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»Amandine Cormier, Journalistin beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen, hat 2024 den BDC-Journalistenpreis für ihre Reportage „Lebensretter im OP – ein Tag in der Herzchirurgie“ erhalten. Die Veröffentlichung der Reportage war am 01. November 2023 auf dem YouTube-Kanal BASIS:KIRCHE.

In dem Beitrag begleiten Cormier und ihr Team ihren Protagonisten, einen Herzchirurgen, in seinem Berufsalltag, der geprägt ist von Verantwortung, Präzision, Teamarbeit und, wie er es ausdrückt, Demut. Der Oberarzt einer herzchirurgischen Klinik stellt dabei auch die Grenzen der therapeutischen Möglichkeiten, die Arbeit im Team und den Umgang mit Verantwortung und potenziellem Scheitern dar.

Die Journalistin konnte sich mit ihrem Beitrag gegen 13 Konkurrentinnen und Konkurrenten durchsetzen. Die Jury begründet ihre Entscheidung so: „Die Redakteurin und ihr Team stellen den Arbeitsalltag des jungen Herzchirurgen mit seinen körperlichen und emotionalen Herausforderungen anschaulich und einfühlsam dar. Ein fundierter und wertvoller Beitrag für ein besseres Verständnis der Chirurgie, ihrer Herausforderungen und ihrer Faszination.“

Die Preisträgerin Amandine Cormier im Interview mit der BDC-Presseverantwortlichen Olivia Päßler.

» Zur Person

Amandine Cormier
Journalistin beim Evangelischen Kirchenfunk Niedersachsen-Bremen

(Olivia Päßler) Welche Rolle hatten Sie bei der Produktion? Wer war noch beteiligt und in welcher Funktion?

Amandine Cormier (AC) Meine Rolle war die der Videoredakteurin und Cutterin. Das bedeutet, dass ich die Reportage geplant und organisiert sowie vor Ort redaktionell geleitet habe. Im Anschluss habe ich das Material geschnitten. Vor Ort war außerdem Lukas Schienke, der die Kameraführung übernommen hat. Vor der Kamera befand sich Maximilian Baden als Creator. Er ist Pastor und begleitet uns bei verschiedensten Reportagen. Dabei lernt er Menschen kennen, denen er in seinem Berufsalltag auf diese Weise nicht begegnet wäre. Gemeinsam mit uns schaut er hinter die Kulissen verschiedener Berufe und stellt sich den Herausforderungen, die unsere Interviewpartnerinnen und -partner mitbringen.

Wie ist der Beitrag insgesamt aufgenommen worden?
AC Die Reportage wurde von den Menschen sehr gut aufgenommen, Stand jetzt haben sie 306.500 Menschen auf Youtube gesehen, was für ein sehr hohes Interesse spricht. Außerdem kam viel Feedback von Menschen, die selber bereits eine Operation hatten und dankbar sind für diesen Einblick. Mit insgesamt derzeit 199 Kommentaren tauschen sich die Zuschauer und Zuschauerinnen mit ihren Erfahrungen aus und teilen uns mit, wie spannend sie die Reportage fanden.

Wie sind Sie zum Thema gekommen?
AC Zu dem Thema ist mein Chef Lukas Schienke gekommen, der bei der Reportage die Kamera geführt hat. Vor seiner journalistischen Laufbahn arbeitete er als Gesundheits- und Krankenpfleger im Siloah-Krankenhaus Hannover. Sein Interesse an medizinischen Themen ist bis heute geblieben. Als er mir erzählte, dass er bereits vor einigen Jahren eine Herzoperation gefilmt hatte, die ihn nachhaltig beeindruckt hat, wollten wir dieses Thema vertiefen und eine Reportage dazu drehen.

Wie haben Sie rund um das Thema recherchiert?
AC Die Recherche und Organisation erstreckten sich über acht Monate. Die Arbeit bestand vor allem aus dem Einholen von Vorabinformationen der Medizinischen Hochschule Hannover und den Telefonaten mit den Chirurgen. Sehr wichtig war es für uns, zu erfahren, wie der Tagesablauf in der Klinik aussieht und was uns auf der Intensivstation sowie im OP-Saal erwarten würde.

