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Leserbrief von Professor Rieck zur Passion-Chirurgie-Ausgabe vom März 2021 „Physician Assistants im OP“

Sehr geehrte Kollegen,

ich gratuliere Ihnen zu dem aktuellen Heft „Passion Chirurgie“ und vor allem zu Ihrem Schlusswort S. 27–29. Dieses Schlusswort spricht für ernsthafte Auseinandersetzung mit diesem Thema und für einigen Mut.

Sie stellen sich, obwohl Sie noch weit weg vom Status des Dinosauriers und Traditionalisten sind, gegen einen Trend, der vermutlich nicht mehr aufzuhalten, aber vielleicht noch zu steuern ist. Und Sie tun das unpolemisch, aber deutlich.

Ich selbst bin Dinosaurier, habe vor 1 ½ Jahren unter Protest meinen Arbeitgeber verlassen (bin jetzt genussvoll in Rente) und habe als Chefarzt für Plastische Chirurgie nicht nur jahrzehntelang intensiv Weiterbildung betrieben, sondern innerhalb meiner Kleinabteilung immer den Finger am Puls meiner Mitarbeiter, auch der jüngsten, gehabt. Weiterbildung, gerade in handwerklicher Hinsicht, habe ich bei den Jungen und Jüngsten immer persönlich und von der Pike auf gestaltet.

Die Konzerne haben natürlich, aus den Gründen, die Sie deutlich gezeigt haben, sehr früh auf die billigen Arbeitskräfte gesetzt. Ein wichtiges, aus meiner Sicht vorgeschobenes, Argument dabei war, dass man einfach nicht genügend Ärzte auf dem Arbeitsmarkt findet. Wie man gegen dieses Problem vorgehen könnte, etwa durch mehr Attraktivität des Arztberufes, Verbesserung der Familienfreundlichkeit, Verminderung der Bürokratie, Beendigung der Arbeitsverdichtung, Rückbesinnung auf emotionale Werte ärztlicher Arbeit, darüber macht sich dort niemand Gedanken.Chefärzte größerer Abteilungen haben mit den PAs freudig die Sitzplätze im Besprechungszimmer gefüllt. Wenn man zu wenige Bewerber für ausgeschriebene Weiterbildungsstellen hat, warum auch immer, freut man sich, wenn das Zimmer endlich mal wieder voll ist. Dass die neuen Arbeitskräfte nun genau das tun, was eigentlich die jungen Assistenzärzte lernen sollen und auch wollen und meist schmerzlich vermissen, merken die großen Chefärzte erst sehr spät. Deutlich früher merken es die jungen Assistenzärzte. Es ist unvermeidlich, wie Sie beschreiben, dass dann eben die PAs in den OP gehen und die Ärzte an den PC. Und dann sind die jungen Ärzte schnell einfach wieder weg.

Und als viel gefragter Gerichts-Sachverständiger weiß ich genau, was an originären nicht-delegierbaren Leistungen unverhandelbar an den Ärzten hängen bleiben wird. Da helfen dann auch der Arbeitgeber und sein Personalnotstand gar nichts mehr.

Aus diesem Grund habe ich mich immer gegen die Einstellung von PAs gewehrt. Sie haben mir jedenfalls aus der Seele gesprochen.

Herzlichen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Bernd Rieck

Rieck B: Leserbrief. Passion Chirurgie. 2021 Juli/August; 11(07/08): Artikel 09_02.

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