Alle Artikel von Daniel Vallböhmer

Editorial: Nachhaltigkeit im Krankenhaus – Möglichkeiten und Nutzen

Zur Ausgabe 07/08: Nachhaltigkeit im Krankenhaus – Möglichkeiten und Nutzen

Utilitaristisch betrachtet fabrizieren Krankenhäuser Gesundheit – und gleichzeitig gehören sie zu den weltweit größten Produzenten von gesundheitsschädlichem Müll. Im Jahr 2019 fielen pro Krankenhausbett in Deutschland ca. 1.400 kg Müll an. Das entspricht drei 1-Personen-Haushalten. Pro Bett! Manche Schadstoffe wie z. B. die klimaschädlichen Narkosegase entstehen sogar nur im Gesundheitsbereich allein. Und auch der Wasser- und Energiekonsum verursacht einen immensen Ressourcenverbrauch. Insgesamt soll der Gesundheitssektor weltweit so für ca. 5 Prozent des CO2-Austoßes verantwortlich sein.

Nachhaltigkeit ist deshalb in vielen Krankenhäusern zu einem wichtigen Thema geworden. In der Tat schätzen Experten, dass durch Abfallvermeidung und Energiesparmaßnahmen innerhalb der Krankenhäuser bis zu 50 Prozent der CO2-Emissionen reduziert werden können. Doch was gibt es für Möglichkeiten, dies einzuschränken und welchen Nutzen haben die verschiedenen Maßnahmen?

Die nachfolgenden drei Artikel sollen Ihnen einen guten Überblick geben, was wirklich möglich ist, wie es durchgeführt werden könnte und welche wunderbaren Effekte dann entstehen.

Wir werden Ihnen in Zukunft verstärkt Artikel zum Thema Nachhaltigkeit im Gesundheitssystem, in Klinik und Praxis und im OP in der PASSION CHIRURGIE präsentieren. Diese Artikel kennzeichnen wir ab sofort mit unserem neuen Nachhaltigkeits-Symbol (s. o.). Wir hoffen, dass wir Ihnen mit unseren Beispielen Anregungen für Ihren Berufsalltag in Klinik und Praxis geben können. Auf BDC|Online finden Sie alle bisher publizierten Beiträge zum Thema in der Rubrik Wissen | Nachhaltigkeit.

Wir wünschen eine spannende Lektüre – und viel Erfolg bei der Umsetzung.

Vallböhmer D, Krones CJ: Editorial: Nachhaltigkeit im Krankenhaus, Möglichkeiten und Nutzen. Passion Chirurgie. 2023 Juli/August; 13(07/08): Artikel 01.

Prof. Dr. med. Carsten J. Krones

Leiter BDC-Themen-Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Chefarzt

Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Marienhospital Aachen

[email protected]

 

Prof. Dr. med. Daniel Vallböhmer

Leiter BDC-Themen-Referat Krankenhausstrukturen, sektorenübergreifende Versorgung und Nachhaltigkeit

Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie

Evangelisches Klinikum Niederrhein gGmbH

[email protected]

Das Referat für „Oberärzte“ stellt sich vor

Die im April 2018 neu in Kraft getretene Satzung des BDC sieht Themenreferate vor, um die vielfältigen Sachfragen des Berufsverbandes für seine Mitglieder noch effizienter und zielführender zu strukturieren.

Seit Mitte 2018 wurde das Referat für Oberärzte des BDC personell erweitert: Herr PD Dr. med. Hans Fuchs wird Herrn Prof. Dr. med. Daniel Vallböhmer in diesem Referat unterstützen. Gemeinsam werden wir als Vertreter der Oberärzte im Berufsverband der Deutschen Chirurgen sowohl die Interessen des sogenannten „Mittelbaus“ innerhalb der chirurgischen Kliniken Deutschlands vertreten, aber auch als Vermittler auf dem Karriereweg in der chirurgischen Krankenhausmedizin fungieren. Darüber hinaus ist uns eine enge Kooperation mit den einzelnen Themen-Referaten von größter Wichtigkeit, da nur auf diesem Weg erfolgreiche Projekte umgesetzt werden können.

Wir beide haben bereits drei Jahre gemeinsam an der Kölner Uniklinik gearbeitet und uns in dieser Zeit angefreundet – damals noch in den Funktionen Oberarzt und Assistent. Für die Zukunft haben wir uns u. a. folgende Themen auf die Agenda genommen:

Unser erstes Projekt ist die Verbesserung der Weiterbildung in der Chirurgie an deutschen Kliniken. Der Bewerbermarkt in der Chirurgie wird von deutschen Klinikleitern als stark mangelhaft empfunden. In der Not unbesetzter Stellen nimmt man sogar einen unerwünschten Qualitätsverlust hin. Dies lässt sich aus der aktuellen Umfrage, „Nehmen wir jetzt jeden?“ – Eine Umfrage in deutschen chirurgischen Kliniken“, welche im letzten Jahr in der Passion Chirurgie [1] publiziert wurde, entnehmen. Es gibt demnach viel zu tun, um diese Situation für zukünftige Chirurgengenerationen wieder zu verbessern und die Qualität unseres Berufsstandes beizubehalten.

Unser zweites Projekt ist die Klärung von Zukunftsfragen für den „Mittelbau“. Wie bleibt man im Zuge der zunehmenden Digitalisierung in der Chirurgie up to date? Wie erhält man Zugang zu neuen Technologien, wie zum Beispiel künstlicher Intelligenz und Robotik? Wie gewinnt man Mitarbeiter, die einen auf eine (Leitende-) Chefarztposition begleiten?

Unser Ansatz ist interdisziplinär, integrativ und fachgruppenübergreifend und soll nicht nur oberärztliche Kollegen ansprechen.

Das Referat lebt von Ihren Ideen, Visionen und Expertisen! Wir benötigen dabei Ihre Unterstützung. Sprechen Sie uns an! Machen Sie in unserem Referat mit! Nur gemeinsam können wir die Zukunft gestalten!

Literatur

[1] Vallböhmer D, Fuchs H, Dittmar R, Krones CJ: „Nehmen wir jetzt jeden?“ – Eine Umfrage in deutschen chirurgischen Kliniken. Passion Chirurgie. 2018 Mai, 8(05): Artikel 04_02.

Vallböhmer D, Fuchs H: Das Referat für „Oberärzte” stellt sich vor. Passion Chirurgie. 2019 Februar, 9(02): Artikel 07_04.

„Nehmen wir jetzt jeden?“ – Eine Umfrage in deutschen chirurgischen Kliniken

Aktuelle Anforderungen an Bewerber in der Chirurgie

Für junge Ärzte fällt die aktuelle Stellensituation in Deutschland vor allem in den operativen Fächern sehr günstig aus. Vor allem in weniger beliebten Regionen hat sich in der Chirurgie ein echter Bewerbermangel eingestellt. In manchen Kliniken bleiben vakante Stellen sogar über Monate unbesetzt. Zwangsläufig sinken in dieser Notsituation die Eintrittskriterien bzgl. der Einstellung junger Kolleginnen und Kollegen. Um den Klinikbetrieb trotzdem aufrecht zu halten, müssen Klinik- und Personalleiter zunehmend anspruchsvolle Kompromisse eingehen. So entsteht in kollegialen Gesprächen und Diskussionen immer häufiger der Eindruck, dass aufgrund der großen Anzahl freier Positionen an manchen Krankenhäusern die einzige Voraussetzung für eine Einstellung in einem operativen Fach die deutsche Approbation ist. Diese Entwicklung ist umso bedeutsamer, da keine Qualitätskriterien für die aktuellen Anforderungen an Bewerber in chirurgischen Abteilungen existieren, an denen sich Klinik- und Personalleitungen orientieren könnten. Die Anforderungen im Klinikalltag sinken dagegen nicht, sondern werden durch die fortschreitende technische Entwicklung, die Ansprüche der Patienten, den IT-Schub und auch die stetig umfangreichere Dokumentationsarbeit im Deutschen Gesundheitssystem immer anspruchsvoller. Diese Missverhältnisse können mittel- bis langfristig zu einem relevanten Qualitätsverlust führen.

In einem ersten Schritt präsentiert diese Umfrage deshalb zunächst ein Stimmungsbild in deutschen Kliniken. Darüber hinaus soll die Studie die nach Meinung der Autoren dringend notwendige Diskussion über Anforderungsprofile in chirurgischen Fächern anstoßen. Wir müssen aber schon jetzt betonen, dass im Folgenden Meinungen präsentiert werden, die nicht notwendigerweise der Überzeugung der Autoren entsprechen.

Von Juli bis Oktober 2017 haben wir eine online-Umfrage zu dieser Thematik durchgeführt. Es wurden per E-Mail 5.822 BDC-Mitglieder mit den Dienststellungen „Chefarzt“ und „Oberarzt“ angeschrieben. Insgesamt nahmen 715 (12,3 %) der Befragten an der Umfrage teil, wobei es sich in 61,4 % um (leitende) Oberärztinnen/Oberärzte und in 38,6 % um Chefärztinnen/Chefärzte handelte. Der Großteil der Kolleginnen und Kollegen stammte aus Krankenhäusern der Grund- und Regel- (44 %) bzw. der Schwerpunktversorgung (32,4 %). 22,6 % der Antworten stammten aus Universitätskliniken und Krankenhäusern der Maximalversorgung. Schließlich waren die Fachgebiete der Allgemein- und Viszeralchirurgie (41,7 %) und der Unfallchirurgie und Orthopädie (30,3 %) am häufigsten vertreten.

Ergebnisse

1. Aktuelle Bewerbersituation in Chirurgischen Kliniken

In der aktuellen Bewerbersituation in den chirurgischen Fächern erkennen bereits 80 % der Befragten einen generellen Mangel an Kandidaten, während 20 % hier noch kein Defizit festmachen (Abb. 1).

