Unser Neues Format BDC|Schnittstelle präsentiert ab sofort im monatlichen Turnus Persönlichkeiten aus den BDC|Landesverbänden. Den Anfang macht Dr. Ralf Schmitz, Vorsitzender des Landesverbands BDC|Schleswig-Holstein und Sprecher der Landesverbände.
1. Herr Dr. Schmitz, welchen Auftrag haben Sie sich für Ihren Landesverband auf die Fahne geschrieben?
Die medizinische Versorgung ist in Deutschland föderal organisiert. Dies bedeutet, dass sich sowohl die Krankhausstrukturen als auch die vertragsärztliche Versorgung regional in den einzelnen Ländern deutlich unterschiedlich darstellen können. Meine Aufgabe als Landesverbandsvorsitzender des BDC ist es, den Mitgliedern in Schleswig-Holstein die Auswirkungen der Gesundheitspolitik zu kommunizieren und Hilfestellung bei unterschiedlichen Projekten zu geben, wie etwa die Organisation von Weiterbildungsverbünden oder die Gestaltung einer intersektoralen Versorgung. Als Sprecher der Landesverbandsvorsitzenden wiederum fällt es mir zu, die großen Themen der Gesundheitsversorgung und die regional unterschiedliche Ausgestaltung im Rahmen von Veranstaltungen zu thematisieren, zu diskutieren und Leuchttürme zu identifizieren, die als Vorbild für eine verbesserte Versorgung in den übrigen Regionen dienen könnten.
2. Welches Thema liegt Ihnen für Ihre Region in den nächsten Jahren besonders am Herzen?
Ganz klar zwei Themenblöcke, die eng miteinander verbunden sind: Zum einen ist es die Ausgestaltung der Weiterbildung unseres chirurgischen Nachwuchses, zum anderen die Verbesserung der medizinischen Versorgung über die Sektorengrenzen hinweg. Ganz konkret geht es mir um eine bessere Vernetzung und Kooperation zwischen Krankenhaus, MVZ und Praxis auf kollegialer Basis.
3. Wie möchten Sie Ihre Themen mit ihrem Verband anpacken? Was sind die Hürden?
Auch wenn ich selbst als niedergelassener Vertragsarzt in einem MVZ dem ambulanten Versorgungssektor zugehörig bin, so habe ich immer Wert daraufgelegt, die klinikspezifischen Probleme in gleichem Umfang zu adressieren. Um eine signifikante Verbesserung der intersektoralen Versorgung zu erreichen, braucht es handelnde Personen in den beiden Sektoren, die sich vertrauen und offen sind für Veränderungen. Problematisch wird es immer dann, wenn pekuniäre Interessen im Vordergrund stehen und das Gefühl aufkommt, der andere Sektor will einem etwas wegnehmen. Erfreulicherweise mache ich die Erfahrung, das von beiden Seiten eine engere Kooperation immer mehr gewünscht wird.
4. Welche Verantwortung und welchen Einfluss auf die Politik haben die Landesvertretungen des BDC aus Ihrer Sicht?
Die Landesverbände des BDC können und sollen Einfluss in den ärztlichen Standesorganisationen ausüben, also in Ärztekammer, Kassenärztlicher Vereinigung und Krankenhausgesellschaft. Zudem sollte auch immer der Kontakt zu Landespolitikern und Abgeordneten des Bundestages gesucht werden, letztendlich also den politischen Entscheidern. Diese zugegebenermaßen begrenzten Gestaltungsräume gilt es zu nutzen. Nur durch eine solche Art von Lobbyismus besteht die Möglichkeit, Verbesserungen in der medizinischen Versorgung in unserem Sinne zu erreichen.
5. Was wünschen Sie sich für Ihren Landesverband und die BDC-Landesverbände in den nächsten Jahren?
Nach innen gilt es mehr denn je zu einer Einheit zu finden. Die Chirurgie ist sehr vielfältig, nicht nur wegen der acht Säulen und einer zunehmenden Zahl an Subspezialisierungen. Es gibt den ambulanten Bereich, den Krankenhaussektor, die Einsatzchirurgie in der Bundeswehr und immer größer werdende intersektorale Versorgungsbereiche. Eine sinnvolle und zielorientierte Ausgestaltung dieser verschieden Felder ist nur möglich, wenn wir uns in der Chirurgie als Einheit begreifen und dies auch nach außen kommunizieren. Nur so werden wir wahrgenommen. Ist dies nicht der Fall kommt der alte Caesar wieder ins Spiel: divide et impera – und damit würde uns die Gestaltungsmöglichkeit genommen.
