01.10.2008 BDC|Spektrum
Die Akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische Fortbildung des BDC – Bestandsaufnahme und Ausblick
Vor 22 Jahren wurde auf Initiative von Karl Hempel die Akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische Fortbildung des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen etabliert. Anlass für diese Akademiegründung war die visionäre Erkenntnis, dass neben der Weiterbildung am Krankenbett zusätzliche Fortbildungsangebote existieren müssen, die sowohl der theoretischen wie auch der praktischen Unterfütterung des in der Weiterbildungszeit Erlernten dienen.
Hinzu kam, dass die Inhalte der neuen Facharztprüfung definiert werden mussten und in die Seminare einfließen sollten. Ausgehend von diesen Ideen hat die Akademie des BDC während der letzten Jahre ein beispielloses Angebot aufgebaut. Es erscheint angebracht, zum jetzigen Zeitpunkt eine Standortbestimmung vorzunehmen und mögliche Weiterentwicklungen der Akademie aufzuzeigen.
Generell kann festgestellt werden, dass das Angebot der BDC|Akademie immer durch zeitgemäße Fortbildungsangebote charakterisiert war und ist. In den Anfangsjahren wurden Seminare entwickelt, die den angehenden Facharzt für Chirurgie im Rahmen eines einwöchigen Seminars auf die Facharztprüfung vorbereiten sollte. Mit dem Aufbau von Subspezialitaten innerhalb der Chirurgie wurde das Seminarangebot um die entsprechenden Schwerpunktseminare für die Unfallchirurgie, die Gefäßchirurgie und die Viszeralchirurgie erweitert.
Nach wie vor erfreuen sich diese Weiterbildungsseminare sehr großer Beliebtheit und Attraktivität. Die Entwicklung der Teilnehmerzahlen bei Weiterbildungs- und Schwerpunktseminaren sowie in der BDC|Akademie insgesamt zeigt Tabelle 1. Neben diesen eher theoretisch ausgerichteten Seminaren wurden eine Fülle von praktischen Fortbildungskursen etabliert. Beispielhaft seien hier die Basischirurgie-Seminare sowie die früher angebotenen Sonographie-Kurse und Endoskopie-Seminare genannt. Insbesondere für Unfallchirurgen und Orthopäden bietet die BDC|Akademie eine Fülle praktischer Kurse an, sowohl zur Osteosynthese, als auch zu Spezialitäten wie Fuß- und Handchirurgie.
Bei den Seminaren zur Hand- und Fußchirurgie handelt es sich um die ersten curricularen Fortbildungsangebote der BDC|Akademie. Ein Seminarzyklus begleitet die Teilnehmer durch das gesamte Fachgebiet (Handchirurgie 7 Seminare, Fußchirurgie 4 Seminare). Ebenfalls einmalig bei diesen Seminaren ist die intensive Einbindung aller betroffenen Fachgesellschaften in die Konzeption und Durchführung. In Ergänzung zu den fachlichen Seminaren wurden in jüngster Zeit Fortbildungsangebote zu Softskills wie Kommunikation, Führung und Personalmanagement entwickelt. Speziell für Weiterbildungsassistenten werden Einsteigerseminare zur Kommunikation und Selbstorganisation (Zeitmanagement) angeboten.
Einen guten Einstieg in die Vielfalt der Themen, die ein Chirurg außer Chirurgie kennen sollte, dient das ZEF-Seminar zur Ergänzung der Facharztqualifikation. Spezielle Seminare zum Krankenhausmanagement bis hin zur Vorbereitung auf eine Leitungsposition runden das Angebot an Softskill-Kursen für Chirurgen ab. Mit der kontinuierlichen Erweiterung des Seminarportfolios trägt die BDC|Akademie dem Wandel der operativen Fächer in Theorie und Praxis Rechnung.
Basierend auf der Grundidee und der Überzeugung des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen, sich primär als Dienstleister für seine Mitglieder zu verstehen, wurde zur weiteren Professionalisierung und zum Aufbau der entsprechenden logistischen Strukturen die BDC Service GmbH gegründet. Sie unterstutzt heute alle BDC-Seminare in organisatorischen und konzeptionellen Aufgaben. Aufgrund der langjährigen Erfahrung liegt eine außergewöhnlich hohe Expertise mit hoher Effektivität und Effizienz in den erbrachten Leistungen vor. Zusätzliche Fortbildungsangebote sind im [eCME-Center] online verfügbar, so dass für die Mitglieder des BDC trotz knapper werdender Ressourcen und Personalausstattung elektronische Fortbildungsangebote bestehen, die in der Klinik oder von Zuhause wahrgenommen werden können.
