01.07.2011 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Verbandwechsel aus Sicht der Hygiene

Septische Wunden sind stets mit der gleichen hygienischen Sorgfalt zu behandeln wie aseptische Wunden. Es muss stets angestrebt werden die Behandlungsreihenfolge einzuhalten: aseptische Wunden, möglicherweise infizierte Wunden, septische Wunden.
Verbandwechsel können in Untersuchungsräumen oder in Patientenzimmern – entweder mit Tablett oder mit dem Verbandwagen – stattfinden. Die Benutzung unterschiedlicher Verbandwagen für septische und aseptische Wunden ist nicht erforderlich. Wesentlich ist, das sterile Material vor Kontamination zu schützen. Benutztes Instrumentarium muss deshalb unmittelbar nach dem Gebrauch trocken abgelegt werden. Abfälle sollen in einen Behälter (möglichst per Fußbedienung zu öffnen) entsorgt werden, der separat zum sterilen Verbandmaterial steht.
Verbandwechsel erhöhen das Infektionsrisiko
Der Verbandwechsel bei größeren Wunden wird grundsätzlich von zwei Personen (durchführende und assistierende Person) vorgenommen (z. B.: Arzt, Schwester, Arzthelferin, PJ-Student, Famulus). Beide Personen müssen vor Beginn des Verbandwechsels eine hygienische Händedesinfektion über mindestens 30 Sekunden vornehmen.
Beim Verbandwechsel muss von der durchführenden Person Schutzkleidung (Kittel, Schürze, Mund-Nasen-Schutz, Handschuhe) getragen werden. Der Schutzkittel (Schürze) muss bei jedem Patienten mit einer septischen Wunde und bei jeder Kontamination mit erregerhaltigem Material gewechselt werden. Der Nasen-Rachen-Raum ist mit zahlreichen Mikroorganismen besiedelt, die postoperative Wundinfektionen verursachen können. Als inzwischen bekanntestes Beispiel sei hier der MRSA genannt. Die assistierende Person soll unnötiges Sprechen in der Nähe des sterilen Materials vermeiden.
Der erste und wiederholte Verbandwechsel ist aus hygienischer Sicht sinnvoll nach 48 bis 72 Stunden. Kürzere Zeitspannen erhöhen das Infektionsrisiko. Infizierte Wunden sind täglich frisch zu verbinden.
Bei Auftreten der klinischen Zeichen einer Infektion, bei Durchfeuchtung oder Verschmutzung muss der Verband sofort gewechselt werden.
Durchführung des Verbandwechsels
- 30 Sek. hygienische Händedesinfektion (durchführende und assistierende Person)
- Schutzkleidung anlegen (Mund-Nasen-Schutz, Schürze)
- Entfernung des alten Verbands mit desinfizierten Händen oder mit unsterilen Einmal-Handschuhen (in Abhängigkeit vom Zustand des Verbands), Verband und Handschuhe direkt im Abwurfbehälter entsorgen
- 30 Sek. Händedesinfektion wiederholen
- Wundinspektion, ggf. Wundbehandlung
- Wundreinigung bzw. -desinfektion
- beim Einsatz eines Desinfektionsmittels die zu desinfizierende Fläche satt benetzen (Einwirkzeit beachten!)
- neuen Verband anlegen mit sterilen Handschuhen oder sterilem Instrumentarium.
Zastrow KD, Popp W. Hygiene-Tipp: Verbandwechsel aus Sicht der Hygiene. Passion Chirurgie. 2011 Juli; 1(7): Artikel 03_02.
Autoren des Artikels

Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow
Chefarzt des Hygiene-Instituts der REGIOMED-Kliniken Bayern/ Thüringen kontaktieren
Prof. Dr. med. Walter Popp
Ärztlicher LeiterHyKoMed GmbHVizepräsident der Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) kontaktierenWeitere aktuelle Artikel
01.02.2025 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Sterilisation von chirurgischen Instrumenten für laparoskopische Eingriffe in der Handchirurgie
Voraussetzung für eine mikrobizide Wirkung von Dampfsterilisationsverfahren ist die Entfernung von Luft, damit anschließend Wasserdampf kondensieren kann. Kondensierender Wasserdampf (Kondensationswärme) erwärmt die Oberflächen der Instrumente schnell und bewirkt die Abtötung von vegetativen Bakterien, Pilzen, Viren und Bakteriensporen.
01.12.2024 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Wohin während der Operation niesen?
Die Lehrmeinung besagt, dass man die Wunde beim Niesen anschauen
01.11.2024 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Keine Masken mit Ohrbändern im OP
Die DGKH hat sich in der Corona-Pandemie früh und wiederkehrend zur Problematik der Masken geäußert, insbesondere zum häufig fehlenden Dichtsitz. Inzwischen liegen weitere Untersuchungen vor, die zeigen, dass vor allem FFP2-Masken mit Ohrbändern sehr häufig keinen Dichtsitz erlauben, auch wenn sie nach entsprechenden Vorgaben (z. B. EN 149) getestet wurden.
01.10.2024 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Wo findet die chirurgische Händedesinfektion statt?
Bei Krankenhausbauten in der Vergangenheit (z. B. in den 1980er Jahren) waren den OP-Sälen jeweils ein Einleitungsraum, ein Ausleitungsraum und ein Waschraum zugeordnet. Dahinter steckte die Vorstellung, dass man gleichzeitig Ein- und Ausleiten könne und somit weniger Wartezeiten hätte.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.