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Als Studentin der Humanmedizin an der Rheinisch-Westfälisch Technischen Hochschule (RWTH) Aachen hat Marijke van der Laan am 18. und 19. März 2022 am Kongress Staatsexamen und Karriere (S+K) in Essen teilgenommen. Der Kongress wird zweimal im Jahr vom Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) und dem Berufsverband der Deutschen Chirurgie (BDC) organisiert. Er dient der Vorbereitung auf die M3-Abschlussprüfung im Medizinstudium. Am Rande der Veranstaltung sprach sie über ihr Studium, ihre Erwartungen und ihre Erfahrungen.

Das Interview führte Holger Wannenwetsch vom BDC.

Passion Chirurgie: Frau van der Laan, warum haben Sie sich gerade für das Medizinstudium entschieden?
Van der Laan: Ich habe während meiner Schulzeit mehrere Praktika absolviert. Meinen Eltern und auch mir war es immer wichtig, dass ich in möglichst viele verschiedene Bereiche erstmal reinschnuppere, bevor ich mich auf einen Beruf festlege. So habe ich früh Einblicke in verschiedene Berufssparten erhalten und unter anderem auch ein Praktikum im Krankenhaus absolviert. Schon vor der Oberstufe habe ich mich für das Medizinstudium entschieden. Mir war bewusst, dass ich ein sehr gutes Abitur machen muss, daher war ich extrem engagiert. Ich habe dann tatsächlich mit 1,0 bestanden.

PC Verfehlt man diesen Schnitt auch nur knapp, hat man trotzdem ein Problem.
VL Richtig, wenn man im Abitur mit einer 1,3 oder 1,4 rechnen muss, wird es leider schon kritisch. Dazu kam 2020 eine Reform, mit der die Wartezeitenquote wegfiel. Also wird es künftig noch schwerer. Es gibt aber die Möglichkeit, den Test medizinischer Studiengänge zu absolvieren, um damit quasi seinen Abiturschnitt etwas zu verbessern. Das Ergebnis wird individuell von den medizinischen Fakultäten als Anrechnung zum Abitur berücksichtigt.

PC Sie sind schon einen großen Schritt weiter, denn Sie stehen vor dem M3-Examen, der Abschlussprüfung im Medizinstudium. Wie läuft die bisherige Vorbereitung?
VL Gut. Wir haben in einer Lerngruppe einen Lernplan erstellt. So lernt jeder mal für sich selbst und mal interaktiv, indem wir gemeinsam Fälle durchgehen und körperliche Untersuchungen ausführlich üben. Wir strukturieren nach Fächern – Innere, Chirurgie, das Wahlfach und das zugeloste Pflichtfach – und legen dabei den Zeitrahmen zugrunde, den wir auch in der Prüfung haben werden.

PC Warum dann noch die Teilnahme beim Kongress „Staatsexamen und Karriere“?
VL Weil ich davon profitieren kann, jetzt noch möglichst viele Informationen und taktische Tipps für die Prüfung mitzunehmen. Außerdem hat man mir in den Kliniken Maria Hilf in Mönchengladbach, in denen ich mein Praktisches Jahr absolviert habe, die Teilnahme an dieser Veranstaltung besonders ans Herz gelegt.

PC Welche Unterstützung haben Sie sich ganz konkret erhofft?
VL Es gibt mehrere Gründe, die mich zu einer Teilnahme motiviert haben: Fachlich hätte ich gerne einen guten Überblick über den Lerninhalt, um nicht den Fokus zu verlieren. Zu wissen, welche Themen die Prüfer besonders gerne abfragen, nicht zu viele „Kolibris“, also eher seltene Krankheitsbilder, zu vertiefen, sondern eher die häufig auftretenden Erkrankungen. Ich möchte zudem den Erwartungshorizont hinsichtlich der Wissenstiefe aus Sicht der Prüfer verstehen. Und: Welche Tipps und Tricks gibt es, wenn es knifflig wird, weil sie vielleicht eine Wissenslücke entdeckt haben? Das kann man alles trainieren. Ich denke, ein souveräner Umgang ist hier ganz wichtig.

