01.12.2025 BDC|News
Jahresrückblick 2025 – Zusammenhalt in Zeiten des Strukturwandels und der politischen Transformation

Das Jahr 2025 begann nicht mit einem Knall wie das Jahr zuvor mit dem Beschluss zur Hybrid-DRG, sondern mit der durch die Neuwahlen der Bundesregierung stolpernden Fortführung einer umfassenden Transformation der Klinik- und Praxenlandschaft in der Bundesrepublik Deutschland. Während die Lawine des Strukturwandels unaufhaltsam rollt, stellt sich die Frage, ob die Politik in der laufenden Legislaturperiode die Grundlagen schaffen kann für ein stabiles Gesundheitssystem, das für die Ärzteschaft attraktiv bleibt und eine qualitativ hochwertige und finanzierbare Versorgung der Bevölkerung sichert. Derzeit hat man das Gefühl eines Stop and Go bei den angestoßenen Reformen. Das erstaunt nicht: Die neue Regierung brachte eine neue Bundesgesundheitsministerin und neue personelle Aufstellungen im BMG mit sich, sogar eine Umstrukturierung der Abteilungen. Auf dem Tisch und den Tischen der Länder liegen die alten dringend zu lösenden Probleme, wie die Finanzierung des Gesundheitssystems, die Nachwuchssicherung und die längst überfällige Transformation der Kliniklandschaft. Diese Mammutaufgaben werden nun teilweise in anderer Priorität und abgewandelter Form angegangen.
In allen Bereichen, in denen es um die Zukunft der Chirurgie bzw. von Chirurgen und Chirurginnen geht, ist der BDC beteiligt. Ausschnittartig wollen wir Ihnen in diesem Jahresrückblick zeigen, wo wir in diesem Jahr aktiv waren und was wir erreicht haben. Dabei stand dieses Jahr im Zeichen der Kooperation:
Mit gemeinsam rund 60.000 Mitgliedern gehören der BDC, der Berufsverband deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) sowie der Berufsverband Deutscher Anästhesistinnen und Anästhesisten (BDA) zu den größten fachärztlichen Berufsverbänden in Deutschland. Beim gemeinsamen Spitzengespräch Anfang Januar einigten sich die drei Verbände auf für die Fachärzteschaft drängende Themen im Jahr 2025. Das Treffen hat gezeigt: Trotz der fachlichen Unterschiede beurteilen wir die aktuellen gesundheitspolitischen Entwicklungen äußerst homogen. Dies wollen wir uns zunutze machen und als Einheit künftig weiter gemeinsam an Konzepten arbeiten, die wir an Politik sowie Öffentlichkeit adressieren. Ein konkretes Ergebnis des Treffens waren drei Anträge, die über Delegierte aus den eigenen Reihen zur erfolgreichen Abstimmung in den diesjährigen Deutschen Ärztetag eingebracht werden konnten: Die Verbände formulierten darin ihre gemeinsamen Forderungen zum Beschluss zu den Hybrid-DRG, zur Scheinselbstständigkeit sowie zur ärztlichen Weiterbildung.
Im Vorfeld des Bundeskongresses Chirurgie, der dieses Jahr im Februar in Nürnberg stattgefunden hat, appellierte der BDC, dass Chirurginnen und Chirurgen aus Klinik und Praxis, die berufspolitisch aktiv sind, ihre Ziele nur Hand in Hand durchsetzen können. Wichtig ist es, Gemeinsamkeiten zu identifizieren und klar an Selbstverwaltung und Politik zu kommunizieren. Nur als Gemeinschaft können wir sichtbar und wirksam werden.