Abb.: 1: Sind Sie der Meinung, dass es generell einen Bewerbermangel in der Chirurgie gibt?

Noch drastischer fällt das Ergebnis aus, wenn man Qualität nachfragt. Mit 94 % empfinden fast alle der Kolleginnen und Kollegen einen Mangel an qualifizierten Bewerbern für chirurgische Stellen (Abb. 2).

Abb. 2: Sind Sie der Meinung, dass es einen Mangel an qualifizierten Bewerbern in der Chirurgie gibt?

Dieser Bewerbermangel führt nach Meinung von fast 90 % der Teilnehmer/-innen schon grundsätzlich zu einer Absenkung der Einstellungsbedingungen (Abb. 3). Tatsächlich freuen sich 47 % der Befragten „…überhaupt Bewerbungen zu bekommen…“. Und fast ein Drittel erklärt, bei fehlenden, harten Ausschlusskriterien in der Regel jeden Bewerber einzustellen, der sich meldet. Mehr als die Hälfte (55 %) der Kolleginnen und Kollegen führen auf, dass die Mehrzahl ihrer aktuellen Bewerber keinen deutschen Hochschulabschluss besitzt. Fast 80 % der Bewerber sind nicht promoviert. Knapp bei der Hälfte der Bewerbungen sind die eingereichten Unterlagen inkomplett oder fehlerhaft (Abb. 4). Schließlich führt nach Meinung von knapp 88 % der Umfrageteilnehmer die beschriebene Bewerbersituation zu einer negativen Beeinflussung der Versorgungsqualität in chirurgischen Kliniken (Abb. 5).

Abb. 3: Sind Sie der Meinung, dass der Bewerbermangel zur Absenkung der Einstellungshürden beiträgt?

Abb. 4: Bitte bewerten Sie folgende Aussagen anhand ihrer tatsächlich gemachten Erfahrungen (n=673)

Abb. 5: Sind Sie der Meinung, dass der Bewerbermangel die Versorgungsqualität negativ beeinflusst?

In der Subgruppen-Analyse nach Versorgungsstufen zeigen die Krankenhäuser ein eher homogenes Bild. Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung geben allerdings häufiger an, unter „weniger qualifizierten Bewerber“ auswählen zu müssen, und diese trotzdem einzustellen als vergleichsweise Universitätskliniken. Die übrigen Themen zeigen eine sehr ähnliche Einschätzung der Situation. Auf eine gesonderte graphische Darstellung wird deshalb verzichtet.

2. Anforderungsprofil für geeignete Bewerbungskandidatinnen bzw. -kandidaten

Die Kriterien bei der Bewerberauswahl zeigen bei den Umfrageteilnehmern durchaus ein erkennbares Profil, auch wenn 63 % dieses Profil klinikintern nicht fest definiert haben. Eine vorangegangene Hospitation, Famulatur oder PJ-Zeit in der eigenen Klinik, vollständige Bewerbungsunterlagen und die erkennbare Motivation für das Fach Chirurgie stellen beim Vorstellungsgespräch neben dem Gesamteindruck die entscheidenden Faktoren für einen erfolgreichen Verlauf der Bewerbung. Ein in der Regelzeit absolviertes Studium oder eine abgeschlossene Promotion treten dagegen als zweitrangig zurück (Abb. 6). Außerdem wird dem äußeren Erscheinungsbild, einer gründlichen Vorbereitung auf das Vorstellungsgespräch als auch Schrift- und Sprachkenntnisse noch eine große Bedeutung beigemessen.

Abb. 6: Wie wichtig sind Ihnen generell folgende Kriterien bei der Bewerberauswahl? (n=705)

Auch bezüglich der Zusammenstellung der Bewerbungsunterlagen zeigen sich in der Umfrage klare Vorstellungen. Dabei werden neben dem Gesamteindruck, vor allem dem persönlichen Anschreiben, dem Sprachstil nebst Grammatik sowie einem strukturierten Lebenslauf größte Bedeutung beigemessen (Abb. 7). Inhaltlich stehen immer noch Zeugnisse oder Empfehlungsschreiben im Vordergrund. Auf das Foto achtet immer noch die knappe Hälfte. Schließlich favorisieren auch in Zeiten der digitalen Medien fast 65 % der Befragten die traditionelle Zusendung der Bewerbungsunterlagen auf dem normalen Postweg.

Abb. 7: Wie wichtig sind Ihnen folgende Bestandteile der Bewerbungsunterlagen? (n=664)

3. Wie soll man auf den aktuellen Mangel an Bewerberinnen/Bewerbern reagieren?

Anstatt den Bewerbermangel „einfach nur zu akzeptieren“ sehen die Umfrageteilnehmer vor allem die Krankenhäuser selbst, aber auch Fachgesellschaften und Berufsverbände in der Pflicht, die Attraktivität für das Fachgebiet Chirurgie wieder zu steigern. Dabei sollten vor allem die Arbeitsbedingungen, die Arbeitszeitmodelle sowie die Weiterbildungsordnungen verbessert werden. Eine Erwiderung des Bewerbermangels durch die vermehrte Einstellung von chirurgisch technischen Assistentinnen/Assistenten wird dagegen mehrheitlich abgelehnt (Abb. 8).

Abb. 8: Wie soll man auf Bewerbermangel reagieren? (n=668)

4. Kommentare der Umfrageteilnehmerinnen und -teilnehmer

In der Umfrage ergänzten 20 % der Kolleginnen und Kollegen im Freitext zum Teil sehr ausführliche Kommentare. Diese Zahl stellt nicht nur nach Einschätzung der Autoren für eine Studie dieser Art eine sehr hohe Rate dar. Die Befragten präsentieren Mitteilungs- und Redebedarf, was die Dringlichkeit der Thematik sicher unterstreicht. Zwar kann dieser Text nicht jede der 139 Wortmeldungen aufführen, doch werden die häufigsten Themen beispielhaft vorgestellt. Die Autoren und der Berufsverband der Deutschen Chirurgen BDC weisen dabei nochmals hin, dass der Inhalt der Kommentare die jeweilige individuelle Ansicht der Befragten widergibt, die mit der Meinung der Autoren und des Berufsverbands nicht immer übereinstimmt. Das Autorenteam hat sich dabei in Einzelfällen eine Kürzung vorbehalten.

Kommentare

„Wertschätzender Umgang mit allen Kollegen und flachere Hierarchien würden der Chirurgie gut tun. Oft werden Studenten durch selbstherrliches und hierarchisches Verhalten der Chef- und Oberärzte abgeschreckt, welche selbst noch unter anderen Bedingungen ausgebildet wurden. Oft fehlt positive Verstärkung. Die Meinung: „wenn nicht gemeckert wird, ist das Lob genug“ herrscht vor.“

Der Zugang zum Studium sollte anders geregelt werden, um Personen für den Arztberuf zu gewinnen, die die Verhältnisse im Krankenhaus kennen und ein Interesse daran haben wirklich in der Patientenversorgung zu arbeiten. Einser-Abiturientinnen werden den Chirurgenmangel nicht beseitigen. Praktische Tätigkeit vor Studienbeginn sollten so bewertet werden, dass diese Bewerber eine reelle Chance auf einen Studienplatz bekommen.“

Der OP-Katalog fehlt in den Bewerbungsmappen regelhaft. Der nachfolgenden Generation fehlt die Leidensbereitschaft für eine 24-Stunden-/7-Tage-Versorgung von Patienten und somit wird die Ausbildung künstlich in die Länge gezogen, was die Attraktivität weiter einschränkt. Es scheint der Generationenvertrag von welchem wir noch profitiert haben, sei aufgekündigt, es wird nur noch das Nehmen akzeptiert und die Bereitschaft dafür zu geben ist zugunsten der persönlichen Freizeitgestaltung und außerberuflichen Selbstverwirklichung eingestellt. Vom Charakter eines Faches Chirurgie steht dieses im Besonderen konträr zu der Einstellung von Generation Y. Unser Nachwuchs ist ein riesiges Problem!“

„Es ist keine sexistische sondern eine statistische Feststellung, dass sich Frauen im Mittel weniger für chirurgische Fächer interessieren (meine Frau hätte sich wahrscheinlich auch trotz doppeltem Gehalt und halber Arbeitszeit eher für Pädiatrie entschieden als für die Chirurgie). Das hat, angesichts eines Studentinnen-Anteils von über 70 % erhebliche Auswirkungen für die chirurgische Stellenbesetzung. In unserer Not versuchen wir nun unsere Stellen mit ausländischen Absolventen aufzufüllen, die i.d.R. bei weitem nicht den fachlichen Anforderungen entsprechen, die wir (zu Recht) unseren Studienabsolventen aus Deutschland abverlangen. Dazu entziehen wir den Herkunftsländern ihren medizinischen Nachwuchs, in den die Gesellschaften erheblich investiert haben. Zudem kommt ein Sprachproblem, welches nicht nur die Arzt/Patienten Interaktion, sondern auch die professionelle Kommunikation beeinträchtigt. Dies kann langfristig nur in einer Absenkung der Qualität der chirurgischen Versorgung resultieren. Kurz: Überall wird von Quote gesprochen, die doch so hervorragend zur Korrektur von Fehlverteilungen geeignet sei. Wie wäre es mit einer Männerquote für Medizinstudenten? Die Abi-Note als alleiniges Kriterium ist angesichts der multiplen Einflussfaktoren sowieso (völlig) ungeeignet.“

„Operative Chirurgie ist eine echte persönliche, individuelle Herausforderung und bedarf einer überproportionalen Bezahlung. Anders geht´s nicht! Oder alle werden Anästhesisten… Es reicht schon die Generation Y, bin mäßig gespannt auf die Gereration Z, aber dann geht es wieder bei A los.“

„Jüngst im Ärzteblatt: Stellenanzeige. Anforderungen an Bewerber: 1) Deutsche Approbation 2) Verhandlungssichere Deutschkenntnisse. Das ist leider Realität!“

Diskussion

Die hier präsentierte Umfrage gibt bezüglich der aktuellen Bewerbersituation in chirurgischen Kliniken in Deutschland ein erstes und nur vorläufiges aber doch sehr klares Meinungsbild wieder. Die Ergebnisse sind alarmierend. Die große Mehrheit der Befragten erkennt einen numerischen Bewerbermangel, und fast alle teilnehmenden Kolleginnen und Kollegen beklagen ein Defizit an Qualität. Ganz konsequent befürchten auch fast alle der Teilnehmer negative Folgen für die Versorgungsqualität in der deutschen Chirurgie.