Wie haben Sie Ihren Protagonisten gefunden?
AC Den Protagonisten Dr. Bastian Schmack (leitender Oberarzt der MHH-Klinik) habe ich über verschiedene Anfragen an die Medizinische Hochschule Hannover gefunden. Ich suchte nach einem Herzchirurgen, der bereit war, uns einen Einblick in seinen beruflichen Alltag zu geben und diesen verständlich zu erklären. Bereits in der Vorrecherche am Telefon mit Dr. Schmack wurde klar, dass wir mit ihm das Thema auf eine nahbare Art und Weise an die Zuschauerinnen und Zuschauer bringen würden.

Abb. 1: Preisübergabe im November 2025: (v.l.n.r.) Dr. Jörg Rüggeberg, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Joachim Meyer, Amandine Cormier, Dr. Peter Kalbe, Dr. Friederike Burgdorf

Welches Ziel verfolgen Sie mit Ihrem Beitrag?
AC Wer selbst vor einer Operation steht, wird nie bei Bewusstsein erleben, was in einem OP-Saal passiert. Auch die Angehörigen haben keinen Zutritt und bangen oft mehrere Stunden um ihre Liebsten im Warteraum. Zudem bleibt häufig keine Zeit, den behandelnden Chirurgen oder die Chirurgin näher kennenzulernen. Unser Ziel war es daher, in der Reportage zu zeigen, wer der Mensch am OP-Tisch wirklich ist und welche Gedanken ihn leiten. Damit hatten wir die Hoffnung, den Zuschauenden, Patientinnen und Patienten oder Angehörigen ein Gefühl von Transparenz und Sicherheit zu geben.

Welche Erkenntnisse haben Sie zum Thema gewonnen, die Sie vorher nicht hatten?
AC Eigentlich war geplant, dass ich im OP die redaktionelle Verantwortung an Lukas Schienke abgeben würde, da ich mir nicht zutraute, bei einer OP am offenen Herzen dabei zu sein. Da ich zuvor noch nie einen offenen Brustkorb, OP-Utensilien und entsprechendes Blut gesehen hatte, machte mir diese Vorstellung etwas Angst. Kurz vor dem Betreten des OPs versicherten mir Lukas Schienke und Dr. Bastian Schmack, dass dies eine interessante Erfahrung werden könnte, wenn ich bliebe, dass ich aber auch jederzeit den OP-Saal verlassen könne. Ich trat ein – und blieb. Ich habe die Erkenntnis gewonnen, dass eine OP technischer und weniger emotional ist, als ich gedacht hatte.

Tot ist nicht gleich Tod. Was bei einer Herz-OP technisch und menschlich geleistet wird, hat uns nachhaltig beeindruckt. Die Ruhe, fast Gelassenheit, und die Sicherheit des Teams, dass dieses Herz nach dem Eingriff wieder schlagen wird, sind beeindruckend.

Was ist Ihr nächstes Projekt?
AC In der nächsten Reportage geht es um das Tourette-Syndrom. Wir haben den Tourette-Betroffenen Jean-Marc Lorber in seinem Alltag in Stuttgart begleitet und in Hannover die Ärztin Prof. Dr. Müller-Vahl als Expertin zu dem Thema interviewt.

Zum Beitrag

Schauen Sie sich den Beitrag „Lebensretter im OP – ein Tag in der Herzchirurgie“ auf dem YouTube-Kanal BASIS:KIRCHE vom 01. November 2023 an: www.youtube.com/watch?v=ZbXJYZYIQSQ

Päßler O: BDC-Journalistenpreis 2024: Lebensretter im OP – ein Tag in der Herzchirurgie. Passion Chirurgie. 2025 März; 15(03/QI): Artikel 09_01.

Autor des Artikels

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Olivia Päßler

Presse- & ÖffentlichkeitsarbeitBerufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC)Luisenstraße 58/5910117Berlin kontaktieren

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