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Aktionsbündnis Patientensicherheit e. V. (APS) vergibt Deutschen Preis für Patientensicherheit 2016

Ein Programm zum Blutmanagement bei Operationen, mit dem Blut möglichst sparsam eingesetzt und gleichzeitig die Patientensicherheit erhöht wird, ist Preisträger des Deutschen Preises für Patientensicherheit 2016 des Aktionsbündnisses Patientensicherheit e. V. (APS).

Der mit 10 000 Euro dotierte Preis geht an das Projekt „Patient Blood Management“ einer Studiengruppe um Professor Dr. med. Dr. Kai Zacharowski vom Universitätsklinikum Frankfurt.

Mit dem zweiten Preis wurde das Königin Elisabeth Herzberge Krankenhaus (KEH) in Berlin für sein Konzept zur Vermeidung postoperativer Verwirrtheitszustände ausgezeichnet. Den dritten Preis sprach die Jury zwei Projekten zu, die sich jeweils der Optimierung der Notfallversorgung widmen. Die Preise werden im Rahmen der 11. Jahrestagung des APS verliehen, die am 14. und 15. April 2016 in Berlin stattfindet. Sie sind mit insgesamt 20 000 Euro dotiert.

Etwa 15 Millionen Patienten werden hierzulande jedes Jahr operiert. Rund ein Drittel dieser Patienten leidet unter einer Blutarmut – einer sogenannten Anämie – mit verminderter Konzentration an rotem Blutfarbstoff (Hämoglobin). Eine Anämie führt zu einem erhöhten Risiko für Komplikationen im Rahmen des Eingriffs und der Nachversorgung. „Die bisher in solchen Fällen übliche Gabe von Fremdblutkonserven kann zusätzliche Komplikationen wie etwa Nierenschädigungen verursachen“, erläutert Prof. Zacharowski, Direktor der Klinik für Anästhesiologie, Intensivmedizin und Schmerztherapie des Universitätsklinikums Frankfurt.

Bei dem verbesserten Blutmanagementsystem werden jene Patienten identifiziert, die ein erhöhtes Risiko einer Anämie haben. Ihre Hämoglobinwerte werden vor der Operation erhöht. „Dadurch lassen sich bis zu zehn Prozent der Bluttransfusionen verringern, das Risiko akuter Nierenschädigungen vermindern und Kosten senken“, ergänzt Prof. Dr. med. Patrick Meybohm, Leitender Oberarzt der Klinik. An der Studiengruppe um Professor Zacharowski und Professor Meybohm beteiligten sich Vertreter aus den Universitätskliniken Frankfurt, Bonn, Kiel und Münster. Die Gruppe hat ihre Studie mit fast 130 000 Patienten kürzlich beendet.

Das „Patient Blood Management“ überzeugte die Jury durch eine konsequente und erfolgreiche Umsetzung in über 100 Kliniken deutschlandweit: „Damit wird auch die Fehlerhäufigkeit bei einer Bluttransfusion erheblich gesenkt und lebensbedrohliche Zwischenfälle werden verhindert“, erläutert Professor Dr. med. Hartmut Siebert, stellvertretender APS-Vorsitzender, eines der mit diesem Projekt erreichten Ziele.

Eine deutliche Abnahme unerwünschter Ereignisse erreichte auch das zweitplatzierte Konzept „Demenz-Delir-Management am KEH“. Das Programm wurde für seine beispielgebende Konzeption, Umsetzung und Evaluation ausgezeichnet und zeige zudem, dass auch außerhalb universitärer Einrichtungen nachahmenswerte Projekte mit messbarem Erfolg umgesetzt werden können, so die Juryvorsitzende und Vorsitzende des APS, Hedwig François-Kettner.

Auf den dritten Platz wählte die Jury zwei Projekte, die sich das Preisgeld von 3500 Euro teilen. Mediziner der Dresdner Universitätsklinik und des Universitätsklinikum der RWTH Aachen hatten Konzepte eingereicht, die die Patientenversorgung in Notfällen sicherer macht.

„Wir freuen uns, in diesem Jahr wieder vier Initiativen auszeichnen zu können, die dem Vereinsgedanken, die Sicherheit in der Gesundheitsversorgung zu erhöhen, besonders erfolgreich Rechnung tragen“, fasst Siebert zusammen.

Eine Jury mit Vertretern aus Pflege, Ärzteschaft, Apotheken, Selbsthilfe, Forschung, Industrie und Kostenträgern hat aus 40 Bewerbungen die Preisträger ausgewählt. „Mit der Auslobung des Preises möchten wir zum einen die Idee, Umsetzung und Evaluation einzelner Projekte zur Förderung der Patientensicherheit würdigen, zum anderen aber auch zur Übernahme dieser praxisorientierten Konzepte anregen“, so Hedwig François-Kettner. Stifter des Preisgeldes sind die Aesculap Akademie, der Ecclesia Versicherungsdienst, das Gesundheitsunternehmen MSD Sharp & Dohme GmbH und der medizinische Fachverlag Thieme.

Über das Aktionsbündnis Patientensicherheit e.V. (APS)

Vertreter der Gesundheitsberufe, ihrer Verbände, der Patientenorganisationen, aus Industrie und Wirtschaft sowie weitere Interessierte haben sich im APS zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Plattform zur Verbesserung der Patientensicherheit in Deutschland aufzubauen. Zusammen entscheiden und tragen sie die Projekte und Initiativen des Vereins.

Das APS wurde im April 2005 als gemeinnütziger Verein gegründet. Es setzt sich für eine sichere Gesundheitsversorgung ein und widmet sich der Erforschung, Entwicklung und Verbreitung dazu geeigneter Methoden.

Mehr Informationen finden Sie unter www.aps-ev.de

Quelle: Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), Am Zirkus 2, 10117 Berlin, http://www.aps-ev.de, 13.04.2016

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