6. Warum lohnt sich als BDC-Mitglied ein Engagement in den Landesverbänden? Wer kann für ein Mandat kandidieren?
Nicht meckern – sondern machen! Das ist meine Devise. Ich kann nur jeder Kollegin und jedem Kollegen empfehlen, die eigene Kreativität und die eigenen Ideen nicht für sich zu behalten, sondern in diversen Gremien publik zu machen und Mitstreiter zu suchen. Das muss nicht immer eine Mitarbeit im Vorstand eines Landesverbandes des BDC, sondern darf auch eine Kandidatur in Ärztekammer oder KV sein. Natürlich bedeutet ehrenamtliches Engagement immer auch eine zeitliche Belastung, und auch eine gewisse Frustrationstoleranz sollte idealerweise mitgebracht werden. Dann aber kann berufspolitisches Engagement durchaus befriedigend sein und zu positiven Veränderungen führen. Nur eins ist sicher: Eine Veränderung in die gewünschte Richtung ist nur mit dem Engagement möglichst vieler möglich, ohne ein solches ist eine Besserung ausgeschlossen!
Kurzporträt Dr. Ralf W. Schmitz Geboren 1962 in Kleve am Niederrhein. Nach dem Abitur 1981 Aufnahme des Medizin-Studiums 1982 in Kiel. 1986 Auslandssemester an der University of Southern California in Los Angeles, USA. Amerikanisches medizinisches Staatsexamen 1987 und deutsches Staatsexamen 1988.
Beginn der chirurgischen Ausbildung im Kreiskrankenhaus Eckernförde unter Leitung von Dr. O.F. Besch im Jahr 1989. Im gleichen Jahr Promotion zum Doktor der Medizin. 1990 truppenärztliche Tätigkeit im Marinestützpunkt Kiel und Ausbildung zum Taucherarzt am Schifffahrtsmedizinischen Institut der Marine in Kronshagen. 1991 Wiederaufnahme der Weiterbildung in Eckernförde. Über viele Jahre Tätigkeit als Notarzt. 1996 Facharztanerkennung Chirurgie. Ein Jahr später Wechsel in die Unfallchirurgische Klinik der Christian-Albrechts-Universität (CAU) Kiel, heute UKSH. Dort Weiterbildung unter Professor Dr. D. Havemann und Professor Dr. H.-J. Egbers. Anerkennung als Arzt für Unfallchirurgie 1999. 2007 Anerkennung als Facharzt für Orthopädie.
Dr. Schmitz ist seit Januar 2000 als Vertragsarzt in Kiel niedergelassen und hat 2006 das MVZ Chirurgie mitgegründet. Mit der Unfallchirurgischen Klinik des UKSH Campus Kiel besteht eine enge Kooperation. Es liegt eine gemeinsame Verbundweiterbildungsermächtigung (Modellprojekt Kiel) vor und es besteht eine enge Zusammenarbeit im TraumaNetzwerk Nord.
Dr. Schmitz engagiert sich stark auf berufspolitischer Ebene. Im BDC ist er seit 2011 der Landesvorsitzende in Schleswig-Holstein. Seit 2019 ist er Sprecher aller Landesverbandsvorsitzenden und leitet zudem das Referat Niedergelassene Chirurgen (RNC). Als solcher ist er Mitglied im erweiterten Vorstand des BDC. Im neuen Themenreferat Krankenhausstrukturen, intersektorale Versorgung und Nachhaltigkeit engagiert er sich für eine bessere Zusammenarbeit über die Sektorengrenzen hinweg.
Der BDC|Landesverband Schleswig-Holstein Der Landesverband Schleswig-Holstein des BDC hat etwas mehr als 500 Mitglieder. Die jährlich stattfindenden Jahrestagungen befassen sich seit vielen Jahren mit den Themen Weiterbildung und Verbesserung der Versorgung über die Sektorengrenzen hinweg. In diesem Zusammenhang wurde schon 2015 mit Unterstützung der Ärztekammer Schleswig-Holstein das Modellprojekt Chirurgische Verbundweiterbildung Kiel implementiert, ein Projekt, dass bundesweit Beachtung gefunden hat. Der Verband wird aktuell geleitet durch den niedergelassenen Unfallchirurgen Dr. Ralf Schmitz und seinen Stellvertreter Dr. Michael Müller, leitender Oberarzt der Klinik für Unfallchirurgie am UKSH Kiel. Die niedergelassenen Chirurginnen und Chirurgen werden vertreten durch den Handchirurgen Professor Dr. Tobias Kisch, den Viszeralchirurgen Dr. Bertram Wittrin und auch Dr. Schmitz.
Beim Nachwuchsreferat im BDC wird es nicht langweilig und die Themen gehen uns nicht aus: Der Mangel an chirurgischem Nachwuchs ist ein Dauerbrenner in der Diskussion um die Zukunft unseres Fachs. Trotz der schon bestehenden verschiedensten Bemühungen bleibt die Frage drängend: Wie können wir die Attraktivität der Chirurgie als Berufsfeld weiter und vor allem nachhaltig steigern?
