01.10.2022 Aus-, Weiter- & Fortbildung
Mein PJ-Tertial im ambulanten Versorgungsbereich
Schon länger stand die Allgemeinmedizin für meinen späteren Berufswunsch in der engeren Auswahl. Nach und nach verfestigte sich die Tendenz durch mehrere Famulaturen. Im 10. Semester werden alle Studenten der Universität Rostock auf allgemeinmedizinische Praxen in ganz Mecklenburg-Vorpommern verteilt. Manchmal passt die Zuteilung örtlich und menschlich sehr gut.
Nach meinem zweiwöchigen Blockpraktikum bewarb ich mich auf eine Stelle in der CHIRURGISCHEN PRAXISKLINIK Schwerin Mitte zum ersten Abschnitt meines PJs. Die Anmeldung erfolgte dreifach: auf der Internetseite PJ-Portal, in Absprache mit der Fakultät für Allgemeinmedizin und in der Praxis. Seit 2006 bietet die Fakultät für Allgemeinmedizin die Möglichkeit für ein Tertial im ambulanten Versorgungsbereich. Letztendlich war der Prozess von der Bewerbung bis zur Zusage schnell und unproblematisch.
Da Mecklenburg-Vorpommern in bestimmten Regionen unter einem Ärztemangel leidet, sollen Niederlassungen auf dem Land gestärkt werden. Die Unterstützung der PJler erfolgt über die Kassenärztliche Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern (KVMV) und muss durch den Lehrarzt vor Beginn der Praktikumszeit beantragt werden. Die KVMV fördert ein Tertial mit bis zu 1000 Euro im Monat. Dieser Betrag setzt sich aus 200 Euro Basisforderung und 800 Euro Lenkungszuschlag zusammen, wenn der Ausbildungsplatz außerhalb einer Universitätsstadt liegt. In Mecklenburg-Vorpommern sind nur Rostock und Greifswald Universitätsstädte. Schwerin als Landeshauptstadt und Sitz der Lehrklinik der MSH Medical School Hamburg wird der Provinz zugeordnet. Der Lenkungszuschlag existiert seit dem 01. April 2019.
Neben den finanziellen Aspekten konnte ich bei der Ausbildung in der Praxisklinik von folgenden Vorteilen profitieren: Weil die Lehre dort einen hohen Stellenwert hat – auf einen Studenten kommen bis zu drei Fachärzte – war für mich ein sehr kompaktes, direktes und ganzheitliches Lernen möglich. Beispielsweise wurde ein Röntgenbild vom Thorax angefertigt und anschließend unter der Aufsicht einer Allgemeinmedizinerin und eines Chirurgen durch mich ausgewertet. Die Verbesserungsvorschläge oder Anmerkungen kamen direkt und freundlich von zwei Fachärzten. In manchen Kliniken bleibt die Rückmeldung ja auch schon mal aus oder erfolgt durch einen Assistenzarzt. Auch aufgrund des guten Personalschlüssels konnten mich die MFAs sehr ausführlich in verschiedene Prozesse einweisen. Dies beinhaltete
- die Bedienung des Röntgengerätes und das Erstellen verschiedener Röntgenaufnahmen,
- das Anlegen und Schreiben des EKGs,
- die Durchführung von Lungenfunktionstests,
- die Anwendung apparativer Gefäßdiagnostik,
- hygienisches Arbeiten,
- und Blutentnahmen.
An Operationstagen erschlossen sich mir noch viele weitere Felder, zum Beispiel das sterile Anreichen oder die Bedienung verschiedener Geräte. Insgesamt konnte ich jeden Schritt von der Aufnahme neuer Patienten über die Diagnostik, eine eventuelle OP-Vorbereitung, die Operation, bis hin zur Nachbereitung und Nachsorge sowohl aus ärztlicher als auch pflegerischer Sicht miterleben.
Persönlich würde ich jedem PJler auch ein Tertial im ambulanten Bereich empfehlen, denn hier kann man – nach meiner Erfahrung in noch höherem Maß als auf einer großen Klinikstation – sehr viele individuelle und detaillierte Erfahrungen machen. Zusätzlich ist der intensive Patientenkontakt vor, während und nach der Behandlung sowohl für das Verständnis des Ablaufs als auch des Ergebnisses förderlich. Auf der anderen Seite gibt es in Kliniken mehr Möglichkeiten, Diagnose- und Therapiemöglichkeiten für schwerere Krankheitsbilder kennenzulernen und darin Erfahrungen zu sammeln. Somit ergänzt sich ein Aufenthalt in einer Praxisklinik oder Ambulanz sehr gut mit dem in einer Klinik. Beide sind wertvolle Teile der Gesamtausbildung.
PJ-Leitfaden
Das Praktische Jahr hat einen großen Einfluss auf die spätere Berufswahl der jungen Ärzteschaft. Die Erfahrungen im PJ können anziehen, aber auch abstoßen. Eine gute Ausbildungsqualität im chirurgischen Tertial steigert nicht nur die Attraktivität des Fachs, sondern auch das Image Ihrer Klinik.
Um interessierten Kliniken bei der Verbesserung der chirurgischen Ausbildung im Praktischen Jahr eine einfache Unterstützung anbieten zu können, hat der BDC gemeinsam mit der bvmd einen am klinischen Alltag orientierten Leitfaden „Chirurgischen Nachwuchs gewinnen und halten. Leitfaden für das Praktische Jahr“, ein daran angelehntes Stationsplakat sowie einige Musterdokumente (Ablaufplan im PJ und PJ Evaluation) entwickelt.
Der neue Leitfaden richtet sich an alle klinikseitig an der Ausbildung und Betreuung von PJ-Studierenden beteiligten Mitarbeiter:innen. Neben der chirurgischen Profession selbst sind ebenso die an der organisatorischen Durchführung beteiligten Bereiche der Verwaltung.
HIER finden Sie den PJ-Leitfaden zum Nachlesen und Weitergeben.
Moritz Einar Friedrich
Am Kabutzenhof 20
18057 Rostock
Chirurgie+
Friedrich ME: Mein PJ-Tertial im ambulanten Versorgungsbereich. Passion Chirurgie. 2020 Oktober; 12(10): Artikel 04_02.
Diesen Artikel finden Sie auf BDC|Online (www.bdc.de) unter der Rubrik Wissen | Aus-, Weiter- und Fortbildung.
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Letzter Halt PJ – Nachwuchs für die Klinik motivieren
Das Thema Nachwuchsmangel wird bei Kongressen, Sitzungen, Fachgesellschaften und Berufsverbänden weiterhin viel diskutiert und die Neuauflage des Berufsmonitorings bestätigt es [1, 2]: Je mehr die Studierenden Kontakt mit dem klinischen Alltag in einem chirurgischen Fach haben, desto höher ist die Gefahr, dass man sie von einer Karriere in diesem Fach abschreckt. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von mangelnder Betreuung über als unnötig empfundene Aufgaben bis hin zum Kontakt mit unzufriedenen Mitarbeitenden [3].
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Fragen zum Medizinstudium
Was fasziniert Sie am Medizinstudium? Tillman Krones: Das vielfältige und detaillierte Wissen über den menschlichen Körper, und damit ja dann auch über den eigenen, hat mich schon immer fasziniert. Und auch das Allumfassende, denn früher oder später kommt ja eigentlich jeder Mensch mal mit der Medizin in Kontakt. Außerdem werden Mediziner immer gebraucht und auch das entsprechende Ansehen hat durchaus eine Rolle bei der Wahl meines Studiums gespielt.
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