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Empfehlungen für ein klinisches Risikomanagement in der Chirurgie*

  1. Patientensicherheit ist Chefsache.
  2. Stellen Sie sicher, dass Patienten bei der Aufnahme im Hinblick auf ihre Behandlungsdringlichkeit zuverlässig eingestuft werden (Triagierung).
  3. Stellen Sie sicher, dass Ihre Indikationsstellung zu einem operativen Eingriff in einem interprofessionellen Team verifiziert wird (z. B. Teambesprechung, Tumorboard).
  4. Binden Sie den Patienten in das Aufklärungsgespräch aktiv ein. Fragen Sie ihn nach seinen Erwartungen und bieten Sie ihm die Möglichkeit, bei Bedarf eine Zweitmeinung einzuholen.
  5. Sorgen Sie dafür, dass die Erkenntnisse der ärztlichen und der pflegerischen Anamnese systematisch zusammengeführt werden.
  6. Wichtige therapie- und pflegeleitende Besonderheiten des Patienten sollten dem therapeutischen Team stets in geeigneter Form zur Verfügung stehen.
  7. Nutzen Sie allgemeine und spezifische Scoringsysteme zur Risikoeinschätzung und dokumentieren Sie die Ergebnisse. Dabei ist das Intervall für ein Follow-up zu definieren.
  8. Nutzen Sie für Ihren Einsatzbereich geeignete und wirkungsvolle Checklisten.
  9. Stellen Sie sicher, dass sturzgefährdete Patienten sachgerecht eingestuft und mit entsprechenden Maßnahmen geschützt werden.
  10. Stellen Sie eine enge Abstimmung zwischen der chirurgischen und anästhesiologischen Anamnese und Therapieplanung sicher.
  11. Überwachen Sie Patienten nach diagnostischen und therapeutischen Interventionen mit standardisierten Methoden, angemessener Technik und in definierten Zeitintervallen (z. B. Nachblutungskontrolle, Narkoseüberhang).
  12. Stellen Sie sicher, dass Patienten mit Orientierungsschwächen, z. B. bei demenziellen Erkrankungen, in einer für sie sicheren Umgebung versorgt werden können.
  13. Nutzen Sie die anerkannten Verfahren des klinischen Risikomanagements, indem Sie regelmäßige Sicherheits- und Risiko-Audits durchführen, ein interprofessionell und einrichtungsübergreifendes Critical Incident Reporting System (CIRS) nutzen, in Ihren Abteilungen regelmäßig Mortalitäts- und Morbiditätskonferenzen durchführen und im Schadenfall professionell durchgeführte retrospektive Fallanalysen organisieren. Dokumentieren Sie dabei stets die aus den Verfahren entwickelten Präventionsmaßnahmen für eine sichere Versorgung.
  14. Erfassen Sie alle Maßnahmen zur Förderung der Patientensicherheit in Ihren Dokumentationssystemen.
  15. Sorgen Sie für einen effizienten Infektionsschutz und für eine stringente Einhaltung der Hygieneregeln und informieren Sie den Patienten über seine Mitwirkungsmöglichkeiten.
  16. Identifizieren Sie alle Medikamente mit einem erhöhten Gefährdungspotential bei unsachgemäßer Handhabung (z. B. konzentrierte Elektrolyte, Muskelrelaxanzien, Insuline usw.) und standardisieren Sie die Beschriftung, die Bevorratung und Handhabung dieser Präparate.
  17. Klassifizieren Sie jeden Patienten präoperativ im Hinblick auf die individuellen Risiken des bevorstehenden Eingriffs und kommunizieren Sie die Ergebnisse und Besonderheiten im Team.
  18. Klassifizieren Sie jeden Patienten im Hinblick auf sein Thromboserisiko und ergreifen Sie entsprechende Präventionsmaßnahmen.
  19. Nutzen Sie bei jedem operativen Eingriff eine OP-Checkliste in Anlehnung an die Empfehlungen der WHO.
  20. Führen Sie stets eine professionelle Zählkontrolle von Textilien und anderen intraoperativ genutzten Fremdmaterialien durch.
  21. Stellen Sie eine eindeutige Beschriftung, Verpackung von intraoperativ gewonnenen Materialien sowie den Transport sicher.
  22. Überprüfen Sie prä- und intraoperativ die sachgerechte Lagerung des Patienten und kontrollieren Sie den Hautstatus nach Beendigung des operativen Eingriffs.
  23. Stellen Sie sicher, dass der Patient postoperativ dem Operations- und Narkoserisiko entsprechend überwacht wird.
  24. Geben Sie stets eindeutige Anweisungen an die postoperative Versorgung und Pflege.
  25. Stellen Sie sicher, dass Behandlungs- und Pflegeinformationen, vor allem aber Änderungen von Verordnungen und neue diagnostische Informationen, zeitnah und in klar verständlicher Form an alle den Patienten behandelnden Personen weitergeleitet werden.
  26. Stellen Sie die Kontinuität der Medikation sicher und sorgen Sie insbesondere für eine sachgerechte Weiterbehandlung nach der Entlassung des Patienten.
  27. Binden Sie Patienten und die Angehörigen in die Gestaltung der Behandlungsprozesse aktiv mit ein, kommunizieren Sie Ihre Sicherheitsphilosophie innerhalb der Einrichtung und nach außen durch Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit der Einrichtung.
  28. Definieren Sie Verhaltensregeln für den Schadenfall, insbesondere bezüglich des Umgangs mit dem Patienten, den Angehörigen, den Kollegen und der Öffentlichkeit.
  29. Machen Sie die „Maßnahmen zur Förderung der Patientensicherheit“ zu einem obligatorischer Baustein für die Fort-und Weiterbildung sowie für die Einarbeitung neuer Mitarbeiter.
  30. Machen Sie Patientensicherheit zu einem Unternehmensziel Ihrer Einrichtung.

* Die Empfehlungen des Autors begründen sich auf die Erfahrungen einer 20-jährigen Tätigkeit im klinischen Risikomanagement.

Gausmann P. 30 Punkte für sichere Chirurgie. Passion Chirurgie. 2014 Mai, 4(05): Artikel 02_03.
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