Der DCK 2025 ist gestartet (26. bis 28. März 2025)! DGCH-Präsident Professor Dr. Udo Rolle lädt herzlich zur Teilnahme ein. Das Motto lautet „Sichere Chirurgie für alle“. Gemeint ist damit größtmögliche Patientensicherheit durch den flächendeckenden und routinemäßigen Einsatz von chirurgischen Checklisten und Qualitätsstandards. Der BDC ist mit zahlreichen Sitzungen und Workshops vertreten.
Der BDC hat unter Einbeziehung der Anästhesie eine Vereinbarung mit der Pathologie getroffen, mit deren Hilfe mögliche Auseinandersetzungen um Honoraranteile aus H-DRGs vermieden werden sollen. Bekanntlich sind pathologische Leistungen Bestandteil der Hybrid-DRG mit der Folge, dass diejenige Einrichtung, die ein solches H-DRG abrechnet, die Pathologie aus diesem Honorar bezahlen muss, weil eine kassenärztliche Überweisung grundsätzlich nicht erlaubt ist.
Korrespondierende:r Autor:in
Olivia Päßler
Presse- & ÖffentlichkeitsarbeitBerufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC)Luisenstraße 58/5910117Berlin
Der Berufsverband der Deutschen Chirurgen engagiert sich seit Jahrzehnten für eine hohe Weiterbildungsqualität im Gebiet Chirurgie. In Zusammenarbeit mit der DGCH und den chirurgischen Fachgesellschaften wurden seit der Jahrtausendwende im Rahmen einer gemeinsamen Weiterbildungskommision Grundlagen für eine moderne und anspruchsvolle Weiterbildung gelegt: Beginnend mit der Einigung auf Weiterbildungsziele in den einzelnen Fachgebieten, über die Gründung von Weiterbildungsakademien für Fachärzte und Weiterbilder, bis zur Entwicklung und Umsetzung von Weiterbildungskonzepten in verschiedensten Medien.
Ein besonderer Schwerpunkt, auf den lange hingearbeitet wurde, ist die Ausbildung von Weiterbildern unter dem Leitwort “Train-the-Trainer”/Mastertrainer. Die Ergebnisse dieser Arbeit dürfen wir Ihnen in diesem Schwerpunktheft unserer Mitgliederzeitschrift ausführlich vorstellen.
Im April 2005 fanden auf Initiative von Prof. Rothmund, damaliger Präsident der DGCH, auf dem Chirurgenkongress sowie später mit der Gründung des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS) zwei Ereignisse statt, welche das Thema Patientensicherheit in den Fokus der breiten Öffentlichkeit rückten. In der chirurgischen Gemeinschaft und darüber hinaus waren sie Startschuss für koordinierte Initiativen und mittlerweile etablierte Maßnahmen.
Mit anderen Worten: Die Patientensicherheitsbewegung in Deutschland feiert ihren 10. Geburtstag!
Lesen Sie die Ergebnisse einer Umfrage, aber auch weitere Beiträge zum Thema in dieser neuen Ausgabe der Passion Chirurgie!
„Notfälle in der Chirurgie“: Kaum ein anderes Thema kann die Gemeinsamkeiten und die Vielfältigkeit der Chirurgie so gut widerspiegeln. Der Chirurg ist der Primärarzt bei Verletzungen und Schmerzen. Interdisziplinarität, spezielle Fachgebietskenntnisse und Teamwork mit gemeinsamen Handeln sind im Rahmen einer patientenorientierten chirurgischen Notfallversorgung unabdingbar.
Deshalb war genau dieses Thema Schwerpunkt beim diesjährigen Bundeskongress Chirurgie und wir präsentieren Ihnen einige der besten Vorträge in dieser gleichnamigen Ausgabe der Passion Chirurgie in schriftlicher Form.
Mit dem voranschreitenden Zusammenwachsen Europas ist auch die Vereinheitlichung von Normen und gesetzlichen Bestimmungen verbunden. Während man dieser Entwicklung beim Thema „Europäische Gemüsestandards” vergleichsweise gelassen entgegensehen kann, sind die Anstrengungen des Europäischen Kommitees für Normung (CEN bzw. CENELEC) im Bereich Medizin doch wesentlich brisanter.
Mit dieser Ausgabe unserer Mitgliederzeitschrift wollen wir Sie über die für uns Chirurginnen und Chirurgen relevanten Player auf dem Parkett der europäischen Gesundheitspolitik sowie über konkrete Initiativen mit BDC-Beteiligung informieren. Nur so können wir zumindest versuchen, unsere Erfahrungen und Errungenschaften in Behandlung und Qualitätsmanagement in den europäischen Prozess einzubringen.