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Die Situation in Ghana

In dem westafrikanischen Staat Ghana besteht eine vielfach höhere Sterblichkeitsrate bei Kindern als bei uns in Deutschland. Vor allem Kinder unter fünf Jahren führen die traurigen Statistiken an, weil eine entsprechende Versorgung fehlt oder die Eltern keine finanziellen Ressourcen besitzen. Eine gesetzliche Absicherung durch eine Krankenversicherung existiert nicht. Bei Bürgern, die die monatlichen Beiträge nicht aufbringen, werden Behandlungen nur gegen Bargeld ausgeführt. Darunter leiden vor allem die Jüngsten, die bei Krankheiten wie z. B. Malaria oft keine Überlebenschancen besitzen, obwohl dies mit entsprechenden Behandlungsmethoden leicht vermeidbar wäre.

Der Auslöser

Diese Situation beobachtete Dr. Samuel Okae im Jahr 2005 während seines Medizinstudiums an der Charité in Berlin, als er für ein Malariaprojekt in sein Heimatland zurückkehrte. Mit den extremen Unterschieden der europäischen und ghanaischen medizinischen Versorgung vor Augen wuchs das dringende Bedürfnis, diesen Diskrepanzen entgegenzuwirken. Nach langen Überlegungen, wie in dem sehr armen Land ohne jegliche Unterstützung seitens des Staates Abhilfe möglich sei, reifte eine Idee in ihm. Aus den Gedanken wuchs die Vision eines Krankenhauses, in dem Kinder unter fünf Jahren kostenfrei behandelt werden, wenn die Eltern finanziell nicht in der Lage sind, die Behandlung zu bezahlen.

Die Idee

Nach der Fertigstellung und Inbetriebnahme soll das Krankenhaus überwiegend autark funktionieren. Die kostenfreie Behandlung der Kinder unter fünf Jahren wird durch eine Querfinanzierung ausgeglichen. Finanzstärkere Ghanaer fliegen momentan aufgrund fehlender Alternativen für medizinische Behandlungen ins Ausland. Zukünftig wird diesen Patienten durch ein Krankenhaus mit europäischem Standard die bequemere inländische Möglichkeit geboten. Somit kann parallel durch die Einnahmen eine Behandlung von Kindern, deren Eltern die Behandlung nicht bezahlen können, erfolgen. Dieses Prinzip der Solidaritätsmedizin ist der Leitfaden bei der Umsetzung der gesamten Vision.

Der Weg

Dr. Okae

Nach Beendigung des Studiums erfolgte 2008 die erste Anstellung im St. Josef-Hospital in Dortmund. Um für die spätere Rückkehr nach Ghana eine breitere Wissensbasis aufzubauen, erfolgte nach einiger Zeit der Wechsel zum Klinikum Dortmund, wo er als Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie arbeitete. Aus diesem Grund geschah auch 2020 die berufliche Veränderung als Oberarzt zur Paracelsusklinik in Hemer. In der Zwischenzeit gründete er eine Familie und ist Vater von fünf Kindern.

Das Krankenhaus

Mit eigenen Mitteln kaufte Dr. Okae 2011 in der Nähe von der Hauptstadt Accra ein Grundstück, auf dem die Klinik entstehen sollte. Ein befreundeter Ingenieur übernahm die Planung und organisatorische Arbeiten (Baugenehmigungen etc.).

Mit der Einsicht, dass ein komplettes Krankenhaus nicht allein finanziert werden kann, begann der deutsche Anteil an der Mission. Seit diesem Zeitpunkt werden hier bei uns mithilfe von Öffentlichkeitsarbeit Sach- und Geldspenden gesammelt.

Der Verein

Aus dieser Notwendigkeit heraus gründete Dr. Okae im Jahr 2016 den gemeinnützigen Verein „Hilfe für Krankenhausbau und Nothilfe in Ghana e.V.“

Elektrisiert von der Idee der Solidaritätsmedizin fanden sich schnell Mitglieder und Helfer. Durch die Öffentlichkeitsarbeit in den Print- und E-Medien sowie Rundfunk wurde das Interesse bei den Menschen geweckt und Geldspenden generiert. Die Bekanntheit wurde auch intensiviert durch Aktivitäten bei Veranstaltungen, so dass mit der Zeit immer mehr Sachspenden von Krankenhäusern, Praxen, Apotheken und Firmen zur Verfügung gestellt wurden. Um diese abzubauen, zu transportieren und nach Ghana zu verschiffen wird die Hilfe der Vereinsmitglieder dankbar angenommen.

