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Sehr verehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,

seit einem halben Jahrhundert vertritt der Berufsverband der Deutschen Chirurgen mit großem Engagement die Interessen seiner Mitglieder innerhalb der Ärzteschaft aber auch gegenüber der Politik, der Regierung und ihren Behörden. Als Vertretung aller chirurgischen Berufsbelange sorgt der BDC mit seiner Arbeit für hohe Qualitätsstandards in der chirurgischen Behandlung. Dafür gebührt ihm Dank und Anerkennung. Dies zeigt, wie zielgerichtet und effektiv die Arbeit des BDC in den 50 Jahren gestaltet wurde, und lässt erwarten, dass er auch den zukünftigen Herausforderungen des ärztlichen Berufes gewachsen sein wird. Die Gründungsväter blicken sicherlich mit großer Zufriedenheit auf das bisher Erreichte.

Mit dem Regierungswechsel hat sich in der Gesundheitspolitik nicht nur ein personeller Neuanfang vollzogen. Das Gesundheitssystem soll humaner und freiheitlicher gestaltet werden, Patienten sollen mehr Wahlmöglichkeiten erhalten und die Freiberuflichkeit der Ärzte soll endlich wieder gefestigt werden. Das sieht zumindest der Koalitionsvertrag von Union und FDP vor. Die Regierungsvereinbarung verspricht auch, die medizinischen Versorgungsstrukturen auf eine Gesellschaft des langen Lebens hin auszurichten. Dafür benötigen wir gut durchdachte Konzepte, wie in einer älter werdenden Gesellschaft mit steigendem Versorgungs- und Finanzierungsbedarf eine qualitativ hochwertige medizinische Versorgung der Bevölkerung dauerhaft sichergestellt werden kann.

Denn die Herausforderungen für die Zukunft sind angesichts einer immer älter werdenden Bevölkerung und sich verändernden gesellschaftlichen Strukturen immens. Die finanziellen Mittel aber sind begrenzt, die Personalressourcen erschöpft. Um heimliche Rationierung zu vermeiden, zugleich aber Verteilungsgerechtigkeit in der medizinischen Versorgung zu sichern, muss endlich offen über Priorisierung in unserem Gesundheitswesen debattiert werden. Wir wollen, dass jeder Patient das bekommt, was er wirklich benötigt. Wir wollen die schleichende Rationierung transparent machen, denn wenn wir nicht mehr genug Mittel haben, allen alles zu geben, dann müssen wir das öffentlich diskutieren. Dann müssen wir mit allen Beteiligten eine Reihenfolge der Leistungsgewährung festlegen, damit die vorhandenen Mittel für diejenigen bereit stehen, die sie am nötigsten brauchen. Den notwendigen Konsens im vorpolitischen Raum sollte ein Gesundheitsrat erarbeiten, in dem Ärzte gemeinsam mit Ethikern, Juristen, Gesundheitsökonomen, Theologen, Sozialwissenschaftlern und Patientenvertretern Empfehlungen entwickeln, was und wie priorisiert werden soll. Die Letztentscheidung aber muss politisch verantwortet werden, denn nur dann gibt es die entsprechende demokratische Legitimation.

Begrenzt sind aber nicht nur die finanziellen Mittel, sondern auch die personellen Ressourcen. Ärzte, Pflegekräfte und andere Gesundheitsberufe werden in einer Gesellschaft des längeren Lebens dringender gebraucht denn je. Umso problematischer ist es, dass jungen Berufseinsteigern in den vergangenen Jahren der Spaß an der Arbeit am Patienten verleidet wurde. Vor allem die ausufernde und zeitraubende Bürokratisierung des ärztlichen Alltags, die Unvereinbarkeit von Beruf und Familie und die nicht leistungsgerechte Vergütung tragen dazu bei, dass sich viele junge Ärztinnen und Ärzte von einer kurativ-ärztlichen Tätigkeit abwenden. Nach einer repräsentativen Allensbach-Untersuchung ist eine Auslandstätigkeit für fast die Hälfte der Ärzte eine ernsthafte Alternative zur Arbeit in Deutschland. Wir müssen deshalb die Rahmenbedingungen für den Arztberuf dringend verbessern. Wir brauchen wieder eine Wertschätzung ärztlicher Arbeit, Abbau von Überstunden und Bürokratie, eine bessere Bezahlung und endlich auch mehr Angebote für die Kinderbetreuung in den Krankenhäusern.

In ihrem Koalitionsvertrag haben Union und FDP richtige und wichtige Schritte angekündigt. Nun müssen aus diesen Absichtserklärungen tragfähige Zukunftskonzepte für eine patientengerechte Gesundheitsversorgung in Deutschland entwickelt werden. Wir Ärztinnen und Ärzte sind bereit, die neue Regierung bei dieser Herausforderung zu unterstützen.

Ich gratuliere sehr herzlich zum Jubiläum und wünsche dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen auch zukünftig viel Erfolg sowie gutes Gelingen bei der Umsetzung seiner Aufgaben und freue mich auf die weitere Unterstützung der gemeinsamen Ziele
Ihr

Prof. Dr. med. Dr. h. c. Jörg-Dietrich Hoppe
Präsident der Bundesärztekammer

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