Seit Anfang 2019 gibt es eine deutsche Gruppe des „International Student Surgical Network InciSioN“, InciSioN Germany-junge DTC, die sich zum Thema Globale Chirurgie engagiert. Doch was heißt das genau?
Was ist Globale Chirurgie?
Fünf von sieben Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sicherer chirurgischer Versorgung, wenn sie diese benötigen. 18 Millionen Tode könnten jedes Jahr durch die Verfügbarkeit von chirurgischer, anästhesiologischer und geburtshilflicher Behandlung verhindert werden. Chirurgisch zu versorgende Krankheiten machen ca. 30 Prozent des „global burden of disease“ aus.
Besonders schwerwiegend ist die mangelnde Versorgung in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen (LMIC). Nur 6,5 Prozent der weltweiten Operationen werden in LMIC durchgeführt, obwohl dort der Großteil der Menschen lebt, die chirurgische Versorgung benötigen. Dieser Problematik liegen unterschiedliche Umstände zugrunde. Einerseits gibt es an vielen Orten zu wenig qualifizierte ChirurgInnen und diese sind oft an wenigen Zentren konzentriert. Andererseits fehlt es vielen PatientInnen an Geld für die Behandlung, es gibt keine Transportmöglichkeit ins Krankenhaus oder der modernen Medizin wird nicht vollständig vertraut. All diese Faktoren tragen dazu bei, dass viele Menschen nicht die erforderliche chirurgische Versorgung bekommen.
Trotzdem wurde der Chirurgie für lange Zeit nur eine kleine Rolle in der Globalen Gesundheit zugesprochen. Paul Farmer, eines der Urgesteine der Globalen Chirurgie, hat diese im Jahr 2008 als das „neglected stepchild of global health“ bezeichnet.
2015 veröffentlichte die Lancet Commission on Global Surgery den Report „Global Surgery 2030”, in dem die Relevanz der chirurgischen Versorgung betont und Ziele für die Zukunft definiert wurden. Im Jahr 2017 beschloss auch die WHO, dass sich die chirurgische Versorgung auf der Welt verbessern müsse. Dennoch gibt es noch viel zu tun.
Was ist InciSioN?
Mit diesen und weiteren Themen der Globalen Gesundheit setzt sich das weltweite Studierendennetzwerk „IncisioN – International Student Surgical Network“ auseinander, das aus ca. 5.000 Mitgliedern in über 80 Ländern besteht.
Unsere Arbeit gründet sich auf die Säulen „Education“, „Advocacy“ und „Research“. „Education“ beinhaltet zum Beispiel durch Workshops, Webinare und Journal Clubs, mit denen auf das Thema Globale Chirurgie aufmerksam gemacht werden soll, um angehenden MedizinerInnen schon während ihrer Ausbildung die Problematik, aber auch Möglichkeiten des Engagements, aufzuzeigen. Mit „Advocacy“ soll das Thema dann in die Öffentlichkeit getragen werden, damit die politischen und gesellschaftlichen Weichen für eine adäquate chirurgische Versorgung gestellt werden können. Und schließlich möchten wir durch „Research“ unsere Argumente mit Daten untermauern. Durch das internationale Netzwerk ist es möglich, Daten aus unterschiedlichen Teilen der Welt zu vergleichen. Dabei werden besonders Studierenden aus LMIC unterstützt, da es ihnen oft an Möglichkeiten fehlt, sich an Forschungsarbeiten zu beteiligen. All diese Aktionen finden einerseits auf internationaler Ebene statt, andererseits organisieren die nationalen Arbeitsgruppen auch ihre eigenen Aktionen und Projekte.
Was ist InciSioN Germany – junge DTC?
Die deutsche Arbeitsgruppe von InciSioN gibt es seit Januar 2019. Wir haben uns als nationale Gruppe von InciSioN und gleichzeitig als Studierendengruppe der Deutschen Gesellschaft für Tropenchirurgie (DTC) gegründet und nennen uns daher: „InciSioN Germany – junge DTC“.
