„Mit dem Symposium wollen wir nicht nur diejenigen vernetzen, die an Globaler Chirurgie interessiert sind oder in dem Bereich arbeiten“, sagte Kongresspräsidentin Dr. med. Judith Lindert, Kinderchirurgin am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, und Vorstandsmitglied des Vereins, „sondern auch das Bewusstsein für Chirurgie als essenzieller Bestandteil der globalen Gesundheitsversorgung stärken.“ Der Fokus des diesjährigen Symposiums lag zum einen auf chirurgisch-infektiologischen Krankheitsbildern wie zum Beispiel der weltweiten Bedeutung von Wundinfekten und Erkrankungen wie Typhus. Zum anderen gab es Sessions zu Frauen in der Chirurgie, der Ausbildung von zukünftigen Globalen Chirurginnen und Chirurgen und technologischen Fragestellungen.
Abb. 1: Gruppenbild Global Surgery Symposium Lübeck 2019
Der erste Tag war vor allem den praktischen chirurgischen Fertigkeiten gewidmet. In verschiedenen Workshops konnten sowohl Studierende als auch Ärztinnen und Ärzte sich zum Beispiel in Nahttechniken, der Versorgung von Frakturen, der Durchführung eines Kaiserschnitts und der Bronchoskopie üben. Am zweiten Tag lag der Schwerpunkt auf „Infections in Global Surgery“. Konkrete Beispiele spielten dabei ebenso eine Rolle wie generelle Betrachtungen zu Projekten und Infrastruktur. Weitere große Themen dieses Tages waren „Adapted Technology“ und „Women in Surgery“.
Abb. 2: In der „Women in Surgery“ Session versammelten sich alle Frauen auf der Bühne zu einem Gruppenbild
Mit internationalen Gästen aus Süd- und Nordamerika, Afrika, Asien und Europa stellt das Symposium ein vielversprechendes Format dar, um die operative Medizin in verschiedenen Kulturen zu beleuchten und voneinander zu lernen. Ein Teil der internationalen Referentinnen und Referenten wurde für ihre Teilnahme aus Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. Um auch den Austausch der jüngeren Generation zu begünstigen, konnten von der DTC Studierendengruppe „junge DTC“ durch die Unterstützung der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie Reisestipendien für einen Medizinstudierenden aus Ruanda und eine Gruppe von Medizinstudierenden aus Albanien vergeben werden. Diese zukünftigen und angehenden Ärztinnen und Ärzte sind Teil des International Students Surgical Network (InciSioN), von dem es seit diesem Jahr auch eine Deutsche Arbeitsgruppe gibt. Am Symposium nahmen Mitglieder aus vier nationalen Arbeitsgruppen von InciSioN teil, sodass sich eine spannende Gelegenheit für den Austausch von Projektideen und gemeinsamen Aktionen ergab.
Die Förderung des chirurgischen Nachwuchses war in diesem Jahr ein besonderes Anliegen des Vereins. So wurde zum Beispiel das Organisationsteam von Medizinstudierenden nicht nur aus Lübeck, sondern auch von der in diesem Jahr gegründeten InciSioN Germany – junge DTC Gruppe tatkräftig unterstützt. Inhaltlich stand der dritte Tag des Treffens ganz im Zeichen von chirurgischer Ausbildung und junger Chirurgie. Nach einer Vorstellung von mehreren Weiterbildungssystemen und -projekten aus verschiedenen Teilen der Welt, bildete der Auftritt der Mitglieder von InciSioN den würdigen Abschluss des Symposiums. Bei so viel positiver junger Energie verabschiedeten sich die Teilnehmer mit der Zuversicht nach Hause, die Idee von Global Surgery mit Leben zu füllen und weiter zu verbreiten.
Den Veranstaltern ist es besonders wichtig, bereits junge angehende Kolleginnen und Kollegen für chirurgische Fächer und die weltweite Bedeutung von Chirurgie als unverzichtbarer Bestandteil von Universal Health Care zu begeistern und auch hier in Deutschland die Rolle der Globalen Chirurgie zu stärken.
Wer sich für die Arbeit der Deutschen Gesellschaft für Tropenchirurgie e.V. und/oder der Gruppe für Studierende und Assistenzärztinnen und Assistenzärzten InciSioN Germany – junge DTC interessiert, kann sich auf der Homepage www.tropenchirurgie.org informieren und uns auf Facebook und Twitter folgen. Das nächste Global Surgery Symposium wird vom 30. Oktober bis 1. November 2020 in Weimar stattfinden.
Lindert J, Mothes H, Steinle J: Globale Chirurgie in Lübeck – Das Global Surgery Symposium der DGT. Passion Chirurgie. 2020 Januar, 10(1): Artikel 04_02.
Autor:innen des Artikels
Julia Steinle
Bundesvorsitzende von InciSioN, Germany-junge DTC, Medizinstudentin im 9. SemesterInstitut für molekulare Nephrologie, AG Brandt, Medizinische Klinik D, Albert- SchweitzerUniversitätsklinikum MünsterCampus 148149Münster
Fachärztin für KinderchirurgieUniklinikum Schleswig Holstein/Campus LübeckVorstandsmitglied der Deutsche Gesellschaft für Tropenchirurgie e.V.
PD Dr. med. Henning Mothes
Deutsche Gesellschaft für Tropenchirurgie e.V.Klinik für Allgemein-, Viszeral- und GefäßchirurgieSophien und Hufeland Klinikum WeimarHenry-van-de-Velde-Straße 29942Weimar
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