Was sind die Gründe für eine solch schlechte Bewerbersituation in chirurgischen Kliniken?

Die Vielzahl an persönlichen Kommentaren bieten mögliche Erklärungsansätze. So betrachten viele Kolleginnen und Kollegen die aktuellen Zulassungskriterien zum Medizinstudium als einen wesentlichen Grund für den Bewerbermangel in chirurgischen Kliniken. Dabei wird oft zum Ausdruck gebracht, dass gerade „Einser-Abiturientinnen/Abiturienten“ den Nachwuchsmangel in der Chirurgie nicht positiv beeinflussen werden. Vereinzelt wird die „Männerquote“ gefordert.

Ein anderer Ansatz bemängelt die immer noch viel zu straffen und starren Hierarchien sowie daraus resultierende raue Umgangsformen in deutschen chirurgischen Kliniken. So würde gerade die jüngere Generation durch solche Verhältnisse abgeschreckt, und deshalb der Chirurgie fernbleiben. Durch flachere Hierarchien und zeitgemäße Arbeitsmodelle bzw. Umgangsformen erwartet man die aktuelle Bewerbersituation effektiv beeinflussen zu können.

Eine besonders hohe Zahl der Kommentare verweist auf die Problematik fehlender deutscher Hochschulabschlüsse, die sich zudem häufig mit nachhaltigen Problemen in deutscher Schrift und Sprache kombinierten. Ausländische Kollegen seien so nicht ausreichend ausgebildet, vorbereitet und einsatzfähig für den deutschen Arbeitsmarkt. Stattdessen entziehe das System so zusätzlich den Herkunftsländern ihren ärztlichen Nachwuchs, was zusammenfassend nicht nur unserer Bedürfnisse nicht stillt und mittelfristig auch dort zu einer medizinischen Mangelversorgung. Damit Kollegen mit Migrationshintergrund in chirurgische Kliniken integriert werden könnten, müsse die Vorbereitung und laufende Unterstützung erheblich intensiviert werden.

Einen Widerspruch ergibt die Umfrage in Bezug auf das Anforderungsprofil für geeignete Bewerbungskandidatinnen und –kandidaten. Einerseits erklärt die deutliche Mehrheit, ein solches Profil nicht definiert zu haben. Andererseits präsentiert die Studie klar abrufbare Kriterien, die eine solche Definition möglich machen würde. Während eine vorangegangene Tätigkeit in der Klinik, sorgfältig zusammengestellte Unterlagen, die Eigenmotivation und der Eindruck im Gespräch die entscheidenden Erfolgsfaktoren sind, stehen ein Regelzeitstudium oder eine Promotion deutlich zurück. Das Geschlecht spielt entgegen der schwelenden Diskussion über die sogenannte „Feminisierung der Medizin“ in diesem Frageabschnitt keine relevante Rolle. Damit sind die Erwartungen an Bewerberinnen und Bewerber für die Chirurgie doch sehr einheitlich, doch mangelt es an einem definierten Konsens.

Wie soll man auf den aktuellen Mangel an Bewerberinnen/Bewerbern reagieren?

Die Vorstellungen der Befragten sind auch hier sehr übereinstimmend: Krankenhäuser, Klinikträger, Fachgesellschaften und Berufsverbände werden in die Pflicht genommen, die Attraktivität für das Fachgebiert Chirurgie wieder zu steigern und den Bewerbermangel bzw. den Mangel an qualifizierten Bewerbern strukturiert entgegen zu treten. Dabei sollten Arbeitsbedingungen bzw. Arbeitszeitmodelle sowie Weiterbildungsordnungen verbessert werden. Dagegen spricht sich die Mehrheit in dieser Umfrage dafür aus, den Bewerbermangel durch die vermehrte Ausbildung und Einstellung von Ersatzberufen wie den chirurgisch technischen Assistentinnen und Assistenten zu erwidern. Man bevorzugt den approbierten Arzt.

Fazit

Der Bewerbermarkt in der Chirurgie wird von deutschen Klinikleitern als stark mangelhaft empfunden. In der Not unbesetzter Stellen nimmt man sogar einen unerwünschten Qualitätsverlust hin. Ersatzberufe werden trotzdem nicht gefördert oder gefordert. Es existieren feste Vorstellungen für relevante Eingangskriterien in den Beruf „Chirurg“, aber ein klinikinternes Profil ist nur selten klar definiert. Die Ursachen dieser Situation werden als vielschichtig empfunden. Die Lösungsansätze spreizen sich ebenfalls über eine breite Skala, bleiben aber oft plakativ und oberflächlich. Die Schuld wird überwiegend bei anderen gesucht. Das Gesamtbild präsentiert so am ehesten Ratlosigkeit. Es gibt viel zu tun.

 Vallböhmer D, Fuchs H, Dittmar R, Krones CJ: „Nehmen wir jetzt jeden?“ – Eine Umfrage in deutschen chirurgischen Kliniken. Passion Chirurgie. 2018 Mai, 8(05): Artikel 04_02.

Karrierewege in der Chirurgie

Karrierewege in der Chirurgie

In den letzten Jahren ist das Stimmungsbild in der Öffentlichkeit über eine chirurgische Berufskarriere vor allem geprägt durch geringe Attraktivität und fehlende Vereinbarkeit von Familie und Beruf. In der Tat gilt die Chirurgie traditionell eher als ein sehr arbeitsintensives, hierarchisch strukturiertes und familienunfreundliches Fachgebiet. Das hat dazu geführt, dass die Bereitschaft junger Kollegen, sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen für das Fach Chirurgie zu entscheiden, weit unter dem Versorgungsbedarf liegt. Darüber hinaus gestalten sich die Entwicklungsmöglichkeiten von Frauen durch ein immer noch männlich geprägtes Image der Chirurgie als schwierig. Dabei ist die Chirurgie, unserer Meinung nach, mehr denn je eine Königsdisziplin der Medizin. Daher ist es unsere Pflicht, dem medizinischen Nachwuchs dieses Fach als ein perspektivenreiches und lebenswertes Berufsziel realistisch nahezubringen. Hilfreich ist hierbei sicherlich, dass in den letzten Jahren auch in den chirurgischen Kliniken dazu gelernt wurde und zum Teil strukturierte Weiterbildungsprogramme, Mentorensysteme oder regelmäßige Feedback-Gespräche eingeführt wurden. Auch die Krankenhausverwaltungen haben Verbesserungsmöglichkeiten in den chirurgischen Kliniken erkannt und z. B. durch die Mitfinanzierung der Weiterbildung oder die Etablierung von familienfreundlichen Angeboten Maßnahmen ergriffen, die als Imagefaktoren im Wettbewerb um die besten ärztlichen Kollegen anzusehen sind.

Denn die Karrierewege in der Chirurgie bieten heute deutlich mehr Wahlfreiheit als alle chirurgischen Generationen vorher hatten. Neben der klassischen „Krankenhaus-Karriere“, gibt es z. B. eine Vielzahl von Optionen im ambulanten chirurgischen Bereich, sei es die Einzelpraxis, die Praxis- bzw. Berufsausübungsgemeinschaft oder die angestellte Tätigkeit in einem medizinischen Versorgungszentrum. Die interdisziplinäre Verzahnung der verschiedenen medizinischen Bereiche ist gerade in der Chirurgie gut möglich. Als Beispiele seien die Kinderchirurgie, die Viszeralchirurgie und Herz- und Thoraxchirurgie genannt. Zwar ist Karriere häufig nicht planbar, jedoch möchten wir im Folgenden einige Karrierewege in der Chirurgie aufzeigen.

Weiterbildungsordnung

Wenn man sich mit Karrierewegen in der Chirurgie beschäftigt, sollte man sich zunächst noch einmal die von den Ärztekammern vorgegebene aktuelle Weiterbildungsordnung anschauen. Dabei beginnt der Weiterzubildende mit dem zweijährigen Common Trunk, der von allen teilnehmenden chirurgischen Fachrichtungen gefordert wird. Hierbei sollen die grundlegenden chirurgischen Fähigkeiten auf der Station, in der Ambulanz, auf der Intensivstation sowie im OP erlernt werden. Nach diesem zweijährigen Common Trunk schließt sich eine Spezialisierung in einer der acht chirurgischen Säulen an (Abb. 1).

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Abb. 1: Weiterbildungscurriculum Chirurgie


Darüber hinaus kann in dieser Zeit für ein Jahr eine sogenannte assoziierte Disziplin (z. B. die Gastroenterologie beim Facharzt für Viszeralchirurgie) anerkannt werden. Nach mindestens sechs Jahren Weiterbildung endet dann der jeweilige Facharzt mit der Facharztprüfung.

