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Peritonitis und akutes Abdomen sind zwei voneinander zu trennende Begriffe. Die Symptome der Peritonitis sind im Wesentlichen durch den parietalen Schmerz charakterisiert. Das sich daraus entwickelnde akute Abdomen beschreibt ein klinisches Bild mit den drei Leitsymptomen abdomineller Schmerz, Peritonismus und der Kreislaufreaktion. Für eine zielgerichtete Therapie ist die Klärung der Ursache oder zumindest Eingrenzung unumgänglich. Die Differenzialdiagnosen sind hierbei fast so vielfältig wie die zur Verfügung stehenden diagnostischen Möglichkeiten. Das akute Abdomen verlangt eine umgehende Entscheidung, ob eine chirurgische Intervention vorgenommen werden muss, oder eine weitere diagnostische Abklärung möglich ist. Die klinische Untersuchung als wesentlichstes Kriterium sollte in der Indikationsstellung für eine Operation im Vordergrund stehen und bildgebende Verfahren lediglich bei kreislaufstabilen Patienten eine Ergänzung darstellen.

Neben den bildgebenden Verfahren bietet die diagnostische Laparoskopie mit den Möglichkeiten einer unmittelbaren Focussanierung deutliche Vorteile. Ferner kann die Therapie sekundärer Folgen der Peritonitis durch eingehende laparoskopische Spülung aller Quadranten die Rekonvaleszenz des Patienten fördern und seinen Krankenhausaufenthalt verkürzen. Die zunehmende Favorisierung dieses Verfahrens ist auf die verbesserte Expertise in der Anwendung zurückzuführen. Jedoch stellt diese scheinbare Sicherheit in Diagnostik und Therapie auch eine neue mögliche Fehlerquelle dar.

Im vorliegenden Heft soll der Stellenwert der Laparoskopie in Diagnostik und Therapie des akuten Abdomens erörtert werden. Dies gilt insbesondere in der Behandlung traditioneller chirurgischer Diagnosen wie der akuten Appendizitis, Cholecystitis oder auch akut entzündlichen Darmerkrankungen.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Darstellung der Indikation zur Konversion. Zur Vermeidung der Patientengefährdung ist die richtige und vor allem rechtzeitige Indikation zum Umsteigen auf das offene Verfahren entscheidend. Sie ergibt sich bei eingeschränkten diagnostischen Möglichkeiten wie z. B. bei retroperitonealen Prozessen. Auch die Begrenzung therapeutischer Möglichkeiten wie beispielsweise die Versorgung perforierter kallöser duodenaler Ulzera stellt eine weitere Indikation zur Konversion dar. Die zunehmende Anzahl der Patienten im höheren Lebensalter und den damit assoziierten relevanten Komorbiditäten müssen ebenfalls in die Verfahrenswahl einbezogen werden. Im Vordergrund stehen kardiopulmonale Risikofaktoren, die durch den technisch bedingten zusätzlichen intraabdominellen Druckanstieg verstärkt werden können. Dessen ungeachtet schreitet die Entwicklung voran, wie im Beitrag zur Behandlung der iatrogenen Kolonperforation gezeigt wird.

Die Laparoskopie hat über die letzten Jahre einen zunehmenden Stellenwert erlangt. Zur Vermeidung einer zusätzlichen Risikosteigerung bei instabilen Patienten mit dem Vollbild eines akuten Abdomens bleibt eine kritische Betrachtung dieses Verfahrens jedoch unumgänglich.

Mit freundlichen Grüßen

PD Dr. E. Schlöricke
Dr. M. Zimmermann

Schlöricke E., Zimmermann M. Editorial: Laparoskopie bei akutem Abdomen. Passion Chirurgie. 2014 Dezember; 4(12): Artikel 01.

Autoren des Artikels

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PD Dr. med. E. Schlöricke

Leitender Oberarzt, Leiter Thoraxchirurgie und Minimalinvasive ChirurgieWestküstenkliniken Brunsbüttel und Heide gGmbHKlinik für Viszeral-, Thorax- und GefäßchirurgieEsmarchstraße 5025746Heide
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Dr. med. Markus Zimmermann

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