01.04.2025 Akademie aktuell
Akademie aktuell: Ein Plädoyer für die Ausbildung in der konventionellen minimalinvasiven Chirurgie

Die Chirurgie ist in der letzten Dekade durch eine technische Evolution geprägt, die in vielen chirurgischen Fachdisziplinen mit der robotisch-assistierten Chirurgie neue Operationstechniken und Möglichkeiten minimalinvasiver Operationen auf den Markt gebracht hat. Viele der robotisch-assistierten Prozeduren haben mittlerweile einen hohen Grad an Standardisierung erreicht und sind fester Bestandteil des chirurgischen Alltags. Unübersehbar ist auch, dass sich diese robotisch-assistierten Operationen grundsätzlich von der konventionellen minimalinvasiven Chirurgie unterscheiden und beide Technologien ihre eigenen Lernkurven für gleiche Prozeduren aufweisen.
Für die viszeralchirurgische Weiterbildung junger Chirurginnen und Chirurgen stellt sich somit die Frage, ob es überhaupt noch sinnvoll ist, in der klassischen und seit Jahren bewährten minimal-invasiven Technik auszubilden, oder sich in Anbetracht der schnell fortschreitenden Verbreitung der Roboter-gestützten Chirurgie bereits zu einem frühen Zeitpunkt ganz auf die neuen Technologien zu fokussieren.
In diesem Zusammenhang ist zunächst festzustellen, dass trotz aller Euphorie und der damit verbundenen Dominanz auf Kongressveranstaltungen immer noch die große Masse aller viszeralchirurgischer Operationen in der breiten Versorgung konventionell minimalinvasiv durchgeführt wird. Das liegt allein daran, dass trotz aller Bemühungen der Industrie die Anzahl der in den Krankenhäusern implementierten robotischen Systemen bei weitem noch nicht ausreicht, alle Patienten mit dieser Technologie zu versorgen. Zudem bleibt die robotisch-assistierte Chirurgie bei technischer Machbarkeit gegenwärtig in weiten Teilen den Nachweis schuldig, der konventionellen minimalinvasiven Chirurgie hinsichtlich postoperativer Morbidität und Lebensqualität für den Patienten entscheidende Vorteile zu generieren. Das jedoch sollte kein Argument gegen die robotische Chirurgie sein, sondern für Universitätskliniken und Maximalversorger Ansporn und Verpflichtung sein, hier die notwendige Evidenz zu liefern. Unbeantwortet ist auch die Frage, ob die robotische Lernkurve durch profunde Kenntnisse und praktische Erfahrungen in der konventionellen minimal-invasiven Erfahrung verkürzt wird. Alle Protogonisten der robotischen Technologie, die mit der minimal-invasiven Chirurgie groß geworden sind, würden diesen Zusammenhang eher bejahen.
Die aufgeführten Gründe lassen es sinnvoll erscheinen, auch weiterhin in den chirurgischen Curricula die konventionelle minimal-invasive Chirurgie zu führen und auch im klinischen Alltag zu verankern. Für alle komplexen chirurgischen Prozeduren ist es daher notwendig, die Lernkurve nicht erst im OP, sondern in den verschiedenen Dry- und Wet-Labs zu beginnen. Gut konzipierte Kurse, welche diese grundlegenden technischen Fertigkeiten vermitteln, bleiben damit auch weiterhin fester Bestandteil der viszeralchirurgischen Weiterbildung.
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Schröder W, Duprée A: Ein Plädoyer für die Ausbildung in der konventionellen minimalinvasiven Chirurgie. Passion Chirurgie. 2025 April; 15(04): Artikel 04_01.
Autoren des Artikels

Prof. Dr. med. Wolfgang Schröder
Mitglied im erweiterten Vorstand des BDCLeiter der BDC|AkademieLeiter Zentrum für Speiseröhren- und MagenchirurgieHELIOS Universitätsklinikum Wuppertal kontaktieren
PD Dr. med. Anna Duprée
Klinik für Allgemein-, Viszeral- und ThoraxchirurgieUniversitätsklinikum EppendorfWeitere aktuelle Artikel
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