01.07.2015 Panorama
Unzufriedene Patienten in der Praxis: Ein Erfahrungsbericht

Die Sicherheit von Patienten wird oft thematisiert – Aber was ist mit den behandelnden Ärzten und dem Personal in Praxen und Krankenhäusern, die mit unzufriedenen Patienten konfrontiert sind?
Dr. Ackermann, niedergelassener Chirurg aus Bremen, berichtet von Erfahrungen aus seiner Praxis.
Eine sehr gute Mitarbeiterin hat sogar gekündigt…
Das neue GKV-Versorgungsstärkungsgesetz sieht vor, dass in Bremen Arztstellen gestrichen werden, gleichzeitig sollen Wartezeiten auf vier Wochen für Patienten bei Facharztterminen verkürzt werden. Ich betreibe im Bremer Westen eine orthopädische/chirurgische Praxis mit offener Sprechstunde. Diese Organisationsform der offenen Sprechstunde habe ich gewählt, weil ich darüber hinaus auch als Durchgangsarzt tätig bin. Diese Arbeits-, Schul- und Wegeunfälle machen eine verlässliche Terminvergabe für die Patienten unmöglich. Mitunter kommt es dadurch für Patienten (die natürlich auch ohne Termin kommen) zu Wartezeiten von über einer Stunde. Aufgrund dieser für die Patienten unerträglich langen Wartezeit ist es in den letzten Monaten vermehrt zu massiven Beschwerden und Beleidigungen in der Praxis gekommen. Meine Mitarbeiter und ich müssen uns mittlerweile fast arbeitstäglich von Patienten massivst beleidigen lassen. Nicht selten wird hier in die Fäkalsprache abgeglitten, mitunter kommt es sogar zu körperlichen
Bedrohungen seitens der Patienten gegenüber meinen Mitarbeitern und mir.
Eine Konsequenz dieser Situation war eine Kündigung seitens einer führenden Praxismitarbeiterin zum frühestmöglichen Zeitpunkt. Der konkrete Fall stellt sich wie folgt dar: Die Mitarbeiterin wurde bereits mehrfach an diesem Tag auf das Übelste beschimpft, letztendlich musste sie sich von einer 18-jährigen Frau, die mit ihrem Vater in die Praxis kam, als „Stück Scheiße“ betiteln
lassen, weil sie den Patienten und seine Begleiterin aufforderte, kurz zu warten, um eine Überweisung zu erhalten.
Mit dem Wegfall einer Vollzeitkraft werden die Praxisorganisation und damit natürlich auch die Wartezeit für Patienten sicherlich nicht verbessert. Auch praxisintern wird dieser Wegfall z. B. im Bereich der Abrechnung eine kaum zu schließende Lücke aufreißen. Da Patienten bei mir keine Wartezeit auf einen Termin haben, empfinde ich eine Wartezeit in der Praxis von ein bis zwei Stunden als absolut zumutbar. Die sich ergebende Situation für meine Mitarbeiter ist jedoch zunehmend unzumutbar und wird durch das neue GKV Versorgungsstärkungsgesetz nur noch geschürt.
Mitunter ist es für die Patienten sicherlich schwer zu verstehen, dass wenn er „nur mal eben eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung haben möchte“ dafür eine gewisse Wartezeit in Kauf nehmen muss, den Arzt möchte er ja gar nicht sehen. Die Vorgaben denen wir unterliegen sind jedoch andere – und das ist auch gut so. Ich erwarte kein volles Verständnis seitens der Patienten in Bezug auf die teilweise auch für uns schwer zu verstehenden Vorgaben, jedoch einen gewissen Grad an Respekt meinen Mitarbeitern und mir gegenüber erwarte ich schon. Wir machen sicherlich nichts, um Patienten in irgendeiner Form zu gängeln.
Quelle: Landesrundschreiben der KV Bremen, Dezember 2014
Ackermann B. Unzufriedene Patienten in der Praxis: Ein Erfahrungsbericht. Passion Chirurgie. 2015 Juli, 5(07): Artikel 09_01.
Autor des Artikels

Dr. med. Björn Ackermann
Regionalvertreter Niedergelassene im BDC|BremenMVZ RohdestraßeGröpelinger Heerstr. 11527472Cuxhaven kontaktierenWeitere aktuelle Artikel
01.06.2019 BDC|News
Prof. Julia Seifert arbeitet weiter mit BDC-Vorstand – Dr. P. Kalbe tritt ihre Nachfolge als Vizepräsident an
Bei der letzten BDC-Mitgliederversammlung beim Chirurgenkongress wurde Dr. Peter Kalbe zum Nachfolger von Prof. Dr. Julia Seifert gewählt. Die bisherige Vizepräsidentin Julia Seifert wird weiterhin – vor allem bei den Themen Hygiene und Weiterbildungsordnung – eng mit dem erweiterten BDC-Vorstand zusammenarbeiten.
01.06.2019 Schaufenster
Schaufenster Juni 2019
„Die Ressource Arzt ist und bleibt knapp.“ So fasst Dr. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), die wesentlichen Entwicklungen der Ärztestatistik für 2018 zusammen. „Die Zahlen aus dem Bundesarztregister zeigen, dass sich die Trends, die sich in den Vorjahren abzeichneten, im Jahr 2018 fortgesetzt haben. Die Teilzeitarbeit gewinnt weiter an Beliebtheit, die Zahl der angestellten Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeuten hat sich zudem deutlich erhöht, auf mittlerweile fast 36.300. Das sind fast zehn Prozent mehr als im Vorjahr“, erklärte der KBV-Chef heute in Berlin.
01.06.2019 Aus- & Weiterbildung
Einladung zum 137. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie
Zusammen mit den Mitveranstaltern, den Gesellschaften für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Kinderchirurgie sowie den übrigen chirurgischen Gesellschaften und Berufsverbänden freuen wir uns, Sie zum 137. Deutschen Chirurgenkongress der DGCH nach Berlin einzuladen (21. Bis 24. April 2020).
01.06.2019 INTERN DGCH
Japanische Ösophagus-Chirurgie
Mithilfe des DGCH-Stipendiums absolvierte ich zwischen Juli 2018 und April 2019 ein Fellowship am National Cancer Center Hospital Central in Tokio. Dieses Krankenhaus ist ein weltweit führendes, spezialisiertes Zentrum für onkologische Chirurgie. Dort war ich tätig am Department of Esophageal Surgery, das unter Leitung von Herrn Dr. H. Daiko jährlich etwa 150 onkologische Ösophagusresektionen durchführt.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.