01.05.2013 Politik
Die Anziehungskraft des Finanzmarkts

Die Anziehungskraft der internationalen Finanzmärkte ist hoch, weil dort entstehende Entwicklungen oft Einigung im Alltag haben. So wäre es ohne die US-Immobilienkrise nicht zu einer Finanzkrise und der stärksten Rezession seit 1929 gekommen. Zusätzlich ist erst dadurch ausreichend Misstrauen gegenüber bis dahin als sicher geltenden Anlageformen entstanden, dass eine Staatsschuldenkrise, insbesondere in Europa, entstehen konnte. Diese Entwicklung zog dann die Entscheidung der Notenbanken weltweit nach sich, Liquiditätshilfen zu gewähren und die Zinsen deutlich unter das Inflationsniveau der Industriestaaten zu senken. Dies sorgt dafür, dass vor allen Dingen sehr konservative Sparer reale Vermögensverluste erleiden. Wer beispielsweise 100.000 EUR bei seiner Bank oder Sparkasse zu einem Zinssatz von 1 % pro Jahr angelegt hat, verliert nach Abgeltungssteuer und Inflation jedes Jahr mindestens 1.000 EUR. Eine solche Entwicklung sorgt natürlich für Unzufriedenheit und erhöht die Bereitschaft, Alternativen in Erwägung zu ziehen. Dies lockt allerdings nicht nur seriöse Anbieter mit transparenten Angeboten an, sondern macht den Kapitalmarkt auch für zwielichtige Angebote und unseriöse Marktakteure interessant.
Aus dem Blickwinkel solcher Anbieter lockt am Kapitalmarkt das schnelle Geld, das manche Anleger recht gerne bereitstellen. In solchen Fällen kann man die Anlagestrukturen auf zwei Ebenen zusammenfassen. Zum einen ist dort die Strategie „gut gemeint, aber schlecht gemacht“ anzutreffen. Hierzu gehört beispielsweise das Segment der geschlossenen Fonds, das in den überwiegenden Fällen ein interessantes Geschäft für die Initiatoren solcher Anlagen ist, aber nur selten Gewinne für die Anleger ermöglicht.
Diese Produkte sind häufig einfach schlicht nicht kundenorientiert, aber deswegen nicht zwangsläufig unseriös. Der Grundgedanke einer solchen Anlageform ist eigentlich positiv, da man Anlegern die Möglichkeit eröffnen will, sich an Projekten zu beteiligen, die sonst zu großvolumig wären. Kaum ein auch sehr vermögender Privatanleger will sich einen großen Bürokomplex in einer internationalen Metropole leisten. Ähnliches gilt auch für Containerschiffe oder Flugzeuge. Es ist allerdings nicht so, dass Anleger nur die tatsächlichen Investitionskosten bereitstellen. Viele dieser Projekte im Bereich der geschlossenen Fonds scheitern an den sogenannten Weichkosten, die über die reine Investition hinaus anfallen. Dies sind Kosten für den Vertrieb, die durchaus zwischen 10 % und 15 % der Gesamtsumme liegen können. In einer ähnlichen Größenordnung werden dann noch andere Vertragspartner mit Zahlungen beteiligt, so dass häufig nur 70 % bis 75 % des eingesetzten Anlegerkapitals in das konkrete Projekt fließen. Damit sinkt die möglicherweise erzielbare Rendite bereits um rund ein Viertel. Gleichzeitig sind die Annahmen bei geschlossenen Fonds häufig so positiv gerechnet, dass schon minimale Abweichungen zu einer Schieflage der gesamten Konstruktion führen. Deswegen sind Anlagen in geschlossene Fonds fast immer ungeeignet, werden aber dennoch viel zu häufig von Anlegern nachgefragt, weil sie auf das angebliche Sachwertargument der Anbieter hereinfallen. Dabei darf man allerdings nicht vergessen, dass eine Immobilie oder ein großes Transportschiff nicht immer einen wirklichen Sachwert darstellen.
Besonders eindrücklich zeigt dies die Entwicklung von offenen Immobilienfonds. Diese gerieten in eine Schieflage, als viele Anleger richtigerweise ihr Geld zurückgefordert haben. Dabei wurde dann deutlich, dass die Fondsmanager von nahezu allen offenen Immobilienfonds durch ihre gleichförmige Investitionsstrategie für Preissteigerungen gesorgt haben, dem Verkaufsdruck nicht standhalten und somit teilweise zu Wertverlusten von 50 % bei angeblich erstklassigen Immobilien führten. Die Risiken von noch am Markt befindlichen Immobilienfonds werden durch die relative Intransparenz der gesamten Anlageform für Anleger verschleiert.
Nun sind geschlossene Immobilienfonds häufig unrentabel und offene Immobilienfonds verschleiern durch Intransparenz die Risiken, aber dennoch gehören beide Bereiche nicht zu den Anlageformen, bei denen man von Anlegertäuschung oder gar Anlegerbetrug sprechen muss. Dennoch ist eine starke Regulierung dieser Segmente mit eindeutigen Beschränkungen sehr wünschenswert.
Noch dringender ist die Regulierung allerdings für den sogenannten grauen Kapitalmarkt geboten, in dem es auch immer wieder zu Fällen von Anlagebetrug kommt. Dort macht man sich zwei Aspekte zu Nutze, die sich auch bei offenen Immobilienfonds und geschlossenen Fonds wiederfinden. Bei Anlagebetrug wird häufig ein intransparentes Modell geschaffen, das dem potentiellen Anleger einen Wissensvorsprung suggeriert. Damit werden deutlich über dem Markt liegende Renditen erklärt. Die angebliche Sicherheit wird durch den Sachwertcharakter und eine aus der Vergangenheit abgeleitete Wertentwicklung dargestellt. Damit sind zwei entscheidende Voraussetzungen geschaffen, um erfolgreich einen Anlagebetrug zu organisieren.