Unser Ziel ist es, Studierende und AssistenzärztInnen zu vernetzen, die sich für das Thema Globale Chirurgie (inkl. Anästhesie und Geburtshilfe) interessieren, und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich durch die Unterstützung von Projekten und Veranstaltungen für eine bessere chirurgische Versorgung zu engagieren.
Das erste halbe Jahr unseres Bestehens haben wir vor allem dem Aufbau der Gruppe gewidmet. Dazu haben wir zwei Webinare und einen Workshop angeboten, um unseren Mitgliedern das Thema Globale Chirurgie näherzubringen. Außerdem haben wir an Veranstaltungen des internationalen InciSioN Netzwerks teilgenommen: So war InciSioN Germany-junge DTC auf dem InciSioN Global Surgery Symposium in Kigali, Rwanda, und als Teil der InciSioN Delegation auf der World Health Assembly in Genf vertreten. Nun möchten wir uns konkreten Projekten aus dem Bereich Globale Chirurgie, in Zusammenarbeit mit anderen InciSioN Gruppen, annehmen. Zum Beispiel planen wir mit InciSioN Democratic Republic of Congo ein Projekt, das Studierende an die Forschung in Globaler Chirurgie anhand eines konkreten Forschungsprojektes heranführen soll. In Malawi haben wir gemeinsam mit der DTC und InciSioN Malawi die Grundsteine für ein kinderchirurgisches Training ins Leben gerufen. Doch für ein Engagement in Globaler Chirurgie ist der Blick in die Ferne nicht unbedingt nötig. Hier in Deutschland sind wir in die Planung des Jahrestreffens der DTC, dem „Global Surgery Symposium-Infections, Education, Technology“, involviert. Dort wird es praktische Workshops und mehrere Sessions von und für Studierende und zum Thema Ausbildung in der Chirurgie geben.
Wie kann man sich bei InciSioN Germany-junge DTC engagieren?
Wir freuen uns immer über neue Mitglieder! Bei Interesse schreibt uns einfach eine E-Mail an [email protected]. Folgt uns gern auch unter @IncisionGER auf Twitter und Facebook. Willkommen ist auch die Unterstützung von erfahrenen ChirurgInnen, die uns entweder als MentorInnen zur Seite stehen möchten oder sich vorstellen können, Studierende in ihre internationalen Projekte einzubinden.
Ganz herzlich möchten wir alle Interessierten zum Global Surgery Symposium der DTC vom 25. bis 27. Oktober in Lübeck einladen. Eine spannende Gelegenheit, um Studierende und ÄrztInnen kennenzulernen, die sich zum Thema Globale Chirurgie engagieren. Mehr Informationen unter: www.tropenchirurgie.org.
Literatur
[1] Meara JG, Leather AJM, Hagander L, et al. Global Surgery 2030: Evidence and solutions for achieving health, welfare, and economic development. Lancet. 2015;386(9993):569-624. doi:10.1016/S0140-6736(15)60160-X.
[2] Farmer PE, Kim JY. Surgery and global health: A view from beyond the OR. World J Surg. 2008;32(4):533-536. doi:10.1007/s00268-008-9525-9.
Steinle J: Chirurgische Versorgung für Alle – Studentisches Engagement in der Globalen Chirurgie. Passion Chirurgie. 2019 Oktober, 9(10): Artikel 04_02.
Autor des Artikels
Julia Steinle
Bundesvorsitzende von InciSioN, Germany-junge DTC, Medizinstudentin im 9. SemesterInstitut für molekulare Nephrologie, AG Brandt, Medizinische Klinik D, Albert- SchweitzerUniversitätsklinikum MünsterCampus 148149Münster kontaktieren
Das orthopädische und unfallchirurgische Gebiet deckt die Operation und Rekonstruktion der Verletzungen des Bewegungsapparates ab. Als Arzt/Ärztin kümmert man sich um die gesamte endoprothetische Versorgung des Skelettsystems und die minimalinvasive Gelenkchirurgie.