Aktuelle Situation

Dr. Okae

Weiterhin unermüdlich verfolgt er das Projektziel und nimmt in der Freizeit verfügbare Nachtschichten sowie Bereitschaften als Notarzt an. Gemeinsame Urlaube mit der Familie finden nicht statt, die kostbare Zeit wird genutzt, um zweimal im Jahr die Baustelle zu besuchen. Bei diesen Aufenthalten werden die Bautätigkeiten begutachtet, die weiteren Schritte besprochen und eingeleitet, aber auch sehr viel tatkräftige Eigenleistung in den Bau gesteckt.

Abb. 1: Helfer vor einem Container mit Spenden

Der Krankenhausstandort

Der Standort befindet sich in Wachild Estate Sapeiman, Accra. Sapeiman ist ein Wohnvorort in der Greater Accra Region. Mit der verlockenden Aussicht auf ein großes Krankenhaus mit viel Publikumsfrequenz siedelten sich in den letzten Jahren viele Unternehmen und Bürger rundherum auf den ehemaligen Freiflächen an. Es entstanden Ladenlokale für Lebensmittelmärkte, Bekleidungsgeschäfte und vieles mehr. Direkt an der Grundstücksgrenze errichtete die Gemeinde eine Polizeidienststelle, so dass die Baustelle und die gelagerten Sachspenden unter ständiger Beobachtung stehen.

Das Krankenhausgebäude

Im Februar 2019 erfolgte der Eintrag in das Handelsregister. Nun hat das Krankenhaus den Namen: „Promedis Specialist Hospital“.

Die Planung des Gebäudes wurde von der Ersterstellung im Jahre 2010 bis zum heutigen Tag ständig angepasst. Das Krankenhaus umfasst nun circa 130 Betten für folgende Abteilungen:

  • Kinderheilkunde
  • Geburtshilfe und Frauenheilkunde
  • Innere Abteilung
  • Orthopädie
  • Unfallchirurgie

Die Nutzfläche je Etage beträgt im Hauptgebäude 1.250 qm und im erweiterten Erdgeschoss 800 qm, so dass das gesamte Gebäude bei der Inbetriebnahme über eine Fläche von 4.550 qm verfügt.

Fortschritte auf der Baustelle

Mittlerweile ist das Hauptgebäude zu 80 Prozent fertiggestellt und mit der Erweiterung des Erdgeschosses wurde Ende letzten Jahres begonnen. Eine Biogas-Anlage zur Verarbeitung der anfallenden Fäkalien wurde gebaut, das erzeugte Gas wird für die Bewirtschaftung der Küche verwendet. Familienmitglieder von Dr. Okae überwachen und organisieren gemeinsam mit einem zuverlässigen Vorarbeiter die Arbeiten vor Ort, ordern Baumaterialien und berichten regelmäßig in Form von Bildern und Videos.

Situation in Deutschland

Durch die große Spendenbereitschaft an Sachspenden musste in der Nähe von Dortmund ein Standort für die Überseecontainer gefunden werden, wo sie bis zur vollständigen Befüllung und abschließenden Abholung sicher gelagert sind. So warten auch ein Notstromaggregat sowie eine Spende eines Krankenhauses aus Schwerte, immer wieder neue Fliesen (bisher ca. 100t) und viele weitere wertvolle Sachspenden auf die sechs Wochen dauernde Verschiffung nach Ghana. Zurzeit stehen vier Container auf dem Gelände, deren Volumen bis zum Ende des Jahres aufgefüllt ist. Die nächste Abholung nach Rotterdam erfolgt im August, damit die Materialien beim Arbeitseinsatz im November auf der Baustelle vorhanden sind. Bedingt durch die weltweiten Entwicklungen stiegen die Frachtkosten pro Container leider auf 15.000 Euro, was einen gestiegenen finanziellen Aufwand erfordert.

