01.06.2025 Aus-, Weiter- & Fortbildung
DCK 2026 – Passion, Präzision und Personalisierung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Studierende, Pflegekräfte und Angehörige des Rettungsdienstes,
wir leben in weltpolitisch unruhigen Zeiten. Immer komplexer werdende politische, wirtschaftliche und soziale Strukturen werden für die Menschen überall auf dem Globus zunehmend schwerer verständlich. Fast zwangsläufig folgt daraus eine Krise der Demokratie, da die Menschen zu keinen echten, informierten Entscheidungen mehr fähig sind. Populistisch einfache Lösungen und bequeme Botschaften einzelner politischer Akteure haben deshalb Hochkonjunktur und spülen Populisten an die politische Macht, welche ihre Länder unter dem Hurra einer bildungsfernen Mittel- und Unterschicht nach ihren autokratischen Vorstellungen umbauen. Bedrückend für uns ist, dass genau dies auch in unserem westlichen Umkreis passiert, der sich eigentlich immer durch gemeinsame demokratische Werte auszeichnete.
Es ist fast schon erleichternd, dass wir in Deutschland nach wie vor von einer Regierung aus der Mitte der Gesellschaft regiert werden. Trotz einer harten Auseinandersetzung mit den mittlerweile sehr breiten Rändern der Gesellschaft und trotz der multiplen wirtschaftlichen und sozialpolitischen Herausforderungen werden wir deshalb nahezu als Insel der Seligen in Europa und weltweit betrachtet.
Bei der Bewältigung dieser gesellschafts- und besonders gesundheitspolitischen Herausforderungen kommen wir als DGCH im 154. Jahr unseres Bestehens ins Spiel. Uns kommt die Aufgabe zu, die angesprochenen Veränderungen nicht nur zu begleiten, sondern kraftvoll mitzugestalten. Als Mitglieder der Kölner Fakultät erlebe ich die durchaus sinnvollen Auswirkungen der in NRW bereits fortgeschrittenen Krankenhausreform, welche sich allerdings in der nationalen Umsetzung aus vielfältigen Gründen schwertut. Die DGCH und die einzelnen chirurgischen Fächer haben nach meinem Ermessen bei der Definition der Leistungsgruppen bereits gute Arbeit geleistet. Diese Arbeit ist aber noch lange nicht beendet und die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen und Gesetze im Rahmen der sogenannten Krankenhausreform wird uns noch über viele Jahre beschäftigen.
Was macht uns als DGCH aus? Was bedingt unsere Stärke? Worin liegen eventuelle Schwächen?
Wir sind als Dachgesellschaft der chirurgischen Fächer mit über 22.000 Mitgliedern die Repräsentation der Chirurgie in Deutschland. Wir haben intensiven Kontakt zur Bundespolitik auf vielen Ebenen und befinden uns in gutem, wenn auch zuweilen kompetitivem Austausch mit unseren konservativen Partnergesellschaften wie der DGIM oder der DGAI. Wir werden ernst genommen und gestalten in der Gesundheitspolitik kräftig mit. Das ist aber nicht selbstverständlich und ist auch nicht für alle Zeiten so gesichert. Entscheidend für eine weitere Stärkung der DGCH sind drei Faktoren: Der erste ist der Zusammenhalt der bereits in der DGCH befindlichen Fächer, welche ja durchaus unterschiedliche Interessen haben können. Hier spreche ich auch als Neurochirurg und ehem. Präsident der DGNC, welche hier in den letzten Jahren einen m. E. positiven Wandel in Richtung einer engen Kooperation mit der DGCH durchgemacht hat. Der zweite Faktor ist Wachstum. Stillstand ist Rückschritt. Wir müssen weitere chirurgische Fächer zum gegenseitigen Nutzen unter das Dach der DGCH integrieren. Eine gute Kandidatin hierfür ist z. B. die Deutsche Wirbelsäulengesellschaft (DWG), welche eine sehr rasch wachsende Gesellschaft ist und mittlerweile fast 3.000 Mitglieder aufweist. Und zum dritten muss sich die DGCH modernisieren. Modernisierung bedeutet, sich ohne Aufgabe der eigenen, stolzen Tradition an die Erfordernisse der aktuellen Zeit anzupassen und auf zukünftige Herausforderungen einzustellen. Mit der bei der letzten Mitgliederversammlung beschlossenen Modernisierung der Satzung ist hierzu ein kleiner, aber sehr wichtiger Schritt getan.
Eine Grundlage unserer Stärke – und damit sind wir beim Motto des DCK2026 – ist die Passion für den erkrankten Patienten, die Passion für die Chirurgie an sich und die Passion für unsere chirurgischen Fächer. Diese gibt uns die Gewissheit, das richtige zu tun. Präzision ist nicht nur die Grundlage allen neurochirurgischen Arbeitens, sondern steht für das Streben nach chirurgischer Exaktheit und technischer Weiterentwicklung, natürlich in enger Zusammenarbeit mit unseren Industriepartnern. Der gerne von der Onkologie okkupierte Begriff der Personalisierung bedeutet ganz generell, im Zeitalter der allgemeinen Leitlinien das jeweils für den individuellen Patienten beste zu tun. Dies gilt nirgends mehr als in der Chirurgie.
