01.12.2025 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Im OP auch Mund-Nasen-Schutz für Patienten?

FRAGE:
Während einer Hospitation im Nachbarkrankenhaus habe ich gesehen, dass Patienten in Regionalanästhesie intraoperativ eine chirurgische Gesichtsmaske trugen. Das wurde mit einer Infektionsgefahr begründet. Ist das wirklich notwendig?
ANTWORT:
Die Wirksamkeit des intraoperativen Tragens einer chirurgischen Gesichtsmaske (MNS) durch Patienten zur Senkung der postoperativen Wundinfektion (SSI) ist bisher nicht durch wissenschaftliche Studien belegt. Allerdings sind in der Literatur Fälle beschrieben, bei denen identische Erreger aus der Wunde und dem Nasen-Rachen-Raum von an der Operation beteiligten Chirurgen isoliert werden konnten und daher eine Tröpfcheninfektion anzunehmen war. Da nicht ausgeschlossen werden kann, dass nicht intubierte Patienten intraoperativ sprechen, niesen oder husten und damit infektiöse Tröpfchen in die OP-Wunde gelangen, können auch hier Tröpfcheninfektionen auftreten.
Wir würden daher für nicht intubierte Patienten in Regionalanästhesie intraoperativ einen MNS empfehlen, wenn dagegen keine medizinische Kontraindikation spricht oder die Tröpfcheninfektion anderweitig sicher ausgeschlossen werden kann, denn:
1.Der Nasen-Rachen-Raum des Patienten befindet sich in der Regel im Abstand von max. 1,5 m von der OP-Wunde. Und das genügt für eine Tröpfcheninfektion (Jepsen, O.B. et al.: Importance of surgical masks for perioperative asepsis. Ugeskr Laeger. 1993; 155,25: 1940-2.)
2.Die KRINKO-Empfehlung zur Prävention postoperativer Wundinfektionen (2018) empfiehlt MNS für alle Mitarbeiter im OP, auch für Patienten. Und die Beachtung der KRINKO- Empfehlungen entspricht nach § 23 IfSG dem Stand der Wissenschaft und schafft damit Rechtssicherheit. Zitat: „Die Wertigkeit des MNS für Patienten und Mitarbeiter ist plausibel, seine Wirkung auf die mikrobielle Belastung der Raumluft ist nachgewiesen, seine Wirkung auf die Rate von SSI jedoch nicht in vergleichenden Studien belegt. In der Fachliteratur sind Ausbrüche postoperativer Infektionen beschrieben, in denen vor allem S. aureus und A-Streptokokken von kolonisiertem chirurgischem Personal – insbesondere intraoperativ – auf Patienten übertragen wurden.“
Der Kurztipp im Auftrag der DGKH gibt die Meinung der Autoren wieder.
Jatzwauk L, Groth M, Hübner NO, Kohnen W: Hygiene-Tipp: Im OP auch Mund-Nasen-Schutz für Patienten? Passion Chirurgie. 2025 Dezember; 15(12/IV): Artikel 04_03.
Autor:innen des Artikels
Weitere aktuelle Artikel
01.09.2011 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Mund-Nasen-Schutz
Dass im Operationssaal Mund-Nasen-Schutz (MNS) zu tragen ist, ist allgemein bekannt. Dazu präzisiert die Krankenhaushygiene-Kommission (KRINKO) am RKI (2000, 2007): „Vor Betreten des Operationsraumes soll ein Mund-Nasen-Schutz angelegt werden, sofern im OP-Saal die sterilen Instrumente bereits gerichtet sind, eine OP demnächst beginnen wird oder eine OP durchgeführt wird. Der MNS wird während der gesamten Operation getragen. Er muss ausreichend groß sein, Mund und Nase bedecken und eng am Gesicht anliegen.
01.07.2011 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Verbandwechsel aus Sicht der Hygiene
Die postoperative Wundinfektion ist eine der häufigsten nosokomialen Infektionen. Während in der Vergangenheit die meisten Infektionen im OP gesetzt wurden, gewinnt der Verbandwechsel immer mehr an Bedeutung.
01.05.2011 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Honig zur Wundbehandlung
Schon im alten Ägypten war bekannt, dass Honig Wunden reinigt. Ursächlich dafür ist die hohe Zuckerkonzentration des Honigs (etwa 85 % Fructose und Glucose). Diese zieht osmotisch Flüssigkeit aus dem umgebenden Gewebe, verringert so Wundödeme und unterstützt die autolytische Wundreinigung durch vermehrte Exsudatbildung, außerdem werden Zelltrümmer und Bakterien aus der Wunde geschwemmt.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.

