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Liebe Kolleginnen und Kollegen, täglich werden wir mit Reglementierungen, überbordender Bürokratie, Rechtsproblematiken, der Dominanz und Präferenz ökonomischer Denkweisen gegenüber ärztlichem Sachverstand sowie mit Freiberuflichkeit und Existenz bedrohendem Gebaren von Politik und Kostenträgern konfrontiert. Die notwendige gesellschaftliche Diskussion über Leistungsinhalte und Finanzierung einer solidarischen gesetzlichen Krankenversicherung wird jedoch seit Jahren vermieden. Probleme werden zunehmend nicht gelöst, sondern verwaltet, bürokratisiert und kriminalisiert. Suspekt sind da vor allem Freiberufler und Selbstständige, insbesondere wenn sie nicht in die zum Teil mittelalterlichen, metaphysischen Schablonen passen.

Durch die sektorierten Strukturen, unsere differenten Interessen sowie bestehende Animositäten und Eitelkeiten sind wir jedoch ein leichter Spielball. Aus diesem Grunde ist es um so wichtiger, dass wir uns als Chirurgen in den grundsätzlichen, vor allem den übergreifend-fachlichen, berufspolitischen und berufsethischen Fragen einig sind, zu einander finden, gemeinsame Plattformen gründen und so „Gemeinsam Stark“ sind.

Wir Chirurgen, egal ob in Klinik, Universität oder Ambulanz, sollten uns darauf besinnen, dass es einen Patienten gibt, der sich mit seinem Leiden in unsere Obhut begibt und wir berufen sind, auf der Basis der Mystik des Arzt-Patientenverhältnisses mit dem Ziel der Heilung, Linderung oder Bewahrung vor Sekundärschäden, den Kern des Leidens zu diagnostizieren, konservative und/oder operative Behandlungsmöglichkeiten im Sinne des Patienten abzuwägen und eine adäquate chirurgische Therapie bis zur Genesung durchzuführen bzw. zu gewährleisten. Diese Berufung setzt jedoch ärztliche, nicht unbedingt ökonomische, Freiberuflichkeit und Therapiefreiheit, eng verbunden mit der fachlichen sowie der ärztlich geprägten ökonomischen Definition wer-was-wo-wie behandelt, voraus. Verwaltungen und Ökonomen sind dafür unsere Dienstleister und nicht umgekehrt!

Somit bedarf es eines gewaltigen, sektorenübergreifenden Arbeitsaufwandes in Kliniken, Praxen, Universitäten, Fachgesellschaften und Berufsverbänden, um die Chirurgie in ihrer Schönheit, Vielfältigkeit, Komplexität und spezifischen Individualität zukünftig zu bewahren und unseren Nachwuchs zu begeistern. Es gilt das „Wir- Gefühl“ zu stärken und eine Identifikation für das Fach nicht nur über die Struktur, sondern auch über den Prozess und das Ergebnis zu erreichen.

Diesem Anliegen hat sich der gemeinsame Bundeskongress Chirurgie, in der Tradition des Bundeskongresses der niedergelassenen Chirurgen und im erfolgreichen Schulterschluss mit dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen und dem Bundesverband für Ambulantes Operieren (BAO), verschrieben. Der Kongress unter dem Motto „Gemeinsam Stark“, welcher im nächsten Jahr am ersten Märzwochenende in Nürnberg unter Beteiligung der Deutschen Gesellschaft für Plastische und Wiederherstellungschirurgie, des Berufsverbandes der Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie, des Bundesverbandes der Durchgangsärzte und erstmalig unter Beteiligung des Berufsverbandes der Niedergelassenen Kinderchirurgen Deutschlands und der Gesellschaft für Fußchirurgie stattfindet, spricht Chirurginnen und Chirurgen aus Klinik und Praxis gleichermaßen an, was rund 1.200 Teilnehmer aus der gesamten Bundesrepublik in 2012 eindrucksvoll unterstrichen.

