01.05.2011 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Honig zur Wundbehandlung

In den Medien wird Honig immer wieder für die Wundtherapie beworben und eine wundreinigende und antibakterielle Wirkung postuliert.
Die mikrobiologische Wirksamkeit des Honigs kann je nach Herkunft (Bienenvolk, Trachtpflanzen) und Verarbeitung stark schwanken. Ursächlich hierfür sind der daraus resultierende unterschiedliche Gehalt an antibakteriell wirksamen Bestandteilen.
Die antibakterielle Wirkung von Honig ist generell auf verschiedene Faktoren zurückzuführen.
- Durch den osmotischen Wasserentzug wird den Keimen das lebensnotwendige Wasser entzogen.
- Die meisten Honige weisen ein saures Milieu (pH 3–4) auf, in dem sich Bakterien nicht vermehren können.
- Abhängig von der Honigsorte sind oftmals antibakteriell wirksame Bestandteile enthalten, z.B. von den Bienen stammende Enzyme, aromatische Säuren und andere phytochemische Substanzen und das Zuckerabbauprodukt Methylglyoxal (im Manuka-Honig).
Wasserstoffperoxid aus Glucose wirk antibakteriell
Bei den antibakteriell wirksamen Enzymen ist die Glucoseoxidase aus der Futtersaftdrüse der Bienen das wichtigste Enzym, welches in Anwesenheit von Wasser kontinuierlich kleinste Mengen an Wasserstoffperoxid aus Glucose freisetzt. Wärme und Licht schädigen aber die Glucoseoxidase und reduzieren die Produktion an Wasserstoffperoxid. Bei den Honigsorten aus dem Lebensmittelhandel wird man deshalb keine Wasserstoffperoxid-Produktion feststellen können.
Eine besonders hohe antibakterielle Aktivität zeigt Honig, der von Nektar bestimmter Pflanzen – z.B. Konifere und Teebaum – stammt.
Anwendung von Haushaltshonig verbietet sich
Honig ist ein Naturprodukt und dementsprechend sind die Nachteile seine mangelnde Standardisierbarkeit sowie die mögliche Kontamination mit Pestiziden, Sporen von Clostridien und/oder Antibiotika.
Seit einigen Jahren wird medizinischer Honig aus Neuseeland als Medizinprodukt der Klasse IIb (Medihoney, Infectohoney) angeboten. Erste positive Erfahrungsberichte liegen vor, beispielsweise bei immunsupprimierten, pädiatrisch-onkologischen Patienten und bei Patienten mit venösen Ulzera. Allerdings sind weitere größere Studien zu fordern, um den Wert in der Wundtherapie wirklich beurteilen zu können. Darüber hinaus ist Medihoney relativ teuer.
Die Anwendung von Haushaltshonig in der Wundtherapie verbietet sich generell. Klinisch infizierte Wunden müssen primär mit Antiseptika behandelt werden.
Literatur:
Probst/Vasel-Biergans: Wundmanagement. 2. Auflage 2010
Bogdanov, Blumer: Natürliche antibiotische Eigenschaften des Honigs. Schweiz Bienenzeitung 2001, 124, 18-21
Cooper, Molan, Harding: The sensitivity to honey of Gram-positive cocci of clinical significance isolated from wounds. J Appl Microbiol 2002, 93, 857 – 863)
Autoren des Artikels

Prof. Dr. med. Walter Popp
Ärztlicher LeiterHyKoMed GmbHVizepräsident der Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) kontaktieren
Prof. Dr. med. Klaus-Dieter Zastrow
Chefarzt des Hygiene-Instituts der REGIOMED-Kliniken Bayern/ Thüringen kontaktierenWeitere aktuelle Artikel
01.05.2025 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Viruzide Händedesinfektion bei Versorgung von HPV-Patienten
Wir haben immer wieder Anfragen zum Umgang mit Patienten mit Humanen Papillomviren im Operationsbereich. Gemäß VAH-Liste benötigen wir den Wirkbereich „viruzid“ für die Flächendesinfektion. Benötigen wir dies auch für die hygienische Händedesinfektion bei Kontakt mit möglicherweise kontaminierten Oberflächen? Oder ist begrenzt viruzid PLUS ausreichend?
01.04.2025 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Hygiene in Wartezimmer und Wartebereichen
Die Hygiene in der niedergelassenen Arztpraxis spielt eine wichtige Rolle im Rahmen der medizinischen Versorgung der Patienten. Diese werden immer früher nach einer Krankenhausbehandlung entlassen, was wiederum teilweise Tätigkeiten am Patienten, die bisher im Krankenhaus durchgeführt wurden, in die Arztpraxis verlagert.
01.03.2025 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Prüfen von flexiblen Endoskopen
Ist es notwendig, flexible Endoskope der Klasse kritisch C, die nach vorheriger Aufbereitung im RDG-E steril am Patienten zum Einsatz kommen (Zystoskope, Ureterorenoskope), ebenso wie Gastroskope, Bronchoskope oder Koloskope einmal jährlich einer mikrobiologischen Routinetestung zu unterziehen?
01.02.2025 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Sterilisation von chirurgischen Instrumenten für laparoskopische Eingriffe in der Handchirurgie
Voraussetzung für eine mikrobizide Wirkung von Dampfsterilisationsverfahren ist die Entfernung von Luft, damit anschließend Wasserdampf kondensieren kann. Kondensierender Wasserdampf (Kondensationswärme) erwärmt die Oberflächen der Instrumente schnell und bewirkt die Abtötung von vegetativen Bakterien, Pilzen, Viren und Bakteriensporen.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.