Klinische Karriere

Möchte man als Chirurg vor allem eine klinisch-chirurgische Karriere verfolgen, kann dies heutzutage sowohl in Krankenhäusern der Grund-, Regel- und Schwerpunktversorgung bzw. Universitätsklinken oder auch großen Praxen auf hohem Niveau erfolgen. Eine Vielzahl von Kliniken haben in den letzten Jahren Weiterbildungscurricula etabliert, die vor allem durch ein Rotationsprinzip in den verschiedenen Funktionsbereichen eine breite chirurgische Weiterbildung ermöglichen. Unserer Meinung nach, sollte im Rahmen einer breiten klinischen Weiterbildung auch der Wechsel zwischen unterschiedlichen Weiterbildungsstätten erwogen werden, um möglichst vielfältige Einblicke zu erhalten. Als langfristiges Berufsziel mit einer solchen klinisch-fundierten Weiterbildung stehen eine Vielzahl von Möglichkeiten offen. So ist eine Positionen in einem Krankenhaus der Grund-, Regel- oder Schwerpunktversorgung ebenso denkbar, wie eine herausfordernde Position im ambulant chirurgischen Bereich.

Klinisch-wissenschaftliche Karriere

Möchte man eher eine klinisch-wissenschaftliche Karriere einschlagen, so bieten natürlich vor allem die Universitätskliniken die besten Voraussetzungen für den akademischen Karriereweg. Hier sollte bereits in frühen Weiterbildungsjahren durch erste experimentelle/klinische Projekte die Basis für eine wissenschaftliche Karriere gelegt werden, die als Ziel die Habilitation beinhalten sollte. Hierbei sollten Möglichkeiten der Forschungsfreistellungen in der eigenen Klinik oder Forschungsaufenthalte im Ausland (z. B. durch ein Drittmittel-gefördertes Projekt) in Erwägung gezogen werden. Während dieser wissenschaftlichen Bestrebungen darf, unserer Meinung nach, die klinische Weiterbildung in keiner Weise vernachlässigt werden. Denn zum einen kann das Interesse an einer wissenschaftlichen Karriere schwinden oder der Erfolg ausbleiben und zum anderen definiert sich gerade die akademische Karriere aus der Kombination von Klinik und Wissenschaft. Entsprechend steht der Erwerb des chirurgischen Facharztes mit einer fundierten klinischen Weiterbildung neben der wissenschaftlichen Karriere im Vordergrund. Schließlich besteht an akademischen Lehrkrankenhäusern sowie Universitätskliniken die Möglichkeit bzw. Verpflichtung sich an der studentischen Lehre zu beteiligen, was in einigen Fällen auch in eine langfristige Schlüsselposition, wie z. B. als Leiter der chirurgischen Lehre, münden kann.

Wissenschaftliche Karriere

Im Gegensatz zur klinisch-wissenschaftlichen Karriere, steht bei der rein wissenschaftlichen Laufbahn die Forschungsarbeit im Mittelpunkt. Hier bieten die Universitätskliniken die besten Voraussetzungen, um eine solche Karriere voranzutreiben. So werden hierbei universitäre Anschub- und Grundförderungen, wie wissenschaftliche Ausbildungskurse sowie Rotations- und Kooperationsmöglichkeiten mit anderen Forschergruppen im In- und Ausland, zur Verfügung gestellt. Als langfristiges Ziel ist schließlich eine leitende Funktion in einem renommierten Institut für klinisch-experimentelle Chirurgie zu sehen, wie z. B. am Universitätsklinikum Rostock oder des Saarlands.

Ambulante Karriere

Mit dem Erwerb des Facharzttitels im stationären Bereich oder kurz vor Beendigung desselben stehen mittelfristig nicht nur Positionen wie Chefarzt bzw. Oberarzt im Krankenhaus zur Verfügung. Zwar ist die Perspektive für eine Karriere in der Klinik aufgrund vieler unbesetzter Stellen in Krankenhäusern sehr gut, doch nur wenige möchten dauerhaft Nachtdiente bzw. Rufbereitschaften absolvieren. In der Tat entsteht bei vielen Kollegen über die Jahre der Weiterbildung der Wunsch nach mehr beruflicher Eigenständigkeit bzw. danach „seinen eigenen Laden aufzumachen“. Als echte Alternative besteht die Möglichkeit der chirurgischen Tätigkeit im ambulanten/niedergelassenen Bereich. Als Optionen im ambulanten Bereich besteht die Möglichkeit der Einzelpraxis, der Praxis- oder Berufsausübungsgemeinschaft oder der angestellten Tätigkeit in einem medizinischen Versorgungszentrum. Darüber hinaus ist das ambulante Operieren nicht mehr ein zartes Pflänzchen aus der Vergangenheit, sondern stellt heutzutage einen relevanten tendenziell steigenden Anteil der chirurgischen Versorgung dar.

Wahl der Weiterbildungsstätte

Die bisher aufgezeigten Karrieremöglichkeiten haben eine Vielzahl von Weiterbildungsstätten beschrieben. Dabei ist es uns wichtig zu betonen, dass frühere Aussagen, wie „wenn Du einmal von der Uniklinik weg bist, gibt es keinen Weg mehr zurück“ oder „für eine akademische Karriere musst Du immer direkt an der Uniklinik anfangen“, heutzutage nicht mehr gelten. Denn engere Verzahnung der Weiterbildungsstätten sowie die größere Durchlässigkeit unseres Berufsbildes erlaubt heutzutage auch einen leichteren Wechsel. In der Tat hat nicht jeder habilitierte Chirurg moderner Prägung seine Zeit der Weiterbildung ausschließlich in der Universität verbracht und einige Chirurgen haben sich vor ihrer Tätigkeit im ambulanten Bereich in der Wissenschaft verdient gemacht.

Fazit

Es gibt verschiedene und attraktive Karrierewege in der Chirurgie. Einen Königsweg gibt es auch hier nicht. Keiner muss und sollte sich am Anfang seiner medizinischen Laufbahn auf einen Karriereweg festlegen. Flexibilität und „das Brennen“ für das Fach Chirurgie stellen aber eine Grundvoraussetzung für eine Karriere in der Chirurgie dar. Alles andere kann man lernen!

Vallböhmer D. / Krüger M. Karrierewege in der Chirurgie. Passion Chirurgie. 2016 September, 6(09): Artikel 02_01.

Erfolgsgeschichte seit über 4 Jahren: Die BDC-Nachwuchskampagne „Nur Mut!“

Es zeichnet sich Licht am Ende des Tunnels ab. Aktuelle Erhebungen zeigen, dass das Interesse an der Chirurgie zunimmt und bis zu 1.000 Berufsstarter jährlich eine chirurgische Laufbahn einschlagen. Dies würde den prospektierten Bedarf bis 2020 gerade decken und die zu erwartenden Lücken deutlich kleiner ausfallen lassen, als bisher angenommen.

Welchen Beitrag die seit über 4 Jahren laufende Nachwuchskampagne des BDC dazu geleistet hat, lässt sich nur schwer abschätzen. Mit weit über 5.000 erreichten Medizinstudenten und ca. 50 Veranstaltungen bundesweit ist sie jedoch die mit Abstand erfolgreichste Nachwuchskampagne innerhalb des medizinischen Fächerkanons und im Gebiet Chirurgie.

Nachwuchsmangel

Auch wenn noch immer keine exakten Zahlen über die jährliche Rate an Berufseinsteigern in der Chirurgie existieren, ermutigen uns aktuelle Hochrechnungen aus dem Herbst 2011. Nach diesen Informationen [1], die auf Daten der Weiterbildungsevaluation der Landesärztekammern basieren, könnten bis zu 1.000 Berufsstarter jährlich eine chirurgische Karriere einschlagen.

Ob sich diese Tendenz verfestigt, werden die Ergebnisse der zweiten Evaluationsrunde 2011 zeigen. Die Tendenz eines während des Medizinstudiums kontinuierlich sinkenden und nach dem PJ dramatisch abfallenden Interesses an der Chirurgie [2] wäre dann zumindest abgemildert.

Allerdings ist der Nachwuchsmangel in der deutschen Chirurgie weiterhin immanent, der Wettbewerb um motivierte Berufseinsteiger und qualifizierte Chirurgen voll entbrannt. Die Anstrengungen um bessere Weiterbildungsqualität sowie die permanenten Bestrebungen um eine zeitnahe Aktualisierung der Weiterbildungsordnung müssen unverändert weitergehen.

In den kommenden zehn Jahren gehen 50 % der niedergelassenen Chirurgen und ca. ein Drittel aller Krankenhauschirurgen in den Ruhestand. Über 10.000 Stellen werden neu zu besetzen sein. Dafür werden bereits ab sofort ca. 1.000 Fachärzte der Chirurgie jährlich gebraucht. Sollten tatsächlich zukünftig ca. 1.000 Absolventen des Medizinstudiums pro Jahr eine chirurgische Karriere einschlagen, dauert es nach aktuellen BDC-Erhebungen knapp sieben Jahre, bis diese Kolleginnen und Kollegen eine Facharztqualifikation erreichen [3]. Zumindest bis zum Ende dieses Jahrzehnts ist damit keine Entwarnung beim Nachwuchsmangel und erst recht nicht beim Wettbewerb um Fachärzte in Sicht.

Nachwuchskampagne „Nur Mut!“

Anfang 2008 stellte der Berufsverband der Deutschen Chirurgen auf Initiative des Teams „Junge Chirurgie“ im BDC die bundesweit angelegte Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ vor [4]. Mit ihr sollen gezielt Medizinstudenten in den klinischen Semestern angesprochen und für eine chirurgische Laufbahn begeistert werden.

