und Folgen dieser Entwicklung widmet sowie die aktuellen Aktivitäten der Fachgesellschaften (DGAI, DGCH, DGIM, DGKJM, DGN, DGNC, DIVI und DRG) in dieser Sache darlegt, damit Sie sich eine Meinung bilden können.

Wir hoffen, Ihr Interesse für dieses brisante Thema geweckt zu haben!

Ihre
Prof. Dr. med. Julia Seifert

Seifert J. Editorial Notfallmedizin – Fachkompetenz vs. Facharzt. Passion Chirurgie. 2013 Mai; 3(05): Artikel 01.

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