Ein wichtiger Meilenstein im Jahr für die chirurgische Weiterbildung war das Treffen der Gemeinsamen Weiterbildungskommission Chirurgie, bei dem sich Expertinnen und Experten aus allen chirurgischen Fachgebieten intensiv über aktuelle Entwicklungen in der Weiterbildung und den Einfluss gesellschaftlicher und geopolitischer Ereignisse auf die Chirurgie austauschten. So war eines der Themen neben der Sicherung der fachärztlichen Weiterbildung die Situation der medizinischen Versorgung beim Eintreten von Krisen. Eine Herausforderung, deren Lösung auf verschiedenen politischen Ebenen und in den Kliniken zusätzlichen personellen und materiellen Einsatz erfordert und die im Zweifelsfall existenziell werden kann.
In einem offenen Brief an die Arbeitsgemeinschaft Gesundheit sowie einer Pressemitteilung positionierten sich die chirurgischen Verbände BDC, BNC, DGOU sowie der BVOU gemeinsam zum verpflichtenden Primärarztsystem. So fordern sie, dass vor allem akute Unfälle ohne Umweg in die Hände von Chirurginnen und Chirurgen gegeben werden sollen. Des Weiteren hoben die Verbände die bereits existierende Versorgung durch die Durchgangsärzte hervor. Das Thema wird uns weiterhin begleiten, die Medien nehmen die verschiedenen Positionen dazu bereits eifrig auf und diskutieren das Thema differenziert.
Die Nachwuchssicherung und der Einsatz für eine qualitativ hochwertige und zeitlich planbare fachärztliche Weiterbildung sind ein Dauerthema beim BDC. Um praktische Resultate zu erzielen, hat sich inzwischen ein hochqualifiziertes Projektteam gebildet, das sich auf die Weiterbildung im Verbund aus unterschiedlichen Kliniken, beziehungsweise Kliniken und Praxen konzentriert, weil hier nicht nur Potenzial liegt, sondern höchstwahrscheinlich im Zuge von Zentralisierung und Ambulantisierung die Zukunft für die Durchführung einer konsistenten Weiterbildung liegt. Funktionsträgerinnen und -träger aus BDC, den Ärztekammern und verschiedenen Ländern sind beteiligt und arbeiten sehr engagiert an der Ausarbeitung eines fundierten Handbuchs für Weiterbildende. Unser übergeordnetes Ziel: Deutlich machen, dass Weiterbildung im Verbund bereits heute möglich ist, es sich für alle Beteiligten lohnt, weiterzubilden und eine Win-Win-Situation im „Verbund“ aus Weiterbildenden, Weiterzubildenden, Praxen, Kliniken und letztendlich der Patientenschaft entsteht. Wir arbeiten daran, dass die Deutschlandkarte mit den weiterbildenden chirurgischen Einrichtungen mehr und mehr Punkte bekommt. Natürlich haben wir auch unsere Weiterbildungskampagne fortgeführt und in die zweite Runde geschickt und die sozialen Medien um einen weiteren Comic-Strip mit unserem gelben Patienten bereichert. Sichtbarkeit passiert auf vielen Ebenen. Die Medien haben ihre eigenen Regeln, die wir uns immer schneller aneignen, um unsere Themen zu platzieren. Und es macht uns Spaß, Humor als Stilmittel zu nutzen!
Dass mit Dr. Andreas Philippi ein Chirurg ein hochrangiges Amt im Land Niedersachsen bekleidet, begrüßen wir sehr und halten engen Kontakt zum Minister für Soziales, Arbeit, Gesundheit und Gleichstellung. In einem ausführlichen Interview gab er uns im Sommer Auskunft zu seinen Positionen zum Krankenhausversorgungsverbesserungsgesetz und den damit einhergehenden Themen wie der Notfallreform, Zuteilung der Leistungsgruppen, Transformationsfonds und Vorhaltebudgets. Viele seiner Vorstellungen teilen wir – Chirurginnen und Chirurgen wissen eben, wie man pragmatische Politik betreibt.