Die Nachwuchskampagne soll realitätsnah über das Berufsbild des Chirurgen informieren und die faszinierenden Seiten der Chirurgie vermitteln. Gleichzeitig war es von Beginn an unser Ziel, den Studenten die Chirurgie als Einheit mit vielen Facetten zu vermitteln, die für alle Vorlieben und Interessen, von der Forschung über die Notfallversorgung bis zur elektiven Chirurgie, von der Hochleistungsmedizin bis zur Grundversorgung, als auch in der Niederlassung Perspektiven bietet. Deshalb wurde ein vom Corporate Design des BDC völlig unabhängiges, neues Design entwickelt.

Bereits zum Auftakt erregte der BDC mit der Kampagne enorme Aufmerksamkeit, was sich in vielen Publikationen und Berichten in der Tagespresse niederschlug. Dieser Erfolg ist sicher der Grund für die vielen Nachahmer in anderen Fachgebieten. Mit einem gewissen Stolz verzeichnen wir auf Messen mit „direkter Konkurrenz“ vor Ort, dass sich die meisten Studenten vom Original „Nur Mut!“ stärker angezogen fühlen.

Provokative Wortspiele und Motive

Die BDC-Nachwuchskampagne erregte zunächst mit frechen Parolen wie dem doppelsinnigen „Kein Durchschnittsjob“, „Aufschneider“, „Schnitte“ und „Hingucker“ Aufsehen. Jeweils einige Wochen vor „Nur Mut!“-Informationsveranstaltungen oder praktischen Kursen wurden Postkarten mit diesen Slogans und korrespondierenden Motiven in Studentenkneipen der betreffenden Städte verteilt und mit Plakaten in den Hörsälen auf die Veranstaltungen aufmerksam gemacht.

Dabei wurde ganz bewusst mit einem Augenzwinkern auf den eigenen Berufsstand geblickt. Die Motive und Slogans sollten vor allem Aufmerksamkeit und Interesse erregen und gleichzeitig den Eindruck vermitteln, dass Chirurgie zwar kein Fach für jeden ist, Chirurgen selbst aber eine interessante und ungewöhnliche Gemeinschaft sind.


Abb. 1: Motive Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ (1. Flight 2008)

Gerade die Plakate wurden sehr rasch bekannt und beliebt und finden sich heute nicht nur in chirurgischen Kliniken, sondern auch in vielen Studenten-WGs. Sie haben in den letzten Jahren ebenso wie die roten Buttons „Aufschneider“, „Schnitte“ oder „Minimal-Invasorin“ einen gewissen Kultstatus bei Medizinstudenten erreicht und zur raschen Verbreitung der Kampagne maßgeblich beigetragen.

Im Jahr 2010 ging dann die zweite Motivstaffel an den Start, die etwas differenzierter, aber nicht weniger provokant das Berufsbild und Selbstverständnis der Chirurgen reflektiert und überspitzt.

Plakate, Poster und Postkarten können jederzeit kostenfrei beim BDC bestellt werden. Bitte senden Sie bei Interesse eine E-Mail an [email protected].

Weiterführende Informationen

Ist das Interesse geweckt, werden sachliche Informationen und Beratungsangebote ergänzt. Diese reichen von einer aufwändig produzierten Imagebroschüre zur Vorstellung der acht chirurgischen Säulen und der chirurgischen Weiterbildung bis zu einem Flyer mit Bewerbungstipps. In persönlichen Beratungsgesprächen werden individuelle Vorlieben und Interessen herausgearbeitet und persönliche Empfehlungen zur Gestaltung der eigenen Karriere gegeben.


Abb. 2: Nur Mut-Broschüre und Bewerbungstipps

In der Broschüre stellen Chirurginnen und Chirurgen „ihre“ chirurgische Disziplin vor, berichten über Faszination und Probleme und erläutern, wie sie den Spagat zwischen Berufs- und Privatleben meistern. Der Flyer für Bewerber schärft den Blick hinter die Kulissen der Kliniken, gibt Hinweise auf gute Weiterbildungsangebote und bietet Checklisten zum Vergleich einzelner Kliniken.

Die gesamte Kampagne ist vom Prinzip getragen, ehrlich und transparent über den chirurgischen Beruf zu informieren. Es wird nichts beschönigt oder verharmlost. Die Chirurgie wird auch zukünftig ein Beruf mit ungeregelten Arbeitszeiten sein. Durch Initiativen einzelner Krankenhäuser (z. B. durch betriebseigene Kindergärten) wird der chirurgische Beruf aber immer besser mit dem Privatleben vereinbar und deshalb für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiv bleiben.

„Nur Mut!“ mit Informationen und Terminen im Internet

Umfangreiche Informationen bietet auch die Internetseite der Kampagne unter www.chirurg-werden.de. Interessierte finden hier ausführliche Informationen zu den Facetten chirurgischer Tätigkeit, der chirurgischen Weiterbildung und den spezifischen Herausforderungen der acht chirurgischen Säulen unseres Fachgebietes.

Auf dieser Seite findet man alle Veranstaltungstermine der Kampagne und kann sich informieren, auf welchem Nachwuchskongress unser Informationsstand und die Karriereberater demnächst Halt machen. Für die praktischen Kurse „Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen…“ kann man sich gleich online anmelden.

Auch für die Summerschools, Kongresse und Stipendien der chirurgischen Fachgesellschaften wird auf www.chirurg-werden.de geworben, soweit sie uns bekannt gegeben werden.


Abb. 3: Kampagnenwebseite „ www.chirurg-werden.de

Im Jahr 2011 haben wir die Webseite komplett neu gestaltet und noch besser an die Bedürfnisse und Gewohnheiten der jungen Internetgeneration angepasst.

Die Internetseite unserer Nachwuchskampagne ist seit 2008 wichtige Informationsquelle für zehntausende Medizinstudenten und wird von 4.000 – 5.000 Besuchern monatlich frequentiert.

Neu: Integrierter Stellenmarkt „App.in.den.OP“

Im Rahmen dieses Relaunches wurden Ende 2011 auch die Banner des BDC-Stellenmarkes „App.in.den.OP“, den der BDC in Kooperation mit dem Deutschen Ärzteblatt betreibt, in die Webseite integriert. So erreichen Kliniken an der Chirurgie interessierte Studenten treffgenau und mit erheblich geringerem Streuverlust, als mit Anzeigen im Deutschen Ärzteblatt.

Alle Anzeigenkunden des Ärzteblattes sind mit ihren Stellenanzeigen für Assistenzärzte 30 Tage kostenfrei auf der Webseite www.chirurg-werden.de präsent. Danach lassen sich kostengünstig Verlängerungen für 30, 60 oder 90 Tage buchen. Die Preise beginnen bei ca. 200,- € pro Monat. Da lohnt es sich, frühzeitig und langfristig eine Anzeige zu schalten.

Neu: „Nur Mut!“ auf Facebook

Zum Jahreswechsel 2012 startete zusätzlich eine Facebook-Seite, die unter dem Suchbegriff „Chirurg werden“ auf Facebook zu finden ist. Für alle Nicht-Facebook-Nutzer ist die Seite auch über www.facebook.com unter dem Stichwort ‚Chirurg werden’ im Internet erreichbar.

Mit der Facebook-Repräsentanz sind die wesentlichen Informationen und Termine unserer Kampagne sowie Fotos und Videos im beliebtesten Social Network Deutschlands verfügbar. Sie lassen sich über alle gängigen mobilen Endgeräte abrufen.

Außerdem erleichtert uns Facebook nicht nur, mit neuen Interessenten in Kontakt zu kommen, sondern diesen Kontakt über einen langen Zeitraum zu halten und permanent Informationen an die „Fans“ und Freunde unserer Nachwuchskampagne weiter zu geben (sog. Push-Service).


Abb. 4: Facebook-Fanseite „chirurg-werden“

Informationsveranstaltungen in Universitäten und auf Messen

Kernstück der Kampagne sind die Informationsveranstaltungen in Universitätskliniken. Die Organisation erfolgt mit Unterstützung der Ordinarien, die sich in der Regel auch persönlich an der Veranstaltung vor Ort beteiligen. Besonders große Resonanz bei den Studenten wird erreicht, wenn die „Nur Mut!“-Informationsveranstaltung am Anfang des Semesters, z. B. in der Orientierungswoche, stattfindet. An einigen Standorten ist die „Nur Mut!“-Veranstaltung mittlerweile fester Bestandteil des regulären Vorlesungsplanes Chirurgie.


Abb. 5: Informationsveranstaltung „Nur Mut!“ in Mainz 2010

Der BDC organisiert und finanziert im Vorfeld die Werbung mit Postkarten und Plakaten sowie Rundmails. Außerdem unterstützt er die Veranstaltung mit einem oder zwei Referenten des Teams „Junge Chirurgie“, die zur „Faszination Chirurgie“ sowie zur chirurgischen Weiterbildung sprechen. Anschließend berichten eine Chirurgin und ein Assistenzarzt über ihre Erfahrungen in der eigenen Klinik. Je nach Interesse und Engagement der Organisatoren vor Ort werden verschiedene chirurgische Disziplinen sowie alternative Karrierewege an nichtuniversitären Häusern dargestellt.

Die abschließende Diskussion zieht sich bei vollem Hörsaal oft über eine halbe Stunde und länger hin.


Abb. 6 und 6A: BDC-Informationsstand auf einem Nachwuchskongress, oben: Dr. G. Leschber (li.), Dr. M. Krüger; unten: Dr. M. Krüger im Gespräch mit Studenten

Auf Studentenmessen wie der „DocSteps“ des Marburger Bundes oder den Kongressen „Perspektiven und Karriere“ des Deutschen Ärzteblattes ist der BDC traditionell mit einem Stand vertreten. Neben Informationsmaterial, Stickern und Terminen sind vor allem die Berater des Teams „Junge Chirurgie“ mit ihrem Fachwissen und ihren Empfehlungen gefragt. In Einzelgesprächen geht es um persönliche Eignung und Empfehlungen, Tipps für die Wahl des richtigen Krankenhauses und der chirurgischen Fachrichtung und die Planung der chirurgischen Karriere.