ZUR PERSON

Marijke van der Laan hat Ende Juni 2022 die M3-Abschlussprüfung erfolgreich bestanden. Seit Anfang August ist sie Assistenzärztin in der Klinik für Akut- und Notfallmedizin des Mönchengladbacher Krankenhauses Kliniken Maria Hilf. Sie befindet sich in der Weiterbildung zur Fachärztin für Innere Medizin. Allen, die kurz vor der Abschlussprüfung stehen, empfiehlt sie, die für die Approbation erforderlichen Unterlagen (Führungszeugnis, Beglaubigungen des Abiturs und des zweiten Staatsexamens) schon während der Lernzeit rechtzeitig zu beantragen. Bei einem frühen Berufsstart werde es sonst knapp mit der rechtzeitigen Ausstellung der Approbation, die man für den Antritt der Weiterbildungsstelle benötige.

PC Ein gutes Fachwissen und eine Strategie für schwierige Situationen geben ja auch Sicherheit.
VL So ist es. Alles in allem geht es vor allem darum, über eine gezielte Vorbereitung die Angst vor der Prüfung zu verlieren. Wenn ich lerne, wie man die Prüfung strategisch und strukturiert angeht und das Ganze dann auch noch praktisch übe, werde ich selbstsicherer. Auch das kommt mir dann in der Prüfung zugute.

PC Einige sind wohl überrascht, wie so eine Prüfung konkret abläuft.
VL Den Eindruck habe ich auch. Aber genau dafür gibt es ja die verschiedenen Prüfungssimulationen. Wie die praktische Simulation am Patientenbett. Oder die theoretische Simulation, in der auch Fragen gestellt werden, die es binnen Sekunden richtig zu beantworten gilt. Besonders spannend war für mich zu erfahren, dass der Prüfling das Gespräch auch selbst lenken kann. So kann man den Prüfer auf Felder führen, in denen man sich gut auskennt. Aber es ist auch unglaublich herausfordernd, weil man sich dabei argumentationstechnisch nicht in Bedrängnis bringen darf. Spricht man bestimmte Themen an, muss man damit rechnen, dass die Prüferin dann in die Tiefe fragt. Auch das ist eine wichtige Sache, die ich hier aus dem Seminar mitnehme.

PC Was sticht für Sie besonders heraus?
VL Es ist insgesamt eine sehr lehrreiche Veranstaltung. Die Lernatmosphäre ist echt motivierend. Über Kritik und Anregungen erfahre ich, inwiefern ich mich vielleicht hätte verbessern können, worauf besonders Wert gelegt wird. Nichts geht übers Üben! Daher sollte man jede Gelegenheit nutzen, die sich dazu bietet. Besonders herausragend finde ich daher die gerade angesprochenen Prüfungssimulationen. Sie sind das Nonplusultra, das heraussticht und einen wirklich weiterbringt.

PC Wo gibt es Verbesserungsbedarf?
VL Ich würde tatsächlich noch mehr Prüfungssimulationen einbauen. Vorausgesetzt natürlich, es gibt dafür genug Freiwillige. Und weil viele später doch auch andere Weiterbildungsfächer belegen möchten als die klassische Innere oder die Chirurgie – zum Beispiel Pädiatrie oder Neurologie – wäre es vielleicht sinnvoll, auch darauf Rücksicht zu nehmen. So könnte man zeitweise Kleingruppen bilden, in denen sich zum Bespiel eine Pädiatriedozentin um die Kandidaten kümmert, die pädiatrisch geprüft werden wollen. Oder man deckt das einfach allgemein durch pädiatrische Fallpräsentationen ab.

PC Wenn Sie ein Fazit ziehen müssten, wie würde das aussehen?
VL Ich bin froh, an der Veranstaltung teilgenommen zu haben. Ich kann nur empfehlen, den Kongress vor der M3-Prüfung als Repetitorium zu nutzen und die Erwartungshaltung der Prüfer kennenzulernen.

Staatsexamen & Karriere

Der nächste Kongress „Staatsexamen & Karriere“ findet am 10./11.3.2023 in Essen statt. Hier geht’s zum Programm und zur Anmeldung.

Alle Aktivitäten des BDC im Bereich Nachwuchsförderung.

Ansprechpartnerin beim BDC: Dr. phil. Natalia Kandinskaja, Nachwuchs & Karriere, Tel.: 030/28004-123, E-Mail: [email protected]

 

 

 

Wannenwetsch H: „Das Nonplusultra sind die Prüfungssimulationen“. Passion Chirurgie. 2022 Dezember; 12(12): Artikel 04_05.

Autor des Artikels

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Holger Wannenwetsch

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