Chirurgie und Orthopädie haben lange nebeneinander her existiert, jede Gruppe mit eigenen Schwerpunkten und auch unterschiedlicher Verbandsorganisation. Die Änderung der Muster-Weiterbildungsordnung hat hier eine gravierende Veränderung bewirkt, einfach gesprochen: Es gibt seitdem keine Chirurgen mehr ebenso wie es keine Orthopäden mehr gibt. Stattdessen haben wir im Gebiet Chirurgie acht Säulen, von denen eine (die stärkste) jetzt die Säule des neu geschaffenen Facharztes für Orthopädie/Unfallchirurgie ist. Die Fachgesellschaften haben durch die Neugründung der DGOU bereits die Zusammenführung der Unfallchirurgen (DGU) mit den Orthopäden (DGOOC) umgesetzt. Auf der Berufsverbandsebene ist dieser Prozess sehr viel langsamer, aber durchaus im Sinne einer Annäherung von BDC und BVOU zu sehen. Beide Verbände sind nach wie vor eigenständig unterwegs und das soll auch so bleiben. Im täglichen Geschäft gibt es aber erfreulicherweise einen engen Kontakt, als dessen Ergebnis beide bemüht sind, gemeinsame Interessen auch gemeinsam nach außen zu vertreten. Beispiele sind die gemeinsamen Auftritte bei der KBV zur Ausarbeitung eines gemeinsamen Gebührenkapitels im EBM, der gemeinsame Auftritt beim Bundesausschuss (G-BA) zur Frage einer gemeinsamen Bedarfsplanung, öffentliche Stellungnahmen zum Ambulanten Operieren und den Hygieneanforderungen und vieles mehr. Ein Beispiel dieser Gemeinsamkeit finden Sie in der in dieser Ausgabe beigefügten gemeinsamen Positionierung zum Thema Arthroskopie bei Gonarthrose.
Natürlich gibt es trotz dieser löblichen Gemeinsamkeiten auch durchaus den verständlichen Wunsch beider Berufsverbände nach Eigenständigkeit und letztlich das konkurrierende Werben um Mitglieder. Mir persönlich wäre es am liebsten, die Kollegen entschieden sich für eine Mitgliedschaft in beiden Verbänden, weil damit die Gesamtvertretung schlicht durch das Momentum der Zahl gestärkt wird. Andererseits wird der BDC immer der Heimatverband für alle chirurgischen Säulen und damit auch für Orthopädie und Unfallchirurgie bleiben. Kein anderer Verband ist so groß und über alle Spezialitäten so breit aufgestellt wie der BDC.
Sie werden bemerkt haben, dass wir immer wieder ein sogenanntes Schwerpunktheft herausgeben, dieses Mal zum Thema Orthopädie/Unfallchirurgie. Wir betonen damit, dass wir für alle Kolleginnen und Kollegen aus allen Säulen tätig sind und deren spezifische Interessen sehr wohl im Blick haben. Es gibt im BDC keine Bevorzugung einzelner Gruppen, wir arbeiten für jeden und immer dort, wo wir gebraucht werden. Unser Ziel wird immer sein, durch gemeinsames Agieren größtmögliche Wirkung zu erzielen.
In diesem Sinne wünsche ich nicht nur den Unfallchirurgen/Orthopäden viel Spaß bei der Lektüre „ihrer“ Ausgabe der Passion Chirurgie, sondern auch allen anderen, denen ein wenig Informationen aus dem Fach eines Familienmitgliedes sicher nicht schadet.
Mit herzlichen Grüßen
Ihr Jörg-Andreas Rüggeberg