Mit Informationsveranstaltungen in Universitäten haben wir seit Beginn der Kampagne über 3.000 Medizinstudenten erreicht. Hinzu kommen über 1.100 Studentenkontakte auf Messen und Kongressen anderer Veranstalter (Marburger Bund, Deutsches Ärzteblatt).

Schnupperkurse „Chirurgie zum Mitmachen“

Immer wieder kam während der Diskussion mit Medizinstudenten die Frage auf, woher man denn wisse, ob Chirurgie das Richtige für einen sei. Schließlich ist Chirurgie auch Handarbeit und erfordert manuelles Geschick.

Der BDC nahm diese Frage auf und entwickelte gemeinsam mit ausgewählten Industriepartnern ein Tagesseminar mit praktischen Übungen für Medizinstudenten. Unter dem Motto „Nur Mut! Chirurgie zum Mitmachen…“ wurde dieses Workshopangebot in die Nachwuchskampagne des BDC integriert.

Nach einführenden Vorträgen zu Grundprinzipien der Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie der Orthopädie und Unfallchirurgie geht es an mindestens fünf Arbeitsstationen praktisch „zur Sache“.


Abb. 7: Nahtkurs im Rahmen eines praktischen Kurses „Chirurgie zum Mitmachen“

Neben einem Knoten- und Nahtkurs werden Kurse zur Osteosynthese, zur Minimalinvasiven Chirurgie, Reanimation sowie Verbands- und Gipskurse, ein Thoraxdrainage-Kurs und vieles mehr angeboten.

Jeder Teilnehmer durchläuft alle Stationen und kann sich so ein praktisches Bild von der Vielfalt der Chirurgie machen. Zum Ende jeder Station sind die zukünftigen Chirurgen kaum aus den Übungsräumen zu bekommen und zum Wechsel in den nächsten Workshop zu bewegen.

Die Seminare werden von der Begeisterungsfähigkeit der Teilnehmer getragen. Noch lange nach Kursende wird über die Möglichkeiten der chirurgischen Karriere und die unterschiedlichen Anforderungen in den acht chirurgischen Disziplinen diskutiert.

Die Chirurgie präsentiert sich als Ganzes in ihrer faszinierenden Vielseitigkeit zwischen theoretischem Fachwissen und manuellen Fertigkeiten. Die praktischen Kurse lassen sich in praktisch jeder Klinik veranstalten. Der BDC als Vertreter aller Chirurgen spricht deshalb bei den praktischen Kursen vor allem Lehrkrankenhäuser an. So erhalten auch die nichtuniversitären Kliniken die Chance, sich Medizinstudenten im Rahmen der Nachwuchskampagne zu präsentieren.

Im Rahmen der BDC-Nachwuchskampagne haben knapp 1.000 Studenten einen praktischen Kurs unter dem Motto „Chirurgie zum Mitmachen“ oder einen Nachwuchskongress (s. u.) besucht.

Nachwuchskongresse „Schnittpunkt Chirurgie“ und „Hammerexamen und Karriere“

Im Jahr 2011 wurde erstmals ein Nachwuchskongress für das Gebiet Chirurgie unter dem Motto „Schnittpunkt Chirurgie“ ausgerichtet. Dieser Kongress richtete sich vornehmlich an den chirurgischen Nachwuchs in Facharztweiterbildung vom Berufseinsteiger bis zum Facharztkandidaten.

In einem separaten Strang gab es auch ein Angebot für Medizinstudenten kurz vor Ende ihres Studiums. Dieses Format sollte auf den chirurgischen Teil der 2. Ärztlichen Prüfung, das sog. Hammerexamen, vorbereiten. 120 interessierte Medizinstudenten fanden im März 2011 den Weg nach Berlin ins Langenbeck-Virchow-Haus.

Da die Resonanz auf die anderen Teile des Kongresses „Schnittpunkt Chirurgie“ deutlich hinter den Erwartungen zurück blieben, entschloss sich der Vorstand des BDC gemeinsam mit der Akademieleitung, den Kongress zukünftig ausschließlich für Studenten anzubieten und gemeinsam mit den Kollegen des Berufsverbands der Deutschen Internisten (BDI) zu organisieren. Damit verbunden war einerseits die Hoffnung auf ein breiteres Interesse und andererseits die Chance, bereits frühzeitig auf die Notwendigkeit der interdisziplinären Kooperation hinzuweisen.

Der erste gemeinsame Nachwuchskongress unter dem Titel „Hammerexamen und Karriere“ wird vom 23. bis 24. März 2012 im Langenbeck-Virchow-Haus in Berlin stattfinden. Veranstalter ist neben BDC und BDI auch der Deutsche Ärzteverlag.

Wir bitten alle chirurgischen Abteilungen, ihre PJ-Studenten über die Veranstaltung zu informieren und sie bei Interesse an einer Teilnahme zu unterstützen. Eine einfachere Möglichkeit, frühzeitig junge Kollegen für die Chirurgie zu begeistern und gleichzeitig an die eigene Abteilung zu binden, gibt es kaum.

Resonanz und Ausblick nach vier Jahren „Nur Mut!“

Die Nachwuchskampagne „Nur Mut!“ des BDC wurde vor vier Jahren ins Leben gerufen. In dieser kurzen Zeit haben wir über 5.000 Studentinnen und Studenten mit Informationsveranstaltungen und praktischen Kursen erreicht. Die Webseite www.chirurg-werden.de wird als Informationsseite und „Tor zur Chirurgie“ von Medizinstudenten geschätzt und hoch frequentiert. Die Kampagne hat sich zur Marke entwickelt, die nahezu jeder Medizinstudent kennt.

Tab. 1: Teilnehmer an Angeboten der BDC- Nachwuchskampagne „Nur Mut!“

3067 Teilnehmer Infoveranstaltungen
1150 Kontakte auf Messen
120 Teilnehmer Nachwuchskongress 2011
808 Teilnehmer Workshops
5145 Studenten insgesamt erreicht

Wir sind stolz auf den großen Zuspruch, den die Kampagne bei Studenten und Medien gefunden hat. Ganz besonders freuen wir uns darüber, dass diese Form der Nachwuchsarbeit in anderen medizinischen Gebieten und in der Chirurgie Nachahmer gefunden hat. Mit speziellen Angeboten wie Kongress-Stipendien und Summer Schools folgen nun auch einige chirurgische Fachgesellschaften. Auch die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie bemüht sich heute mit Presseaktivitäten, auf den Nachwuchsmangel hinzuweisen. Jede Initiative ist eine gute Initiative und unterstützt letztlich unsere jungen Kollegen in den Kliniken.

Mit der BDC-Nachwuchskampagne wird bei vielen Studenten das Interesse an der Chirurgie geweckt. In den Beratungsgesprächen erleben wir immer wieder, dass die Chirurgie ihre Faszination nicht verloren hat, aber häufig einen schlechten Ruf genießt. Schuld sind negative Erfahrungen bei Arbeitszeit, Kollegialität und Wertschätzung in Famulaturen oder vor allem im Praktischen Jahr.

Die BDC-Nachwuchskampagne erreicht vor allem die unentschlossenen Studenten, die sich noch nicht auf eine bestimmte Fachrichtung festgelegt haben und die der Chirurgie grundsätzlich offen gegenüberstehen. Hier können wir eine positive Duftmarke für die Chirurgie setzen und mit praktischen Workshops verstärken.

Diese positive Stimmung muss später durch positive Erfahrungen in der chirurgischen Klinik, sei es in der Famulatur oder im Praktischen Jahr, intensiviert werden, um schließlich einen „neuen Chirurgen“ zu gewinnen. In diesem Sinne kann jeder Weiterbilder mit seiner Vorbildwirkung gegenüber Famulanten und PJ-lern die BDC-Nachwuchskampagne positiv verstärken oder das bestellte Feld austrocknen. Nur gemeinsam werden wir die Herausforderung des Nachwuchsmangels meistern. Jeder kann dazu seinen ganz persönlichen Beitrag leisten.

Wenn die Chirurgie wieder als ernsthafte Perspektive in der Karriere eines Mediziners wahrgenommen wird, hat die BDC-Nachwuchskampagne ihr Ziel erreicht. Und selbst bei denen, die persönlich keine Perspektive in der Chirurgie sehen, soll der Eindruck haften bleiben: Chirurgen sind eine ganz besondere Gruppe unter den Ärzten.

Kein Job für jeden. Aber ein faszinierender Beruf. Für viele sogar Berufung.

Einladung an chirurgische Fachgesellschaften zur Mitarbeit

Die Nachwuchskampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn“ ist eine offene Plattform, die der BDC von Anfang an den chirurgischen Fachgesellschaften zur Kooperation angeboten hat. Hier können Veranstaltungen, Summer Schools, Stipendien usw. angekündigt werden. Ebenso ist die Integration spezieller Angebote in Informationsveranstaltungen und praktische Kurse möglich.

Die Chirurgie wird von den Studenten trotz der Vielfalt unseres Faches als Einheit wahrgenommen. Das gemeinsame Bemühen um den chirurgischen Nachwuchs und die BDC-Nachwuchskampagne sind deshalb ein wichtiger Schritt zu mehr Gemeinsamkeit und Einheit der chirurgischen Verbände und Gesellschaften.

Danke

Der Berufsverband dankt allen Ordinarien und Chefärzten sowie deren Mitarbeitern für die Organisation der Informationsveranstaltungen und praktischen Kurse vor Ort. Ohne Ihre tatkräftige Unterstützung wären die Veranstaltungen nicht so erfolgreich verlaufen und hätten nicht den enormen Zuspruch erfahren.