Schwerpunkte des gemeinsamen Kongresses sind die Fort- und Weiterbildung mit Auffrischung des Wissens und Diskussionen über Behandlungsstandards aus Sicht der täglichen Praxis, brennende gesundheits- und berufspolitische Fragen und die Gestaltung eines patientenorientierten Versorgungsmanagements. Neben Experten aus Praxen und Kliniken, die in Übersichtsreferaten Erfahrungen, Tipps und Tricks vermitteln und gemeinsam mit dem Publikum diskutieren, werden in den Kongress auch die Angehörigen der medizinischen Fachberufe sowie unsere Partner von Fachhandel und Industrie vermehrt mit einbezogen.

Einen besonderen Schwerpunkt bildet neben der Unfall- und Allgemeinchirurgie die chirurgische Onkologie, die derzeit von der fachlichen aber auch versorgungstechnischen Seite ambulant wie stationär im Brennpunkt steht. Meines Erachtens ist es wichtig, dass wir Chirurgen fachliche Kompetenz demonstrieren und „Flagge zeigen“. Namhafte Referenten haben sich angesagt, um einen profunden Überblick als „update 2013“ zu geben. Somit ist der Kongress schon allein aus diesem Grunde ein Muss für jeden angehenden Chirurgen, aber auch ein komprimierter Refresher für die etablierten Kollegen in Klinik und Praxis.

Im Rahmen des Versorgungsmanagements soll vor allem die Schnittstellenproblematik Klinik/Praxis beleuchtet und zukunftsweisende Wege aufgezeigt werden. Hierbei ist es mir eine besondere Freude, dass auch hochkarätige Referenten aus Industrie und Fachhandel sowie von Seiten der Kostenträger ihre Erfahrungen vermitteln und sich an der Podiumsdiskussion beteiligen werden.

Interessant wird sicherlich der berufspolitische Vormittag am Samstag, wo im Wahljahr die gesundheitspolitischen Sprecher der Parteien im Rahmen einer gemeinsamen Publikums- und Podiumsdiskussion zur Perspektive des Gesundheitswesens Rede und Antwort stehen müssen. Weitere Sitzungen widmen sich aktuellen und brisanten Themen, wie dem Patientenrechtegesetz, der Honorar- und Konsiliartätigkeit sowie der zukünftigen Gestaltung der Fort- und Weiterbildung in Praxis und Klinik.

Abgerundet wird der Kongress durch den Tag der medizinischen Fachberufe, einer speziellen Veranstaltung für MFA/Arzthelferinnen, Gesundheits- und Krankenpfleger/innen, MTRA, Wundschwestern/-experten und Physiotherapeuten sowie durch zahlreiche praktische Workshops, Weiterbildungskurse und Fachseminare, wobei 2013 erstmalig ein Gutachterseminar angeboten wird, welches, wie auch die Kindertraumatologie, durch die DGUV voraussichtlich zertifiziert wird.

Bei allen Veranstaltungen sollen die Diskussion und das kollegiale Gespräch im Vordergrund stehen.

Diesem Ansinnen ist auch unser gemeinsamer Gesellschaftsabend am Samstag, dem 02.03.2012 gewidmet, welcher in lockerer Atmosphäre mit Unterhaltungs-Band, Jazz-Ecke, Bar, Buffet und Überraschungen in den Räumen des Germanischen Museums im Zentrum von Nürnberg stattfinden wird. Nach vorheriger Anmeldung können auch Teile des Museums unter fachkundiger Führung besichtigt werden.

Sehr geehrte, liebe Kolleginnen und Kollegen, es ist mir eine große Freude, Sie auch im Namen des Vorsitzenden des BNC, Herrn Dr. Haack, des Präsidenten des BDC, Herrn Prof. Bruch, des Präsidenten des BAO, Herrn Dr. Neumann sowie der gemeinsamen Kongresskommission zum Bundeskongress Chirurgie 2013 recht herzlich einzuladen und in Nürnberg begrüßen zu dürfen.

Dittrich S. „Gemeinsam Stark“: Bundeskongress Chirurgie 2013 in Nürnberg. Passion Chirurgie. 2012 Oktober; 2(10): Artikel 03_02.

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Dr. med. Stephan Dittrich

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