Überraschenderweise gilt hier, dass eine möglichst unrealistische Geschichte hinsichtlich möglicher Renditen oder der Erzielung der Gewinne besonderen Erfolg verspricht. Insofern schüttelt man so zwar verwundert den Kopf, wenn ein Anlagebetrug bekannt wird, bei dem eine jährliche Rendite von 20 % durch die Erschließung einer utopischen Strategie bekannt wird. Psychologisch ist aber gerade dies von entscheidender Bedeutung. Wesentlich ist hierbei die suggerierte Chance auf eine außergewöhnliche Rendite, die das mit der Intransparenz vorhandene Risiko geringer erscheinen lässt. Aber vor allen Dingen die Chance, sich an etwas zu beteiligen, das nicht allgemein zugänglich erscheint. Damit wird dann die Illusion erschaffen, zu einem exklusiven Kreis zu gehören, der sich fachlich und im Vermögenszuwachs abgrenzt. Dies erklärt auch, weshalb Anlagen in der kurzen Phase, in der das zugrundeliegende Konzept aus Anlegersicht zu funktionieren scheint, aus dem Anlegerkreis an das engste Umfeld empfohlen wird. Man will häufig Freunde und Familien von diesem einmaligen Konzept ebenfalls profitieren lassen. So halten dann geprellte Anleger ein Modell unwissentlich am Leben, das zu erheblichen Vermögensverlusten führt.
Es erklärt aber auch, weshalb gerade in Phasen niedriger Zinsen Anlagebetrüger mit deutlich über dem Markt liegenden Renditeversprechen erfolgreich sind. Vereinfacht kann man dies mit „Gier frisst Hirn“ umschreiben, tatsächlich liegt das Problem aber wesentlich tiefer. Besonders empfänglich für Anlagebetrug sind Anleger, die sich ihr Vermögen selbst aufgebaut haben und entweder eine gute Expertise im Finanzsektor haben, aber zeitlich stark eingebunden sind oder Anleger mit mehr Zeit, aber weniger Fachwissen. Ursache hierfür ist, dass durch fehlendes Fachwissen oder die fehlende Zeit, nicht unwesentliche Teile der Vermögensanlage nicht oder nur eingeschränkt gut angelegt sind. Dies ist auch auf die häufig einseitige Beratung bei Banken und Sparkassen zurückzuführen. Wenn man nun eine Anlage hat, die eine über dem Markt liegende Rendite erwirtschaftet, kann man ja bei dem Großteil der Vermögensanlagen auf nennenswerte Rendite verzichten. Viele Opfer von Anlagebetrug investieren beispielsweise 10 % ihres liquiden Vermögens in eine solche Anlageform in der Hoffnung, dass die dort erzielte Rendite die Ertragsverluste bei den anderen 90 % der Anlagen, um die man sich mangels Zeit oder Fachwissen nicht kümmert, kompensieren kann. Zudem ist es gleichzeitig eine Erfolgsgeschichte, wenn nur eine Anlage einen hohen Wertzuwachs erzielt.
Wenn man dann allerdings realisiert, dass man 10 % seiner Anlagen verloren hat, ist in einem niedrigen Zinsumfeld die Schockwirkung umso größer. Um diesen Kapitalverlust aufzuholen, benötigt man ja mehr Zeit, weil die zu erzielenden Renditen in anderen, seriösen Anlageformen deutlich niedriger sind. Hinzu kommt der umgekehrte psychologische Effekt, der dazu führt, dass Opfer von Anlagebetrug ihr Geld häufig dann für eine begrenzte Zeit besonders konservativ anlegen und so die eingangs beschriebenen Verluste entstehen.
Um dieser Situation wirksam zu begegnen, ist es zum einen wichtig, nur mit seriösen und etablierten Anbietern zusammenzuarbeiten, deren primäres Ziel es ist, die Kaufkraft des Kapitals dauerhaft zu erhalten. Dies ist insbesondere in Phasen, in der die Abwärtsrisiken überwiegen, von besonderer Bedeutung, da ein Kapitalverlust immer eine Belastung für die zukünftige Wertentwicklung ist. Wer beispielsweise mit einer sehr offensiven Anlagestrategie zwischenzeitlich 50 % seines eingesetzten Kapitals verliert, muss eine Verdopplung erreichen, um beim ursprünglich eingesetzten Wert zu sein. Gerade im Bereich der konservativen und stetigen Wertentwicklung zeichnet sich die DVAM-Vermögensverwaltung seit Jahren erfolgreich aus.
Ein weiterer wichtiger Aspekt, um Risiken am Kapitalmarkt zu vermeiden, ist die stetige, unabhängige Information, die der DVAM-Finanzmarkt-Newsletter, der wöchentlich per Mail erscheint, eröffnet. Hier werden wesentliche Kapitalmarktentwicklungen beschrieben und konkrete Einblicke in verschiedene Marktsegmente gegeben. Basis hierfür ist das eigene DVAM-Research, das wie alle angebotenen Dienstleistungen der DVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbH absolut unabhängig ist.
Weitere Informationen und die Aufnahme in den DVAM-Finanzmarkt-Newsletter ist jederzeit per Mail an info@dv-am.de möglich.
Schön M. Die Anziehungskraft des Finanzmarkts. Passion Chirurgie. 2013 Mai; 3(05): Artikel 06_01.
Autor des Artikels

Markus Schön
GeschäftsführerDVAM Deutsche Vorsorge Asset Management GmbHKlingenbergstr. 432758Detmold kontaktierenWeitere aktuelle Artikel
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