01.03.2023 BDC|News
BDC-Journalistenpreis 2022: „Diese 24-Stunden-Schichten sind einfach nur krass“

Interview: Zum BDC Journalistenpreis mit Lukas Hellbrügge
Der BDC hat Lukas Hellbrügge, Journalist beim Bayerischen Rundfunk, für den Film „Ärztin werden: Von der Uni in den OP“ seinen Journalistenpreis 2022 verliehen. Die 12-minütige Kurzreportage ist Teil des YouTube-Kanals „alpha Uni“ des BR und dort seit einem Jahr abrufbar (www.bit.ly/3DPYMRG). Der Film begleitet Mareike L., Assistenzärztin in der Neurochirurgie im Klinikum München-Bogenhausen, bei einem ihrer ersten 24-Stunden-Dienste. Das Video kommt mittlerweile auf über 420.000 Aufrufe. Das neue digitale Format „alpha Uni“ bietet einer jungen Zielgruppe zwischen 16 und 25 Jahren Orientierung und Inspiration bei der Studiums- und Berufswahl. Alle Filme werden auch im Fernsehen ausgestrahlt – der preisgekrönte Film lief auf ARD-alpha am 17.01.2022 und ist auch in der ARD-Mediathek abrufbar.
Im Interview erzählt Hellbrügge, wie es zu dem Film kam und was ihn an dem Thema am meisten bewegt hat.
Passion Chirurgie: Herr Hellbrügge, welche Funktion hatten Sie in dem ausgezeichneten Film?
Lukas Hellbrügge: Ich habe das Thema recherchiert und auch Kamera und Schnitt selbst gemacht. Wir nennen das dann eine „VJ-Reportage“. VJ steht für „Videojournalist“. Der Vorteil: Statt mit einem großen Kamerateam zu drehen, war ich alleine unterwegs und konnte besonders flexibel auch in den zeitkritischen Momenten des Klinikalltags nah dranbleiben.
PC: Der Film ist über den YouTube-Kanal „alpha Uni“ des Bayerischen Rundfunks abrufbar. Dieses Format soll jungen Menschen eine Orientierung bei der Berufswahl geben. Was ist die konkrete Botschaft Ihres Films?
LH: Wir wollen bei „alpha Uni“ zeigen, wie es wirklich ist. Wir verzichten deshalb zum Beispiel auf einen extra Sprechertext. Bei uns erzählen Studenten und Berufseinsteiger ihre Eindrücke auf einer sehr persönlichen Ebene. Für mich war es überraschend, wie groß der Sprung ins kalte Wasser für die junge Ärztin Mareike wirklich war. Sie stand direkt in großer Verantwortung und musste den ganzen Tag über Entscheidungen treffen, das sollte man wissen, wenn man sich überlegt, diesen Weg einzuschlagen.
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PC: Wie kamen Sie auf die Idee, gerade das Thema medizinischer Nachwuchs aufzugreifen?
LH: Die Verantwortung ist so groß wie in kaum einem anderen Beruf. Ich fand es spannend zu beobachten, wie junge Menschen damit klarkommen. Ein weiterer Aspekt ist die hohe Arbeitsbelastung mit 24-Stunden-Schichten, auch das wollte ich mir gern ansehen. Darüber hinaus wissen wir aus Gesprächen mit unserer Zielgruppe, dass Einblicke rund ums Medizinstudium sehr gefragt sind.
PC: Inwieweit war Ihnen das Fachgebiet von Frau L., die Neurochirurgie, wichtig und nach welchen Kriterien haben Sie die München Klinik Bogenhausen und Mareike L. ausgewählt?
LH: Dass ich eine Neurochirurgin begleitet habe, war eigentlich Zufall. Ich hatte bei der Klinik angefragt, ob sie mir eine Berufseinsteigerin oder einen Berufseinsteiger für eine Reportage vermitteln können. In dem kommunalen Krankenhaus hatte ich zuvor schon eine Reportage über die Arbeit einer Hebamme im Kreißsaal gedreht und dabei gute Erfahrungen gemacht.
PC: Der Film beginnt mit dem Start von Frau L. als Assistenzärztin im Dezember 2019, zwei Jahre später berichtet sie über ihre Erfahrungen. Welche Herausforderungen gibt es, wenn innerhalb der Handlung so viel Zeit vergeht?
LH: Das ist ja schon unter normalen Umständen eine Herausforderung – und dann brach kurz nach dem ersten Dreh im Dezember 2019 ja die Pandemie aus! Ein Dreh im Krankenhaus war zunächst nicht mehr denkbar. 2021 konnte ich Mareike dann zumindest für ein Interview nochmals treffen. Ein weiterer Dreh bei ihrer Arbeit war damals leider nicht möglich.
PC: Ist Ihnen von den Dreharbeiten etwas besonders in Erinnerung geblieben?
LH: Das Umschalten vom Alltag auf der Station hin zum Notfall, innerhalb weniger Minuten. Das war für mich sehr eindrücklich.
PC: Haben Sie eine spezielle Beziehung zum Gesundheitswesen?
LH: Auf verschiedenen Wegen! Mein Großvater Prof. Theodor Hellbrügge war ein Pionier der Kinderheilkunde, er hat unter anderem die heute üblichen U-Untersuchungen für Kinder und Jugendliche eingeführt. Zusätzlich habe ich einen Teil meiner Kindheit in Krankenhäusern verbracht, weil mir mein rechter Unterschenkel mittels eines Ilizarov-Fixateurs mehrmals verlängert wurde. Auch wenn das keine so schöne Erfahrung war, hat das sicher auch mein großes Interesse am Gesundheitswesen mitgeprägt.
PC: Welches persönliche Fazit ziehen Sie aus Ihrer Reportage?
LH: Ich persönlich finde diese 24-Stunden-Schichten einfach nur krass! Hier müsste sich dringend etwas verändern.
PC: Was machen Sie mit dem Preisgeld, dürfen wir das wissen?
LH: Einen Teil spende ich an die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Ansonsten steckt meine Familie gerade in einem Umzug, da ist das Preisgeld sehr willkommen.
PC: An welcher Arbeit sitzen Sie derzeit, dürfen wir auch das wissen? Dreht sie sich wieder um die Medizin?
LH: Mein aktuelles Thema ist die schwierige Situation im Rettungsdienst. Hier habe ich einen jungen Notfallsanitäter in München begleitet.
BDC-JournalistenpreisDer BDC-Journalistenpreis wird seit 2014 einmal jährlich verliehen. Der preisgekrönte Beitrag soll die Faszination der Chirurgie einem breiten Publikum vermitteln. Die besten Chancen haben Beiträge, die aktuelle Leistungen in der Chirurgie aus Ärzte- oder Patientensicht, Entwicklungen auf diesem Gebiet oder die Chirurgie betreffende medizinische oder gesundheitspolitische Auswirkungen thematisieren. Für den Journalistenpreis 2023 können interessierte Journalistinnen und Journalisten ihre Arbeiten bis zum 31. August 2023 einreichen. Die eingereichten Beiträge müssen vom 1. Juli 2022 bis 31. Juli 2023 in einem Publikumsmedium – also nicht in der Fachpresse – veröffentlicht worden sein. (E-Mail an: presse@bdc.de) |
Wannenwetsch H: Journalistenpreis 2022: „Diese 24-Stunden-Schichten sind einfach nur krass“. Passion Chirurgie. 2023 März; 13(03): Artikel 09_01.
Autor des Artikels

Holger Wannenwetsch
Presse- und ÖffentlichkeitsarbeitBerufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC) kontaktierenWeitere aktuelle Artikel
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