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Diverse Umfragen in den vergangenen Jahren haben gezeigt, dass das Gebiet Chirurgie für viele Medizinstudenten am Anfang ihres Studiums einen großen Reiz ausstrahlt. Dieser verblasst während des Studiums kontinuierlich und erreicht nach dem praktischen Jahr seinen Tiefpunkt. Deshalb müssen wir im PJ ansetzen, wenn wir unser Fachgebiet in den Augen unseres Nachwuchses wieder attraktiv gestalten wollen.

Bisher gingen Schätzungen des BDC davon aus, dass nur ca. fünf Prozent der Absolventen sich für eine chirurgische Karriere entscheiden. Aktuelle Zahlen, die in dieser Ausgabe der „Passion Chirurgie“ erstmals publiziert werden, zeigen ein etwas optimistischeres Bild. Es ist davon auszugehen, dass ca. 1.000 junge Kollegen jährlich nach Abschluss ihres Studiums eine chirurgische Karriere einschlagen. Dies ist uns als Berufsverband der Deutschen Chirurgen Ansporn und Verpflichtung zugleich, uns auch zukünftig aktiv um eine hohe Qualität der chirurgischen Weiterbildung zu bemühen.

Nachdem der BDC seit 1998 kontinuierlich Assistentenumfragen durchführt, konnten wir viele konstruktive Vorschläge zur Verbesserung der chirurgischen Weiterbildung einbringen und umsetzen. So wurden unsere Forderungen nach regelmäßigen Weiterbildungsgesprächen, dem Führen von Logbüchern sowie dem Aufstellen eines Weiterbildungs-Curriculums in jeder Weiterbildungsklinik in der Novelle der Weiterbildungsordnung des Jahres 2003 berücksichtigt. Auch zukünftig wollen wir mit kontinuierlichen Umfragen die Schwachstellen im Weiterbildungssystem aufdecken und proaktiv angehen.

Deshalb rufen wir in dieser Ausgabe der „Passion Chirurgie“ erneut unsere knapp 5.000 Assistenzärzte im Mitgliederstamm zur Teilnahme an der BDC-Assistentenumfrage auf. Bitte motivieren Sie auch Ihre Kollegen, die noch keine BDC-Mitglieder sind, teilzunehmen. Es handelt sich wie immer um eine anonyme Onlineumfrage, die man über BDC|Online (www.bdc.de) in der Box „aktuelle Umfragen“ mit einem Klick erreichen kann.

Auch die Landesärztekammern bemühen sich seit Jahren um eine höhere Qualität in der Weiterbildung. 2009 wurde erstmals deutschlandweit eine Evaluation der Weiterbildungsstätten durchgeführt. In dieser Ausgabe finden Sie eine kurze Zusammenfassung der Ergebnisse sowie eine detaillierte Ergebnisanalyse im Gebiet Chirurgie.

Insgesamt zeigt sich eine Gleichverteilung zwischen guten und schlechten Weiterbildungsstätten, sodass jeweils die detaillierten Ergebnisse einer einzelnen Klinik betrachtet werden müssen, um sich ein Bild zu machen. Der BDC setzt deswegen vor allem auf Transparenz und möchte alle Weiterbilder motivieren, ihre Ergebnisberichte offen zu legen. Nur so kann die Qualität der chirurgischen Weiterbildung durch Eigeninitiative in den Kliniken optimiert werden. Außerdem wird es so auch möglich, von guten Beispielen zu lernen und diese auf die eigene Klinik zu adaptieren.

Die Landesärztekammern führen in diesem Jahr erneut eine Evaluationsrunde durch. Diesmal ist auch geplant, die Ergebnisse partiell zu publizieren, um von zentraler Stelle für mehr Transparenz zu sorgen. Der BDC und das Ressort Nachwuchsförderung unterstützen nachhaltig das Evaluationsprojekt und bitten alle chirurgischen Weiterbilder und Assistenzärzte auch daran aktiv teilzunehmen.

Zunächst werden wieder die Weiterbilder befragt und sollen die in ihrer Abteilung tätigen Assistenzärzte benennen. In einem zweiten Schritt werden diese dann mit Zugangscodes zur Onlinebefragung ausgestattet. Sollte ein Assistenzarzt keine Zugangscodes von seiner zuständigen Landesärztekammer erhalten, kann er über eine Hotline den Code anfordern. Näheres findet sich im Leitartikel dieser Ausgabe unserer Mitgliederzeitschrift.

