01.09.2019 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Ziehen der Hochvakuum-Saugdrainage als Infektionsrisiko
Hochvakuum-Saugdrainagen werden ggf. nach chirurgischen Eingriffen subkutan eingebracht und sollen den postoperativen Verlauf der Heilung begünstigen. Durch das Absaugen von Blut und Wundsekret sowie den Andruck der Wundränder wird die Wundheilung beschleunigt. Die Drainage wird meistens postoperativ nach 48 bis 72 Stunden entfernt.
Die Vakuumflasche muss mehrfach täglich kontrolliert und der Füllungsstand protokolliert werden. Ist die Flasche voll oder zeigt an, dass kein Vakuum mehr vorhanden ist, muss sie gewechselt werden. Der Austausch der Flasche und das Entfernen der Drainage müssen unter aseptischen Bedingungen erfolgen.
Hierfür muss das Ende des Drainageschlauches beim Flaschenwechsel steril gehalten und vor der erneuten Verbindung mit der Drainageflasche nochmals mit einem alkoholischen Desinfektionsmittel desinfiziert werden.
Vor dem Wechsel der Flasche muss eine sorgfältige Händedesinfektion durchgeführt werden. Bevor die neue Flasche mit dem Drainageschlauch verbunden wird, muss überprüft werden, ob die Sogwirkung der Flasche intakt ist. Nach Anschluss der neuen Flasche muss geprüft werden, ob der erforderliche Sog auch aufrechterhalten wird.
Eine „Faustregel“ zum Ziehen von Hochvakuumsaugdrainagen lautet:
- Am 1. Tag kann sie,
- am 2. Tag sollte sie und
- am 3. Tag muss sie
… gezogen werden, es liegt also im Ermessen des behandelnden Arztes.
Da hier an der noch offenen Wunde gearbeitet wird, ist das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes erforderlich.
Vor dem Ziehen muss zuerst der sterile Wundverband abgenommen und die Austrittsstelle der Drainage desinfiziert werden. Nachdem die „Annaht“ entfernt wurde, kann der Arzt den Drainageschlauch umfassen und den Patienten auffordern tief ein- und auszuatmen. Während der Ausatmung kann der Schlauch bei immer noch bestehendem Sog gezogen werden. Der Sog wird dazu genutzt, das noch vorhandene Wundsekret abzusaugen und den „Wundkanal leerzuschlürfen“. Häufig wird angewiesen, den Sog vor dem Ziehen der Drainage zu beseitigen. Dieses Vorgehen begünstigt jedoch das Infektionsrisiko und sollte daher unterlassen werden. Zum Schluss wird die Wunde noch einmal gereinigt und mit sterilem Verbandmaterial verbunden.
Der Hygiene-Tipp gibt die Meinung der Autoren wieder.
Zastrow KD, Adler H: Hygiene-Tipp: Ziehen der Hochvakuum-Saugdrainage als Infektionsrisiko. Passion Chirurgie. 2019 September; 9(09): Artikel 04_04.
Autoren des Artikels
Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow
Chefarzt des Hygiene-Instituts der REGIOMED-Kliniken Bayern/ Thüringen kontaktierenDr. med. Helmut Adler
Hygieneinstitut der REGIOMEDKLINIKEN Bayern/ThüringenFacharzt für Chirurgie, NotfallmedizinCurriculärer KrankenhaushygienikerWeitere Artikel zum Thema
01.05.2022 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Qualitätsanforderungen an Mund-Nasen-Schutz
Häufig kursieren im Internet Bilder von Operationsteams mit unter der Nase getragenem Mund-Nasen-Schutz (MNS) und sichtbaren Bärten. Kaum diskutiert wird dagegen das Problem von qualitativ schlechtem MNS. Es fehlt beispielsweise das CE-Kennzeichen. Manchmal ist sogar ausdrücklich vermerkt, dass die Maske keine medizinische Maske ist und nicht für den Arbeitsschutz verwandt werden darf.
01.04.2022 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Aktuelles zu Händedesinfektionsmitteln
In Deutschland mussten bisher Haut- und Händedesinfektionsmittel Arzneimittel sein. Mit der Einführung des europäischen Biozidrechts werden nunmehr Händedesinfektionsmittel als Biozide reguliert und im Anhang V der Biozidverordnung der Produktart 1 („menschliche Hygiene“) innerhalb der Hauptgruppe 1 („Desinfektionsmittel“) zugeordnet.
01.03.2022 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Welche Temperaturen im OP-Saal?
Von den im OP-Saal tätigen Berufsgruppen wird die Raumtemperatur subjektiv unterschiedlich beurteilt (Matern et al, Dt. Ärztebl, 2006, 103, A3187). Über 30 % der Chirurgen beurteilen die Raumtemperatur als unangenehm (warm). Beim sonstigen Personal im OP sind das nur 20 %.
01.02.2022 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Einsatz von Ultraschallbecken bei der Instrumentenaufbereitung
Der Einsatz von Ultraschallbecken ist keine conditio sine qua non. Sind die Instrumente nach der Aufbereitung optisch sauber und zeigt der Validierungsbericht des Aufbereitungsverfahrens keine erhöhten Proteinkontaminationen, gibt es keinen Grund zur zusätzlichen Vorreinigung benutzter Instrumente in Ultraschallbecken. Gibt es hierbei Probleme, kann die Reinigung chirurgischer Instrumente durch Ultraschallbecken wesentlich verbessert werden.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.