Ein besonders herzlicher Dank gilt allen aktiven Kolleginnen und Kollegen des Teams „Junge Chirurgie“ im BDC. Auf Informationsveranstaltungen und praktischen Kursen hielten sie Vorträge und standen auf Messen als Karriereberater am BDC-Nachwuchsstand zur Verfügung. Dazu wurde meist Urlaub oder Freizeitausgleich eingesetzt und ehrenamtlich gearbeitet. Vielen Dank für diesen enormen und nicht üblichen Einsatz für unseren Berufsstand.

Großer Dank gilt auch unseren Industriepartnern für die Gestaltung der praktischen Workshops. Sowohl das Material, aber auch die personelle Unterstützung war vorbildlich. Ohne diese Unterstützung wäre der große Erfolg der Workshops „Chirurgie zum Mitmachen“ unmöglich gewesen. Unser Dank gilt den Firmen B|Braun, Aesculap AG und Aesculap-Akademie sowie den Firmen Smith&Nephew und Covidien.

Die Organisation der Informationsveranstaltungen und Workshops wäre ohne die tatkräftige Unterstützung der BDC-Geschäftsstelle nicht möglich. Die Organisation ruht dabei auf den Schultern von Frau Carola Paech, die als Assistentin der Geschäftsleitung den Kontakt zu den Kollegen vor Ort sowie zur Industrie hält, Referenten und Material für die Workshops koordiniert und die Internetseite www.chirurg-werden.de pflegt. Die Anmeldung wird von den Mitarbeiterinnen der BDC|Akademie, Frau Schönzart und Frau Griese, zusätzlich zu ihrem umfangreichen Tagesgeschäft abgewickelt.

Herzlichen Dank für das Engagement aller. Gemeinsam können wir viel bewegen.

Literatur:

[1] Hoeft K, Guentert A, Ansorg J (2011): Evaluation der Weiterbildung 2011. Passion Chirurgie, 07/2011; 1(7): Artikel 02_01.

[2] Osenberg D et al (2010): Wer wird denn noch Chirurg? Der Chirurg BDC, 06/2010, 308-315

[3] Ansorg J, Krüger M, Vallböhmer D (2011): Assistentenumfrage des BDC 2011. Passion Chirurgie, 07/2011; 1(7): Artikel 02_02.

[4] Ansorg J, Krones C, Schröder W, Leschber G, Ochel U-A (2008): Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn. Auftakt der Kampagne. Der Chirurg BDC, 02/2008, 52-53

Ansorg J., Krüger M., Vallböhmer D. Erfolgsgeschichte seit über 4 Jahren: Die BDC-Nachwuchskampagne „Nur Mut!“Passion Chirurgie. 2012 Januar; 2(1): Artikel 02_03.

Ranking von Weiterbildungsstätten

Warum kann ein Ranking von medizinischen bzw. chirurgischen Weiterbildungsstätten sinnvoll sein?

Ranking und Benchmarking gehören in den letzten Jahren zu den Schlüsselbegriffen der internationalen Arbeitswelt. Auch im medizinischen Bereich, dessen Weiterbildungsmarkt sich in Deutschland vor allem durch die geringe Verfügbarkeit junger Kollegen in einer ernsthaften Krise befindet, gewinnt dieses Thema zunehmend an Bedeutung. Warum kann ein Ranking von medizinischen bzw. chirurgischen Weiterbildungsstätten in diesem Zusammenhang sinnvoll sein?

Das wichtigste Ziel eines validen Rankingsystem in der Chirurgie liegt in der Verbesserung der chirurgischen Weiterbildung. Zurzeit ist ein solches System jedoch in Deutschland nicht verfügbar aber wäre in der aktuellen Weiterbildungssituation von großem Nutzen. Die Vorgaben der Weiterbildungsordnung geben nicht für alle Bereiche ein klares Bild der Facharztweiterbildung mit den zu erwartenden Anforderungen wieder. So offenbaren sich bei der anstehenden Facharztprüfung zwischen der Weiterbildungsordnung und dem persönlichen Weiterbildungskatalog häufig Diskrepanzen.

Dabei haben zunehmend Faktoren wie Arbeitsbelastung, Arbeitsklima, tägliche Routine-Anforderungen oder Dokumentationsaufgaben wesentlichen Einfluss auf die Weiterbildungsqualität. Daher sind für junge Ärzte bei Neubeginn bzw. Wechsel an einer Weiterbildungsstelle die lokale Umsetzung der Weiterbildungsordnung sowie die lokalen Arbeitsbedingungen von zentraler Bedeutung.

Ein Ranking von Weiterbildungsstätten dient also als Informationsquelle, Qualitäts- und Selektionsmerkmal sowie Wettbewerbsfaktor. Auf diese Weise stünde sowohl dem Weiterzubildenden eine effektive Entscheidungshilfe als auch dem Weiterbilder bzw. der Weiterbildungsstätte ein wertvolles Orientierungsinstrument zur Verfügung.

Neben den genannten Faktoren wird der entscheidende Vorteil eines Rankings im deutschen Weiterbildungssystem darin gesehen, dass die Transparenz und Beurteilung einer Weiterbildungsstätte den Wettbewerbsdruck um den chirurgischen Nachwuchs erhöht und damit das Bemühen, eine gute und zielgerichtete Weiterbildung anzubieten, steigert.

Aktuelle Rankingsysteme im medizinischen Sektor

Aktuelle Rankings für chirurgische Weiterbildungsstätten liegen zurzeit nicht vor. Allerdings gibt es für den medizinischen Sektor verschiedene Ranking-Systeme, die sowohl in der Fach- wie auch in der Laienpresse publiziert worden sind. Im Folgenden sollen diese kurz vorgestellt werden, um daraus die Problematik für ein mögliches Ranking chirurgischer Weiterbildungsstätten in Deutschland abzuleiten und zu diskutieren.

In Deutschland haben sich in den letzten Jahren vereinzelte Institutionen zur Evaluation der Ausbildung im medizinischen Sektor aufgetan. So erstellt das Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) seit 1998 das sog. CHE-HochschulRanking, das zunächst mit dem Magazin stern und seit 2005 in Kooperation mit der Wochenzeitung DIE ZEIT veröffentlicht wird [1].

Das Hochschul-Ranking beruht auf den Ergebnissen verschiedener Teiluntersuchungen, in denen zu einem objektive Fakten ermittelt werden, wie z. B., die Erhebung von Daten über die finanzielle und personelle Ausstattung eines Fachbereiches. Zum anderen werden die subjektiven Einschätzungen verschiedener Gruppen erhoben, wie Professoren, Studierenden und Absolventen. Dabei hat dieses Rankingsystem das primäre Ziel, Studienanfänger und Hochschulwechsler über die Studienmöglichkeiten und -bedingungen in den jeweiligen Studienbereichen zu informieren, inklusive medizinischer Fakultäten (»Tabelle 1).

Tab 1: Aktuelle nationale Rankingsysteme im medizinischen Sektor

Auch Internetportale zur Erstellung von Rankingsystemen, z. B. für PJ-Studierende, stehen mittlerweile zur Verfügung [2-4]. So sammelt und veröffentlicht www.PJ-Ranking.de die Bewertungen von PJ-Tertialen weltweit, wobei vor allem Ausbildungsstätten aus Deutschland im Fokus stehen. Der online Fragenkatalog setzt sich aus der Qualität bzw. Quantität des PJ-Unterrichtes, den Arbeitsinhalten, Arbeitszeiten und einer eventuellen Vergütung zusammen. Schließlich werden Schulnoten z. B. für das Ansehen des PJ-Studenten, den Unterricht, die Betreuung und die vorhandene Freizeit vergeben.

Dabei ist dieses Internetportal keinen kommerziellen Interessen untergeordnet, wird von Studenten erstellt und durch den Fachschaftsrat Medizin der Universität Hamburg unterstützt [2]. Zwar ist es begrüßenswert, dass PJ-Kollegen eine Plattform zur Bewertung ihrer Ausbildung erhalten, jedoch sollte bei einem validen Rankingsystem der PJ-Ausbildung sowohl der Ausbilder als auch der Auszubildende in die Evaluation miteinbezogen werden.

Auch in den folgenden zwei Beispielen wurde nur einseitig evaluiert. Vom Marburger Bund wurde ein online Weiterbildungsranking entworfen, das aktuell nur für Hessen verfügbar ist. Es hat zum Ziel Weiterbildungsstätten mit gutem Profil hervorzuheben und die ärztliche Weiterbildung in deutschen Kliniken zu verbessern [3] (»Tabelle 1).

Dabei werden neben objektiven Parametern, wie dem Stellenplan, außerdem Fragen zur Erfüllung der Anforderungen über die Weiterbildungsordnung, über Dienste bzw. Arbeitsbelastung und den Umgang mit den Mitarbeitern mittels Schulnotensystem gestellt. Auch das Portal www.facharztweb.de bietet Krankenhausärzten die Möglichkeit, ihre Arbeits- und Weiterbildungsbedingungen zu bewerten [4]. Ein registrierter Nutzer dieser Homepage kann die eigene Weiterbildungsstätte bewerten und ebenso die Bewertungen anderer einsehen. Grundlage der Bewertung ist ein Fragenkatalog, der die Qualität der Weiterbildung, Arbeitsbedingungen, Bezahlung, Arbeitsklima und die Familienfreundlichkeit umfasst.

