05.09.2019 Politik
Replik des BDC auf Leitartikel vom BNC
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen,
vor Kurzem haben viele von Ihnen die neuesten Mitteilungen des BNC (Chirurgenmagazin 93, August 2019) erhalten, in denen der Vorsitzende Dr. Schüürmann offen zum Austritt aus dem BDC aufruft. Wir wissen nicht, ob dies seine private Meinung ist, oder ob es die offizielle Verbandsaussage darstellt.
Mit solchen Worten, garniert mit dem martialischen Vorwurf einer Kriegserklärung seitens des BDC gegenüber niedergelassenen Allgemeinchirurgen, schürt man populistisch Ängste und treibt bewusst einen Keil in die Kollegenschaft. Die bisherige Kooperation in Sachfragen mit dem BDC soll offenbar vom BNC aufgekündigt werden. Das ist sehr bedauerlich und wenig hilfreich.
Was ist der Grund für diese grobe Attacke? Es geht offenbar darum, dass der Kollege Schüürmann die Existenz niedergelassener Allgemeinchirurgen durch uns bedroht sieht.
Richtig ist, dass der BDC in Übereinstimmung mit den chirurgischen Fachgesellschaften die Rolle der zukünftigen Säule „Allgemeinchirurgie“ gemäß der Musterweiterbildungsordnung 2018 skeptisch sieht. Während der BNC allein diese Säule der neuen Weiterbildungsordnung als die geeignete für die chirurgische Praxis der Zukunft propagiert sieht der BDC die niedergelassenen Chirurgen in den nächsten Jahren und Jahrzehnten eher in Gemeinschaften von mehreren verschiedenen Spezialisten, die sich in größeren Praxen organisieren und auch in sektorenübergreifenden Kooperationen mit Krankenhäusern den chirurgischen Bedarf der Bevölkerung abdecken. Dies entspricht auch den Wünschen der nachfolgenden Ärztegeneration und ist als Trend schon jetzt an den Niederlassungszahlen abzulesen: Bereits mehr als 30 Prozent der niedergelassenen Chirurgen arbeiten als Angestellte. Dabei geht der Trend eindeutig zur Säule Orthopädie und Unfallchirurgie, was auch dem statistischen Spektrum der häufigsten Erkrankungen, Verletzungen und Operationen in den chirurgischen Praxen entspricht. Es bliebt abzuwarten, welchen Platz in der Versorgung der zukünftige Facharzt für Allgemeinchirurgie finden wird. Alle Kolleginnen und Kollegen, die sich für diese Weiterbildung entscheiden, können jedoch darauf vertrauen, dass ihre Interessen vom BDC als Berufsverband aller Chirurgen genauso vertreten werden wie die Interessen der anderen Säulen, sei es Orthopädie und Unfallchirurgie, Viszeralchirurgie, Kinderchirurgie, Plastische Chirurgie oder Gefäßchirurgie.
Es ist vollkommen absurd, dass vonseiten des BNC in diesem Zusammenhang Unsicherheit unter den jetzt niedergelassenen Chirurgen nach den alten Weiterbildungsordnungen aus 1992 und 2003 geschürt wird. Das für die EBM-Reform 2021 angestrebte gemeinsame Kapitel 7 und 18 wird selbstverständlich einen Bestandsschutz für die Abrechnungsmöglichkeiten der jetzt schon niedergelassenen Allgemeinchirurgen (und auch Orthopäden) enthalten. Die aktuellen Meinungsverschiedenheiten beziehen sich allein auf die zukünftige Gestaltung der EBM-Abrechnung der „Säulenfachärzte“. Hier käme es darauf an, durch geduldige Verhandlungen Kompromisse zwischen den ehemaligen Arztgruppen Chirurgie (Kapitel 7) und Orthopädie (Kapitel 18) zu suchen. Dieses Ziel kann man aber nicht erreichen, indem man seine potenziellen Verhandlungspartner öffentlich verunglimpft.
Was also die Frage der Mitgliedschaft in welchem Verband auch immer betrifft, so empfehlen wir darüber nachzudenken, ob die alleinige Fokussierung auf das Thema Allgemeinchirurgie in der Niederlassung ausreicht oder ob es nicht besser ist, von einem Berufsverband mit mehr als 17.000 Mitgliedern mit dem entsprechenden Einfluss vertreten zu werden. Unabhängig davon werden wir auch weiter – sofern das von dieser Seite gewünscht ist – den Kontakt zum BNC aufrechterhalten, um letztlich in Ihrem Interesse Konflikte intern zu bereinigen, statt sie in der Öffentlichkeit zum Schaden aller auszutragen.
Weitere Artikel zum Thema
17.11.2017 Kinderchirurgie
Welt-Frühgeborenen-Tag: Kinderchirurgen fordern Rund-um-die-Uhr-Versorgung für Frühchen
In Deutschland kommt nahezu jedes zehnte Baby vor Ende der 37. Schwangerschaftswoche und somit als Frühgeborenes zur Welt. Heutzutage sind ihre Überlebenschancen vergleichsweise gut, je unreifer ein Kind jedoch geboren wird, umso größer können die Probleme sein.
15.11.2017 Politik
Krankenhauskosten 2016 auf 87,8 Milliarden Euro gestiegen
Die Kosten der stationären Krankenhausversorgung betrugen im Jahr 2016 rund 87,8 Milliarden Euro. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) weiter mitteilt, waren das 4,3 % mehr als im Jahr 2015 (84,2 Milliarden Euro).
15.11.2017 Politik
Bei der Bürgerversicherung darf es keine Kompromisse geben
Mit Blick auf das bevorstehende Finale der Sondierungsgespräche zwischen CDU, FDP und Grünen über die Möglichkeiten einer Regierungsbildung, hat der Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, vor Kompromissen gewarnt, die elementare Grundsäulen des Gesundheitssystems nachhaltig infrage stellen.
09.11.2017 Politik
Europa versagt beim Menschenrecht auf Gesundheitsversorgung
Eine Befragung von über 43.000 Patienten wirft ein Schlaglicht auf schwerwiegende Defizite der europäischen Gesundheitssysteme. Ärzte der Welt ruft die europäischen Entscheidungsträger dazu auf, das Menschenrecht auf medizinische Versorgung sicherzustellen. Die europäischen Regierungen lassen die Schwächsten der Gesellschaft im Stich, wenn es um dringend notwendige medizinische Versorgung geht. Das zeigt eine von Ärzte der Welt und Partnerorganisationen in 14 Ländern durchgeführte Studie.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.