Gegenwärtig organisiert die BDC|Akademie jährlich den Chirurgentag und mehr als 60 Seminare, die auch in Zukunft eine kontinuierliche Weiterentwicklung erfahren werden. Mein besonderer Dank gilt an dieser Stelle allen Seminarleitern sowie den Referenten von BDC-Seminaren, die alle ehrenamtlich und unentgeltlich arbeiten. Der Enthusiasmus im Engagement für junge Kollegen und die Weitergabe der eigenen Expertise ist heute nicht selbstverständlich und verdient besondere Anerkennung.
Damit stellt sich die Frage, wie die BDC|Akademie in den nächsten Jahren weiterentwickelt werden soll. In diesem Kontext ist natürlich von Bedeutung, dass die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie und mit ihr die in ihr repräsentierten Fachgesellschaften ihr legitimes Interesse an einer Mitgestaltung der Weiter- und Fortbildungsangebote für alle deutschen Chirurgen signalisiert haben. Der BDC hat mit den verschiedenen Fachgesellschaften schon lange vor der Neuorientierung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie zusammengearbeitet. Immer schon war es die Überzeugung der führenden Köpfe des BDC und insbesondere ihrer Präsidenten Müller-Osten, Hempel, Witte und jetzt Polonius, das Weiter- und Fortbildungsangebot als letztlich alle Chirurgen einigende Kooperation weiterzuentwickeln.
Aus diesem Grund sucht die Akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische Fortbildung des BDC natürlich die konstruktive Diskussion mit allen an der Weiterbildung beteiligten Disziplinen zur optimalen Ausgestaltung des Fortbildungsangebotes. An dieser Stelle sei angemerkt, dass die gegenwärtig bei vielen Fachgesellschaften zu beobachtende Tendenz zum Aufbau eigener Strukturen aufgrund der eingeschränkten finanziellen Ressourcen kritisch zu sehen ist. Aus der Erfahrung des BDC kann festgestellt werden, dass der Aufbau effektiver und effizienter Strukturen zur Organisation der Seminare zeit-, personal- und kostenintensiv ist, wenn bei hoher Qualität gleichzeitig die Seminargebühren für die Teilnehmer attraktiv gestaltet werden sollen. Abb. 1 zeigt hierzu die jährlichen Zuschüsse des BDC zu seiner Akademie, . Abb. 2 den Zuschuss pro Seminartag und Teilnehmer. Im Sinne der Einheit der deutschen Chirurgie, die wir letztlich in gegenseitiger Akzeptanz der Subspezialitäten anstreben, erscheint es wesentlich sinnvoller, dass der BDC auch zukünftig mit seiner Akademie qualitativ hochwertige Seminare organisiert und die chirurgischen Fachgesellschaften intensiv in die inhaltlich-thematische Organisation sowie das Finden geeigneter Referenten eingebunden werden.
Nur auf Grundlage einer engen und fairen Kooperation zwischen BDC und chirurgischen Fachgesellschaften wird es möglich sein, auch zukünftig chirurgische Weiter- und Fortbildungsseminare zu absolut günstigen Konditionen anzubieten. Jede Zersplitterung wird mit einer Preiserhöhung oder massiver Einflussnahme der Industrie erkauft werden. Wir sind der festen Überzeugung, dass eine Akademie der deutschen Chirurgie unter diesen Voraussetzungen erfolgversprechend ist und Synergien schafft, die letztlich allen Chirurginnen und Chirurgen zu Gute kommen.
Ungeachtet dieser Vision wird sich die Akademie des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen auch zukünftig darum bemühen, für seine Mitglieder ein attraktives und zeitgemäßes Weiter- und Fortbildungsangebot zu präsentieren. Dazu gehören zum einen der Aufbau von Säulenseminaren, um die acht verschiedenen Facharztqualifikationen entsprechend zu repräsentieren, zum anderen aber auch die Umstrukturierung der Seminare, um den modernen Anforderungen an eine adäquate Erwachsenenfortbildung gerecht zu werden.
Mit Blick auf die erfolgreiche Vergangenheit sieht sich die Akademie für chirurgische Weiterbildung und praktische Fortbildung für die Herausforderungen der Zukunft gut gerüstet, um das zu sein, was sich die BDC-Mitglieder von ihr versprechen: Ein profilierter und engagierter Dienstleister zur Unterstützung der chirurgischen Weiter- und Fortbildung in dem großen und faszinierenden Fach Chirurgie!
Autor des Artikels
Prof. Dr. med. Joachim Jähne
Senator der Deutschen Gesellschaft für ChirurgieChefarzt der Klinik für Allgemein- und ViszeralchirurgieDiakovere Friederikenstift und HenriettenstiftMarienstr. 72-9030171Hannover kontaktierenWeitere Artikel zum Thema
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