Diese drei Prinzipien werden die Leitschienen für den DCK2026 sein. Technische Weiterentwicklungen und neue Erfindungen werden in mehreren Sitzungen beleuchtet und diskutiert werden, dabei muss auch die personalisierte Anwendung dieser Techniken spezifiziert werden. Unweigerlich wird dabei auch unsere Passion für die Chirurgie zum Ausdruck kommen.
In Zusammenarbeit mit den mitausrichtenden Gesellschaften DGAV und der DGKJCH werden wir den sehr erfolgreichen Trend zu interdisziplinären und auch interprofessionellen Sitzungen weiterverfolgen. Der angesichts des Zeitgeschehens ungeheuer wichtigen Zusammenarbeit mit der Bundeswehr werden wir gebührend Raum einräumen. Eine gewisse Betonung werden auch neurochirurgische und wirbelsäulenchirurgische Inhalte bekommen.
Neben den ausrichtenden Gesellschaften werden auch die DGG, die DGT, die DGPRÄC ihre Jahrestagungen bzw. Frühjahrstagungen auf dem DCK2026 ausrichten. Auf die entsprechenden Inhalte dürfen wir uns freuen!
Diesjährige Gastnation wird das Vereinigte Königreich sein. Wir erwarten eine Delegation des Royal College of Surgeons, mit welcher wir – neben Vertretern weiterer Nationen – mehrere internationale Sitzungen organisieren werden.
Über das Perspektivforum der DGCH werden für die Studierenden mehrere Sitzungen organisiert, um ein frühzeitiges Interesse an der Chirurgie zu unterstützen. Zudem wird der DCK2026 vielfältige Vernetzungsmöglichkeiten und spezialisierte Veranstaltungen für den chirurgischen Nachwuchs anbieten.
Ein seit mehreren Jahren fest etablierter Bestandteil des DCK ist der Organspendelauf, der in diesem Jahr über 5.000 Teilnehmer umfasste und damit schon zu einem Wahrzeichen des DCK geworden ist. Auch zu diesem gesellschaftlichen Ereignis darf ich herzlich einladen!
Dem DCK2026 unmittelbar vorgeschaltet wird der digitale, sogenannte Prä-Kongress sein, auf dem vor allem Nachwuchswissenschaftler bequem ihre neusten Forschungsergebnisse vorstellen und diskutieren können. Der Hauptkongress wird dann im Kongresszentrum Leipzig vom 22. bis 24. April 2026 stattfinden. Hierzu möchte ich Sie auch im Namen meines Teams und den Präsidenten der DGCH-Fachgesellschaften herzlich einladen!
Univ.-Prof. Dr. Roland Goldbrunner
Präsident DGCH 2025/2026
Univ.-Prof. Dr. Roland Goldbrunner
Direktor der Klinik
Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Neurochirurgie
Sprecher des Neuroonkologischen Tumorzentrum
Weitere aktuelle Artikel
01.03.2025 Aus-, Weiter- & Fortbildung
12. Chirurgische Woche in Mönchengladbach
Die chirurgische Woche wurde vor 14 Jahren auf Initiative des BDCs sowie der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Tübingen ins Leben gerufen. Die Motivation war, Studierende sehr früh und intensiv mit dem Berufsfeld „Chirurgie“ in Kontakt zu bringen und sie, sowohl theoretisch als auch praktisch, fortzubilden und zu bestärken ein operatives Fach als Beruf zu wählen.
01.03.2025 Aus-, Weiter- & Fortbildung
Nachbericht zur Veranstaltung Staatsexamen und Karriere
An der Anmeldung bildet sich eine Traube, denn es ist kurz vor 9 Uhr an diesem herbstlichen 20. September 2024 in Berlin und die Veranstaltung „M3-Abschlusstraining Staatsexamen und Karriere“ wird in wenigen Minuten beginnen. Eine größere Gruppe junger Nachwuchsmediziner:innen kommt gerade noch an. Kurz nach 9 Uhr haben es dann die rund 95 Teilnehmenden auf ihre Plätze geschafft und blicken gespannt auf Professor Dr. Andreas Kirschniak, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie an den Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach und Dr. Andreas Jerrentrup, Internist und Chefarzt an der Universitätsklinik Marburg, die die Teilnehmer in ihrer lockeren Art begrüßen.
01.03.2025 Aus-, Weiter- & Fortbildung
Die Übungslücke schließen – Prüfungsvideos als M3-Training
Das Medizinstudium schließt mit dem dritten Staatsexamen, dem M3-Examen, in Form einer mündlich-praktischen Prüfung ab. Für sämtliche schriftliche Prüfungen im vorklinischen sowie klinischen Studienabschnitt stehen den Medizinstudent:innen zahlreiche Lernhilfsmittel zur Prüfungsvorbereitung zur Verfügung.
01.03.2025 CME-Artikel
CME: Neues aus der aktualisierten S3-Leitlinie zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit
Die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) ist eine häufige Erkrankung, die mit einer signifikanten Morbidität und Mortalität einhergeht. Sie betrifft ca. 237 Millionen Menschen weltweit und jeden vierten Einwohner zwischen 45 und 74 Jahren in Deutschland [1-3]. Das Vorliegen dieser Marker-Erkrankung ist eng mit zahlreichen kardiovaskulären Risikofaktoren verbunden.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.