01.11.2025 Aus-, Weiter- & Fortbildung
Nachwuchs: Watch & Learn – Interview mit den Machern der M3-Prüfungsvideos des BDC

Das Medizinstudium schließt mit dem dritten Staatsexamen, dem sogenannten M3-Examen, in Form einer mündlich-praktischen Prüfung ab. Zum Ablauf der Prüfung und ihren möglichen Fragestellungen fehlte bisher Übungs- beziehungsweise Simulationsmaterial. Das führt dazu, dass das M3-Examen weiterhin als besondere Hürde wahrgenommen wird und bei den Studierenden zu großer Verunsicherung führt. Um diese Wissenslücke zu schließen, wurde in Zusammenarbeit mit dem BDC unter der Leitung von Professor Dr. Andreas Kirschniak und Dr. Johanna Miller ein Videoprojekt ins Leben gerufen, das realitätsnahe Simulationen mündlicher Prüfungssituationen beinhaltet – als Ergebnis entstanden insgesamt elf M3-Prüfungsvideos „Watch & Learn“. Das Interview führte Olivia Päßler, Presse- & Öffentlichkeitsarbeit,
Berufsverband der Deutschen Chirurgie e.V. (BDC)
paessler@bdc.de
Passion Chirurgie: Wie kam es zur Idee, die M3-Prüfungsvideos zu produzieren? Wer war mit welcher Expertise beteiligt?
Andreas Kirschniak (AK): Im Laufe der Jahre habe ich zahlreiche PJ-Studierende betreut und bin mit ihnen natürlich auch bezüglich der M3-Prüfung ins Gespräch gekommen. Dabei kamen häufige Nachfragen zum eigentlichen Prüfungsablauf, zu möglichen Prüfungsschwerpunkten und konkreten Fragestellungen sowie zur optimalen Prüfungsvorbereitung. Nahezu alle Studierende gaben an, noch keine M3-Prüfung miterlebt zu haben. Zudem wurden wir durch ein Video von Professor Wolfgang Schröder, damals aus Köln, inspiriert. Er hatte ein solches Video gedreht und auf dem Staatsexamen & Karriere Kongress gezeigt.
Hilfestellungen wie digitale und analoge Lernmaterialien, Lernpläne, Vorbereitungskurse etc. für das erste und zweite Staatsexamen im Medizinstudium sind in der Regel gut verfügbar; das ist bei der M3-Prüfung anders. So kam die Idee auf, ein Lerninstrument zu finden, das auch eine Prüfungsvorbereitung für mündlich-praktische Prüfungen, wie die M3-Prüfung, erlaubt. Lernvideos mit aufgezeichneten Prüfungssimulationen erschienen mir hierfür passend. In Folge fragte ich Prüferinnen und Prüfer aus ganz Deutschland persönlich an, ob sie Interesse hätten unser Projekt zu unterstützen. Ein Kamerateam wurde uns über den BDC bereitgestellt. Die teilnehmenden PJ-StudentInnen aus dem Universitätsklinikum Tübingen sowie den Maria Hilf Kliniken GmbH und die Simulationspatienten des Skills-Lab des Tübingen Institute for Medical Education sowie des Science Skills Lab der RWTH Aachen wurden durch Dr. Johanna Miller akquiriert. Frau Miller stellte auch die den Prüfungsvideos zugrunde liegenden Patientenfälle zusammen und organisierte den Ablauf an den Drehtagen.
Wie war die Resonanz in eurem Umfeld zum Projekt? Und wie werden die Videos und deren Nutzen von denen, die sie bereits gesehen haben, beurteilt?
Johanna Miller (JM): Vor Veröffentlichung der Prüfungsvideos haben wir über unser Projekt bereits auf Kongressen wie dem DCK und der Viszeralmedizin berichtet und positive Resonanz mit vielen Nachfragen von anderen Dozentinnen und Dozenten aber natürlich vor allem auch aus der Studentenschaft erhalten. Das hat unseren Eindruck gestärkt, mit dem Videoprojekt den „Zahn der Zeit“ zu treffen und eine „Lücke“ im Bereich der medizinischen Prüfungsvorbereitung zu füllen.
AK: Seit der Veröffentlichung 2022 über die eAkademie der BDC-Homepage sind die Prüfungsvideos allen interessierten Studierenden zugänglich. Zudem setzen wir diese vor allem im eigenen PJ-Unterricht oder anderen hausinternen beziehungsweise -externen Fortbildungen für Studierende ein. Bei der Demonstration und Besprechung der Videos haben wir die Studentinnen und Studenten stets sehr aufmerksam, interessiert und diskussionsfreudig erlebt. Nachfragen zur Online-Verfügbarkeit und auch möglichen Folgevideos traten dabei regelmäßig auf. Unterrichtseinheiten mit integrierten Videosequenzen der Prüfungssimulationen wurden stets sehr positiv bewertet.