Schließlich haben sich auch die Bundesärztekammer und 16 Landesärztekammern mit dem Thema Ranking von Weiterbildungsstätten beschäftigt [5]. So startete im Frühjahr 2009 das Projekt „Evaluation der Weiterbildung”, das Stärken und Schwächen des ärztlichen Weiterbildungssystems ausloten sollte, um eine Grundlage für die Qualitätssicherung bzw. Qualitätssteigerung der Weiterbildung zu bilden. Befragt wurden Weiterbildungsbefugte und Weiterbildungsassistenten, die online unter www.evaluation-weiterbildung.de ihre Evaluationen abgaben.

Der Fragenkatalog für die Weiterbildungsbefugten umfasste ca. 30 Fragen zur Wochenarbeitszeit, Arbeitszeitgesetz, Weiterbildungskonzept/Rotationen, Einschätzung der Motivation der Weiterbildungsassistenten und Weiterbildungsbudget. Der Fragenkatalog der Weiterbildungsassistenten umfasste ca. 90 Fragen zur Fachkompetenz der Weiterbildungsstätte, Lern- und Führungskultur, Kultur der Fehlervermeidung, Entscheidungs- und Betriebskultur. Nachdem die Befragung jüngst abgeschlossen wurde, werden die Ergebnisse nun im Frühjahr 2010 veröffentlicht.

Ein etabliertes Rankingsystem für alle chirurgischen Weiterbildungsstätten ist bisher leider nicht etabliert. Jedoch wäre gerade in unserem Fachbereich ein solches System von großer Wichtigkeit, bedenkt man den extremen Nachwuchsmangel in der Chirurgie. Denn ein valides Ranking führt zur Erhöhung der Transparenz und Beurteilung einer Weiterbildungsstätte, erhöht den Wettbewerbsdruck um den chirurgischen Nachwuchs und schafft damit mehr Qualität in der chirurgischen Weiterbildung.

Damit könnte der chirurgische Beruf endlich wieder mehr Attraktivität gewinnen. Zudem könnte eine erhöhte Weiterbildungsqualität zu einer besseren Versorgungsqualität führen, wie dies bereits in anderen Ländern gezeigt werden konnte [6]. Im Folgenden sollen erste Projekte eines Rankingsystems für chirurgische Weiterbildungsstätten und mögliche Standards in diesem Bereich aufgeführt werden.

Ranking in der Chirurgie

Erst kürzlich wurde eine Studie zum Ranking chirurgischer Weiterbildungsstätten vom BDC durchgeführt. In einem Pilotprojekt wurden 20 viszeralchirurgische Abteilungen aus Nordrhein-Westfalen angeschrieben, in welcher Kriterien einer qualitativ guten Weiterbildung mittels Selbsteinschätzung abgefragt wurden (der Original-Fragekatalog kann über den BDC abgefragt werden). Nur 14 von den 20 Weiterbildungsermächtigten antworteten auf die Anfrage. Neben den formalen Aspekten, wie Krankenhaustyp, Personalschlüssel mit Anteil von Weiterbildungsassistenten und Weiterbildungsermächtigungen wurden die Kriterien evaluiert, die in der Weiterbildungsordnung mittlerweile verankert sind.

Elf von 14 befragten Abteilungsleitern gaben an, ihren Assistenten ein strukturiertes Curriculum anzubieten. Bei 11 Abteilungen wurde dieses durch ein Logbuch unterstützt. Dreizehn Chefärzte gaben an, regelmäßig Weiterbildungsgespräche zu führen.

Selbst Weiterbildungsoberärzte, verantwortlich für ein Mentoring- oder Tutoringsystem, waren in 9 von 14 befragten Abteilungen eingerichtet. In einem anderen Feld wurde die Anzahl der assistierten Eingriffe bezogen auf die Gesamtzahl der Eingriffe pro Jahr abgefragt.

Zwei der 14 Chefärzte konnten keine Angaben machen, 4 hatten eine detaillierte Dokumentation der assistierten Eingriffe und 8 trugen Schätzungen in die entsprechenden Felder ein, die zwischen 20 und 70 % lagen. Das Feld für freie Kommentare zur Weiterbildung wurde nur von 5 der 14 Chefärzte genutzt.

Dieses Pilotprojekt wirft zum einen die Frage auf, wie verlässlich Angaben sind, wenn der Weiterbildungsermächtigte seine Weiterbildungsstätte selbst beurteilt. In dieser Selbsteinschätzung könnte es den chirurgischen Assistenten gar nicht besser gehen. Vergleicht man aber die Angaben mit den aktuellen Umfragen des BDC unter den chirurgischen Assistenten zeigt sich eine erstaunliche Diskrepanz. Zum anderen zeigt dieses Pilotprojekt, wie schwierig es ist einen Fragenkatalog zusammenzustellen, der eine ausreichende Trennschärfe der verschiedenen chirurgischen Abteilungen aufzeigt und damit das Ranking überhaupt erst ermöglicht.

Auch die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen (DGPRÄC) führte 2008 und 2009 eine Online-Befragung der assoziierten Mitglieder der DGPRÄC zur Weiterbildungsqualität durch [6]. Folgende Bewertungskriterien wurden von den Weiterbildungsassistenten evaluiert:

  • interne theoretische Weiterbildung
  • interne praktische Weiterbildung
  • externe Weiterbildung
  • allgemeine Arbeitsbedingungen
  • wissenschaftliche Möglichkeiten

Bei der Befragung gab es zahlreiche erfreuliche Ergebnisse. So hatten mehr als 70 % der Befragten ausreichend ausgestatteten Fachbibliotheken, ca. 40 % einen für die Weiterbildung zugeteilten Facharzt und etwa 80 % konnten sich extern weiterbilden oder ihre wissenschaftliche Arbeiten auf Kongressen vorstellen ohne dafür Urlaub nehmen zu müssen. Dagegen war unerfreulich, dass nur in ca. 20-30 % der Fälle Weiterbildungsziele vereinbart und die Fortschritte regelmäßig überprüft wurden.

So hatten nur ca. 30 % der Weiterbildungsassistenten das Gefühl, ihre Weiterbildung verliefe strukturiert. Bei dem daraus entstandenen Ranking der Weiterbildungsstätten wurden nur die besten zehn der Einzel- und Gesamtwertungen publiziert, um ungerechtfertigtes Abstrafen der Weiterbilder durch unzufriedene Assistenten zu unterbinden. So gab es nach dem Kenntnisstand der Initiatoren auch keine Repressalien gegen die Umfrageteilnehmer seitens ihrer Weiterbilder.

Die aktuellen Beispiele zeigen, dass es bei der Entwicklung von Rankingsystemen in der Chirurgie sowohl methodische als auch inhaltliche Probleme in der Ausgestaltung gibt. Folgende Standards sollten nach unserer Meinung erfüllt werden [1]:

  1. das Ranking muss fachbezogen sein; d. h. ebenso wenig wie die Weiterbildungsstätten alle gleichwertig sind, existiert so etwas wie “die beste“ Weiterbildungsstätte, da die Leistungen der Weiterbildungsstätten in den einzelnen Fachdisziplinen zu unterschiedlich sind.
  2. ein Ranking muss multidimensional angeordnet sein, d.h. Indikatoren in Form von Fakten, wie die Möglichkeit der Promotion oder vorhandene Drittmittel, müssen subjektiven Urteilen, wie der Einschätzung der Fortbildungssituation oder der Betreuung durch den Weiterbilder, gegenüber gestellt werden.
  3. Rankings sollten ein differenziertes Bild der Weiterbildungsstätte aus unterschiedlichen Perspektiven zeichnen. Neben den objektiven Fakten zu den einzelnen Fachdisziplinen sollten die Perspektiven der Weiterbilder und der Weiterzubildenden in das Ranking einfließen.
  4. Rankings dürfen keine Pseudogenauigkeit aufgrund von statistischen Ausreißern vortäuschen, die kleinsten Unterschiede eines Indikators als Leistungs- oder Qualitätsunterschied fehlinterpretieren.
  5. in einem chirurgischen Rankingsystem sollte zudem die Versorgungsqualität miteinbezogen werden, um eine direkte Korrelation von Weiterbildungsqualität und Wertigkeit der Patientenversorgung herzustellen

Fazit

Das primäre Ziel bei der Etablierung von validen Rankingsystemen in der Chirurgie sollte die Erhöhung des Wettbewerbsdrucks um den chirurgischen Nachwuchs mittels Transparenz und Beurteilung von Weiterbildungsstätten sein. Damit könnte letztendlich auch die Weiterbildungsqualität erhöht werden. Aktuell ist jedoch ein einheitliches System für alle chirurgischen Weiterbildungsstätten in Deutschland nicht verfügbar.

Denkbar wäre ein übergreifendes Ranking von chirurgischen Weiterbildungsstätten mit Evaluation sowohl von Weiterzubildenden als auch Weiterbildern bzw. Weiterbildungsstätten. Dabei sollte die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie zusammen mit dem BDC ein solches Bewertungssystem etablieren. Ansonsten wird uns das Thema “Rankingsystem“ sehr bald von anderen Institutionen aus der Hand genommen.

Literatur

  1. Berghoff S, Federkeil G, Giebisch P et al. CHE Hochschulranking: Vorgehensweise und Indikatoren- 2009. Arbeitspapier Nr. 119, Mai 2009. (download: http://www.che.de/downloads/CHE_AP119_Methode_Hochschulranking_2009.pdf)
  2. http://www.pj-ranking.de/
  3. http://wbranking.de/
  4. http://www.facharztweb.de
  5. https://www.evaluation-weiterbildung.de
  6. Asch DANicholson SSrinivas SHerrin JEpstein AJ. Evaluating obstetrical residency programs using patient outcomes. JAMA. 2009; 302:1277-83.
  7. Daigeler A, Beier J, Germann G. Assistenten in der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie bewerten Weiterbildungsstätten; Tenor weitgehend positiv. BDC|Online – 01.04.2009. www.weiterbildungs-offensive.de