Jeden Monat zwei neue Webinartermine: Der BDC bietet die Webinarreihen „Chirurgie aktuell“ und „Leitlinien in der Chirurgie“ an. Nehmen Sie interaktiv per Chat teil. Oder sehen Sie die bereits vergangenen Sessions bequem on demand an. www.bdc-eakademie.de
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Die Diskussion um das Thema „Frauen in der Chirurgie“ gewinnt in der letzten Zeit zunehmend Interesse. Insbesondere, weil die Chirurginnen auf sich aufmerksam machen. „Chirurginnen“ von Volker Klimpel erscheint also genau zum richtigen Zeitpunkt.
Im April 2005 fanden auf Initiative von Prof. Rothmund, damaliger Präsident der DGCH, auf dem Chirurgenkongress sowie später mit der Gründung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) zwei Ereignisse statt, welche das Thema Patientensicherheit in den Fokus der breiten Öffentlichkeit rückten. In der chirurgischen Gemeinschaft und darüber hinaus waren sie Startschuss für koordinierte Initiativen und mittlerweile etablierte Maßnahmen.
Mit anderen Worten: Die Patientensicherheitsbewegung in Deutschland feiert ihren 10. Geburtstag!
Lesen Sie die Ergebnisse einer Umfrage, aber auch weitere Beiträge zum Thema in dieser neuen Ausgabe der Passion Chirurgie!
„Notfälle in der Chirurgie“: Kaum ein anderes Thema kann die Gemeinsamkeiten und die Vielfältigkeit der Chirurgie so gut widerspiegeln. Der Chirurg ist der Primärarzt bei Verletzungen und Schmerzen. Interdisziplinarität, spezielle Fachgebietskenntnisse und Teamwork mit gemeinsamen Handeln sind im Rahmen einer patientenorientierten chirurgischen Notfallversorgung unabdingbar.
Deshalb war genau dieses Thema Schwerpunkt beim diesjährigen Bundeskongress Chirurgie und wir präsentieren Ihnen einige der besten Vorträge in dieser gleichnamigen Ausgabe der Passion Chirurgie in schriftlicher Form.
Mit dem voranschreitenden Zusammenwachsen Europas ist auch die Vereinheitlichung von Normen und gesetzlichen Bestimmungen verbunden. Während man dieser Entwicklung beim Thema „Europäische Gemüsestandards” vergleichsweise gelassen entgegensehen kann, sind die Anstrengungen des Europäischen Kommitees für Normung (CEN bzw. CENELEC) im Bereich Medizin doch wesentlich brisanter.
Mit dieser Ausgabe unserer Mitgliederzeitschrift wollen wir Sie über die für uns Chirurginnen und Chirurgen relevanten Player auf dem Parkett der europäischen Gesundheitspolitik sowie über konkrete Initiativen mit BDC-Beteiligung informieren. Nur so können wir zumindest versuchen, unsere Erfahrungen und Errungenschaften in Behandlung und Qualitätsmanagement in den europäischen Prozess einzubringen.
Erstaunlicherweise – und das zeigt sich auch in den interessanten Erfahrungsberichten dieser Ausgabe – ist Teilzeit immer noch vorwiegend ein Thema für Frauen. Obwohl sich auch männliche Mediziner in Umfragen Teilzeitregelungen und mehr Zeit für sich und ihre Familie wünschen, werden diese Optionen von Männern seltener wahrgenommen. Zu groß ist die Angst vor einem Karriereknick.
Unsere Autoren sprechen die Schwierigkeiten von Teilzeitregelungen an: Nicht alle Positionen sind einfach auf mehrere Personen aufteilbar, Kompromisse und eine langsamere Entwicklung der Karriere sind gerade in der Weiterbildung unausweichlich. Doch die Vorteile eines modernen, sinnvoll auf die Bedürfnisse von Ärzten, Klinikleitung und Patienten abgestimmten Teilzeitsystems liegen auf der Hand und erhöhen die Attraktivität unseres Fachgebietes.