Mit den Medien gehen wir in Kontakt über unsere Pressemitteilungen – dieses Jahr haben wir insgesamt 15 veröffentlicht und können uns guter Resonanz erfreuen. Wir erkennen daran, dass der BDC gesehen wird und seine Stimme zählt – alleine oder gemeinsam mit anderen chirurgischen Interessensvertretungen. Medienschaffende wiederum haben den BDC als namhaften und verlässlichen Chirurgieverband im Blick: Vielfältige Presseanfragen erreichten uns, und Journalistinnen und Journalisten haben dieses Jahr insgesamt 38 Bewerbungen für den BDC-Journalistenpreis eingereicht – eine überwältigende Zahl an sehr hochwertigen Beiträgen.
Intern sind unsere Themenreferate aktiv und beschäftigen sich neben den bereits erwähnten Themen mit der Digitalisierung, KI und Entbürokratisierung. Themen, die manche gerne verdrängen, weil sie viel Umdenken und Manpower erfordern, aber unser berufliches Umfeld und unseren Alltag stark beeinflussen. Bevor sie sich verselbstständigen, wollen wir hier mitgestalten und die Potenziale ausschöpfen. In einer Mitgliederbefragung, die wir auch in „Die Chirurgie“ publiziert haben, zeigte sich erneut, dass Chirurginnen und Chirurgen eine enorme Zahl an Überstunden schultern, unter anderem getrieben von der hohen Bürokratielast mit durchschnittlich 3-4 Stunden täglich. Dabei gaben lediglich 40 Prozent der Befragten an, bürokratische Aufgaben auch delegieren zu können. Wir werden nicht müde, in regelmäßigen Gesprächen Abgeordnete des Deutschen Bundestags auf dieses Thema anzusprechen und auf Lösungen zu dringen.
Mit Freude möchten wir Ihnen zu guter Letzt unseren neu gegründeten Young Surgeons‘ Club vorstellen. Hier wollen wir der jungen chirurgischen Community eine Stimme geben und sie in unserem Verband für die Chirurgie aktiv werden lassen. Die Auftaktveranstaltung der Jungen Anfang November war bereits ein voller Erfolg und wir hoffen, dass wir so eine größere Nähe und Verbundenheit zum chirurgischen Nachwuchs aufbauen können, der unsere Zukunft gestalten wird.
Sie sehen, wir verstehen unsere Arbeit sehr stark als Netzwerkarbeit mit allen relevanten Gruppen. Denn je schwieriger es ist, Positionen und fachliche Vorschläge einzelner Interessensgruppen bei der Politik zu platzieren und durchzusetzen, desto wichtiger ist es, sich zusammenzuschließen und mit einer Stimme zu sprechen. Nutzen Sie daher unser neu eingerichtetes ärztliches Netzwerk Siilo, um sich schlau zu machen, auszutauschen und vielleicht die ein oder andere gemeinsame Lösung für die chirurgischen Herausforderungen unserer Zeit zu finden.
Die BDC-Themenreferate vor der Kulisse des Humboldt-Forums im Berliner Stadtschloss
Liebe Mitglieder, für den BDC-Journalistenpreis gingen dieses Jahr sage und schreibe 38 Bewerbungen mit sehr hochwertigen Beiträgen rund um die Chirurgie ein. Gewinnerin ist Tatjana Mischke mit ihrer SWR-Dokumentation zur Krankenhausreform. Darin resümiert sie: „Ein Krankenhaus ist ein komplexer Mechanismus. Zieht man an der falschen Stelle ein Teil raus, bricht alles zusammen.“ Dies gilt in gewisser Weise für das gesamte Gesundheitssystem, daher müssen wir an allen Stellen achtsam sein, als Einheit mitgestalten und vor allem – positiv und immer pragmatisch denken!
Burgdorf F, Kalbe P, Meyer HJ, Rüggeberg JA: Jahresrückblick 2025 – Zusammenhalt in Zeiten des Strukturwandels und der politischen Transformation. Passion Chirurgie. 2025 Dezember; 15(12/IV): Artikel 07_03.
Autor:innen des Artikels
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