Abb. 2: Drohnenfoto des Krankenhauses „Promedis Specialist Hospital

Abb.3: Bettensaal imPromedis Specialist Hospital

Planungen

Mithilfe der Medien fanden sich humanitäre Helfer, die auf eigene Kosten nach Ghana fliegen und dort ihr Know-how ergänzend zu den einheimischen Arbeitern auf der Baustelle einsetzten. Vor allem Handwerker:innen, wie z. B. Fliesenleger:innen, Maler:innen und Dachdecker:innen, halfen bereits tatkräftig mit. Der dritte Einsatz dieser wertvollen Unterstützung vor Ort ist für November 2022 terminiert.

Vermittelt durch Vereinsmitglieder sagten „Ärzte ohne Grenzen“ bereits jetzt ihre Unterstützung nach der Inbetriebnahme in der Eröffnungsphase zu, dasselbe trifft auch auf „Surgical Mission“ zu.

Abb. 4: Notstromaggregat

Weitere Hilfe

Die Pandemie, die Flutkatastrophe letztes Jahr und der Krieg in der Ukraine haben weitreichende Konsequenzen, aber leider auch monetäre Auswirkungen für humanitäre Projekte nach sich gezogen. Ergänzend zu den umfangreichen Sachspenden benötigt das Krankenhaus noch wichtige medizinische Geräte.

BENÖTIGTE SACHSPENDEN

Es fehlen:

  • 3 mobile OP-Tische
  • Leichte OP-Lampen
  • Ruhe- und Langzeit-EKGs
  • 5 CTGs
  • 4 Baby-Wärmestrahler
  • 2 Waschmaschinen und
  • 2 Trockner, Füllmengen für den Krankenhausbetrieb geeignet
  • Mehrere medizinische Kühlschränke
  • Geldspenden für Laborgeräte, diese müssen aufgrund der turnusmäßigen Servicenotwendigkeit vor Ort gekauft werden
  • 1 Bettenaufzug, dringend benötigt, da er Voraussetzung für die Eröffnung ist
  • 1 Photovoltaik-Anlage

Durch das instabile Stromnetz in Ghana muss für laufende Operationen, Nachversorgung, medizinische Überwachung und die Notbeleuchtung eine unabhängige Stromversorgung vorhanden sein, die bei Bedarf sofort einspringt. Hierfür vorgesehen ist das Notstromaggregat. Idealerweise könnten die klimatischen Bedingungen ökologisch wertvoller und nachhaltiger genutzt werden. Bisherige Gespräche für Fördermittel blieben leider ohne Ergebnis.

Seit der Idee und dem Baubeginn ist schon viel geschehen und erreicht. Trotz aller Schwierigkeiten der letzten Monate läuft das Projekt zwar langsamer als gedacht, aber stetig voran. Damit die Inbetriebnahme schnellstmöglich erfolgen kann, bitten wir um Ihre Unterstützung und Spenden.

SPENDENAUFRUF

Für den Krankenhausbau und die Nothilfe in Ghana

Bei Sachspenden wenden Sie sich bitte an:
Frau Peggy Griewel
Telefon: +49 176 625 11 434
[email protected]

Das Spendenkonto für Banküberweisungen:
Hilfe für Krankenhausbau in Ghana e.V.
IBAN: DE41440400370322221300
BIC: COBADEFFXXX
Commerzbank

Falls Ihr Interesse geweckt wurde, entnehmen Sie weitere Informationen der Internetseite: www.krankenhaus-ghana.com

Dr. med. Samuel Okae

Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, spezielle orthopädische Chirurgie

Endo-Prothetik-Zentrum

Paracelsus-Klinik Hemer

Breddestr. 22

58675 Hemer

Panorama

Okae S: Das Projekt „Krankenhaus Ghana“ – eine Vision aus der Not geboren. Passion Chirurgie. 2022 September; 12(09): Artikel 09_01.

Diesen Artikel finden Sie auf BDC|Online (www.bdc.de) unter der Rubrik Wissen | Panorama.

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