Wer kennt nicht die Fortsetzung des obigen Spruches als Legitimation der körperlichen Inaktivität. Andererseits fördern Bewegung und sportliche Betätigung die Gesundheit und die Sozialisation des Menschen. Sport ist wichtiger Teil unserer heutigen Gesellschaft, aber auch der Unterhaltungskultur.
„Sport trägt zum Zusammenhalt der Gesellschaft bei, sät aber auch Zwietracht. Sport fördert die Völkerverständigung, ist aber auch für Nationalismus anfällig. Sport hält zur Fairness an, wird aber auch Anknüpfungspunkt für Gewalt. Sport leistet einen wichtigen Beitrag zur Gesundheitsvorsorge, er ist aber auch Quelle großer gesundheitlicher Schäden und ihrer sozialen Folgekosten.“
Dieter Grimm: Gold-Medaillen genügen. Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29. Januar 2007, S. 35
In unserer aktuellen Ausgabe von Passion Chirurgie widmen wir uns weniger den gesellschaftlichen als vielmehr den chirurgischen Problemen beim Sport. Sowohl Unfallchirurgen/Orthopäden als auch Allgemein- und Viszeralchirurgen beschäftigen sich mit Sportverletzungen. In Deutschland werden sportmedizinische Fragestellungen jedoch nicht nur von Chirurgen und Orthopäden behandelt. Vielmehr wird die Sportmedizin im Rahmen einer fachübergreifenden ärztlichen Zusatz-Weiterbildung vermittelt und von verschiedenen Fachdisziplinen ausgeführt. Vor der Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten gab es in der DDR sogar einen eigenständigen Facharzt für Sportmedizin mit vierjähriger Weiterbildungszeit.
Es gibt zahlreiche sportartspezifische Verletzungen. Dabei spielen neben akuten Verletzungen auch chronische Überlastungsschäden eine zunehmende Rolle – betroffen sind sowohl Breiten- als auch Leistungssportler. Hinzu kommen auch die in der jüngeren Vergangenheit entstandenen Extrem- und Funsportarten, die sich von den traditionellen Sportarten teilweise deutlich unterscheiden. Sportverletzungen gibt es sowohl im Mannschaftssport (zum Beispiel bei den Ballsportarten) als auch im Individualsport.
In unserem Heft geht es weniger um einen sportmedizinischen Gesamtüberblick, sondern vielmehr um einzelne Beispiele aus der Sportmedizin und ihren typischen Problemen. Die unterschiedlichen Sichtweisen der Autoren sollen die Vielfalt des Herangehens demonstrieren. Die Beiträge werden durch themenspezifische Fallbeispiele ergänzt, welche die Probleme für Sie plastisch erlebbar und dadurch leichter nachvollziehbar machen.
Die exakte Diagnostik der Sportverletzungen spielt eine entscheidende Rolle für den Erfolg der nachfolgenden Behandlung. Die Therapie der Sportverletzungen erfordert darüber hinaus immer ein gutes Zusammenspiel verschiedener Fachdisziplinen, einschließlich der Physiotherapeuten und Trainer. Oft sind auf den betroffenen Sportler individuell zugeschnittene Lösungen der Schlüssel zum Erfolg.
Die Sportlerleiste steht nur als eines der vielen möglichen Beispiele für die Komplexität von Sportverletzungen. Die fehlende exakte Begriffsdefinition ist nicht das einzige Problem. Maßgeblich stellt die Differentialdiagnose die entscheidenden Weichen für eine differenzierte und maßgeschneiderte Behandlung. Leitlinien zur Behandlung fehlen jedoch bis heute ebenso wie große Studien mit hoher Evidenz.
Eine in unseren Breiten wenig verbreitete Sportart, das in Großbritannien populäre Polo-Spiel wollen wir Ihnen in einem weiteren Artikel sportlich und medizinisch näher bringen.
Darüber hinaus werden typische sportbedingte knöcherne und Bandverletzungen des Schulter-, Ellenbogen- und Sprunggelenks mit deren Behandlungen übersichtsartig vorgestellt. Hier kommen zahlreiche innovative, sowohl konservative wie operative Behandlungskonzepte zum Einsatz, die eine schnellere Rückkehr zum Sport ermöglichen.
Das vorliegende Heft möchte Sie für eine differenzierte Betrachtung der Sportverletzungen sensibilisieren und zur gemeinsamen Diskussion anregen. Die Autoren freuen sich auf Ihre Kommentare und Meinungen!
Ihr Ralph Lorenz