Wie können die Videos sinnvoll genutzt werden?
JM: Die Prüfungsvideos erlauben eine individuelle Prüfungsvorbereitung. In Abhängigkeit von den eigenen und unterschiedlichen Wahl- und Vierfächern sowie Lernpräferenzen können die Videos über eine Suchfunktion nach Fächern sowie Themenschwerpunkten und Untersuchungstechniken gefiltert und so gezielt ausgewählt werden. Dabei stellt ein Video eine Prüfungssimulation zu einem Patientenfall dar und ist in sich abgeschlossen. Es können nach Bedarf auch nur einzelne Videosequenzen, etwa die chirurgische Fragerunde, ausgewählt werden. Auf diese Art und Weise können alle auswählen, was für sie von größter Relevanz ist.
Ist das Video-Paket in sich abgeschlossen oder plant ihr, Folgevideos zu produzieren?
AK: Die Produktion von Folgevideos würde sich in jedem Fall anbieten, um das Angebotsspektrum zu erweitern. So könnten weitere Wahlfächer und insgesamt zusätzliche Untersuchungstechniken und Themenschwerpunkte berücksichtigt werden. Zudem würde das Format dadurch eine noch größere Zielgruppe an Studierenden erreichen. Auch sind Videoaufzeichnungen vom mündlichen Prüfungsanteil der M3-Prüfung denkbar. Die Fortführung des Projekts ist jedoch sicherlich sehr personell- und zeitaufwendig, weshalb diesbezüglich aktuell noch keine konkreten Pläne zur Umsetzung bestehen.
Was sind in den Prüfungen aus eurer Sicht die größten Stressfaktoren? Inwieweit bin ich besser auf die Prüfungen vorbereitet, wenn ich die M3-Videos gesehen habe?
JM: Die Erfahrung zeigt, dass uns am meisten verunsichert, wovon wir noch keine Vorstellung haben. Je besser man sich vorbereitet fühlt, desto leichter wird man eine Prüfung meistern. So sollen die Prüfungsvideos zunächst einmal einen Einblick in einen Prüfungsablauf gewähren, Prüfungsängste reduzieren und die Souveränität der Studierenden stärken. Da wir nicht die Darstellung einer „perfekten Prüfung“ mit ausschließlich richtigen Antworten und einem reibungslosen Prüfungsablauf angestrebt haben und sogar „Pitfalls“ eingebaut wurden, sind die Simulationen besonders realitätsnah. Sie berücksichtigen auf diese Weise auch schwierige Prüfungssituationen wie ausgeprägte Nervosität, Wissenslücken, Einmischung durch Patienten, unklare Prüfungsfragen oder äußere Ablenkungsfaktoren. Besonders hilfreich und einzigartig an unserem Format sind für mich die zusätzlich aufgezeichneten Feedbacks der Prüferinnen und Prüfer zur Prüfungseinschätzung beziehungsweise Benotung.
Gibt es ähnliche, bzw. ergänzende Formate vom BDC?
AK: Seit 2012 wird der Nachwuchs-Kongress „Staatsexamen & Karriere“ vom Berufsverband der Deutschen Chirurgie (BDC) und dem Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) angeboten. Der Kongress richtet sich an Medizinstudierende, die sich in der Vorbereitung auf die M3-Prüfung befinden und findet zweimal jährlich – im Frühjahr und Herbst – statt. Dabei werden an zwei aufeinander folgenden Tagen die wichtigsten Prüfungsthemen zusammengefasst. Besonders beliebt sind jedoch die Live-Prüfungssimulationen vor Ort, bei denen freiwillige Teilnehmerinnen und Teilnehmer praktisch und mündlich geprüft werden.
„Ihre Videos sind eine wunderbare Ergänzung und Abwechslung im M3-Lernplan. Die Prüfungseinblicke sind Gold wert. Die Kandidaten sind sehr gut gewählt, da sie immer gut vorbereitet sind, ohne auf Facharztniveau Vorträge zu halten. Die einzige Ergänzung, die ich mir vorstellen könnte, wäre im Prüfer-Feedback eine Notenvergabe, damit man als Prüfling einen Eindruck gewinnt, ob das eigene Lernniveau grade so das Basiswissen abdeckt (Note 4) oder sehr weit über dem Durchschnitt ist (Note 1). Ansonsten: Vielen Dank für das tolle Angebot.“ Zitat einer Teilnehmerin
HIER klicken: Die Übungslücke schließen – Prüfungsvideos als M3-Training…
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Kirschniak A, Miller J, Päßler O: Watch & Learn – Interview mit den Machern der M3-Prüfungsvideos des BDC. Passion Chirurgie. 2025 November; 15(11): Artikel 04_02.
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