Weitere Artikel dieser Schwerpunktausgabe beschäftigen sich mit dem neuen Seminarformat „Praxisseminar“ für Berufseinsteiger, das im Mai 2011erstmals von der BDC|Akademie angeboten wurde. Dieses Praxisseminar für Allgemein- und Viszeralchirurgie war bereits nach wenigen Tagen ausgebucht und wird im Herbst wiederholt sowie im kommenden Jahr mehrfach bundesweit angeboten.

Außerdem reflektieren wir die Angebote des Ressorts Nachwuchsförderung auf dem Chirurgenkongress 2011 sowie den Kidsclub Chirurgie.

Weiterhin möchten wir unsere Mitglieder über die Aktivitäten des Ressorts Nachwuchs­förderung im BDC im Rahmen des von unserem Präsidenten Prof. Bruch initiierten Projektes „Einheit der deutschen Chirurgie“ informieren. Warum benötigt die chirurgische Gemeinschaft in Deutschland eine „Einheit der Chirurgie“ und was kann bzw. soll diese Einheit bewirken?

Diese Frage haben die Nachwuchsvertreter der chirurgischen Berufsverbände und Fachgesellschaften auf Einladung der Vertreter für Nachwuchsförderung im Präsidium des BDC am 19.03.2011 im Berliner Langenbeck-Virchow-Haus diskutiert. Das Protokoll dieser Zusammenkunft ist im Chirurgen-Netzwerk in der Community „Assistenzärzte“ zu finden.

In einer angenehmen und freundlichen Atmosphäre wurde versucht, diese Einheit der Chirurgie aus Sicht der Nachwuchsvertreter zu beleuchten. Es zeigte sich sehr deutlich, dass die Nachwuchsförderung bei allen teilnehmenden Fachgesellschaften und Berufsverbänden mittlerweile einen großen Stellenwert einnimmt. Die Fakten des Nachwuchsmangels wurden anerkannt und es herrschte Einigkeit darüber, dass gerade die unterschiedliche Qualität der chirurgischen Weiterbildung ein großes Problem darstellt. Einige Vertreter resümierten eine zunehmende Verdrossenheit unter den jungen Ärzten, sich berufspolitisch zu engagieren, da diese keine echte Chance zur Mitgestaltung sehen.

In diesem Zusammenhang ist die stärkere Integration des Nachwuchses in berufspolitische und fachgesellschaftliche Entscheidungen auf allen Ebenen notwendig. Auch die gemeinsame Weiterbildungskommission muss sich um mehr Transparenz bezüglich der Novellierung der Weiterbildungsordnung und –richtlinien bemühen und den Nachwuchs einbinden. Die praktische Umsetzung scheitert auch heute noch in vielen Kliniken, weil die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit zu groß ist.

Eine Vielzahl der heutigen Probleme ist hausgemacht und beruht letzten Endes auf der fehlenden Einigkeit der Deutschen Chirurgie und der falschen Bewertung gesamtgesellschaftlicher Entwicklungen. Neu entstehende Doppelstrukturen in Fach- und Berufsverbänden erschweren die Bündelung finanzieller und personeller Ressourcen und deuten eher auf eine Diversifizierung anstatt auf eine neue Einigkeit hin.

Die Einheit der Chirurgie dient nicht nur der Durchsetzung von chirurgischen Interessen in der Politik, sondern soll auch das WIR-Gefühl unter den Chirurginnen und Chirurgen stärken. Das Präsidium des BDC sowie das Referat Nachwuchsförderung stellt sich dieser Herausforderung und möchte alle chirurgischen Fach- und Berufsverbände zur aktiven Mitgestaltung und zum Aufbau einer wirklichen Einheit der Chirurgie abseits von Einzelinteressen im Interesse unseres Nachwuchses aufrufen und bittet um aktive und ehrliche Mitgestaltung.

Krüger M, Vallböhmer D. Chirurgische Weiterbildung ist der Schlüssel zur Attraktivität unseres Fachgebietes. Passion Chirurgie. 2011 Juli; 1(7): Artikel 01_01.

Autoren des Artikels

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Dr. med. Matthias Krüger

Leiter des Ressorts Zukunft, Ökonomie und Digitalisierung in der ChirurgieGesundheitsökonom, klinischer Risikomanager(DIOcert)ZB Proktologie/NotfallmedizinUnseburger Straße 739122Magdeburg kontaktieren
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Prof. Dr. med. Daniel Vallböhmer

Stellv. Leiter Themen-Referat Leitende KrankenhauschirurgInnenEv. Klinikum Niederrhein gGmbHKlinik für ChirurgieFahrner Str. 13347169Duisburg kontaktieren

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