01.08.2018 Fachgebiete
Editorial: Die Schilddrüse – kleines Organ mit großer Wirkung

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
die humane Schilddrüsenchirurgie hat eine sehr lange Entwicklungszeit hinter sich. Zwar finden sich erste Beschreibungen des Organs, das damals noch als Cele oder Cyste angesehen wurde, schon im Altertum. Doch die nachfolgenden Epochen waren über viele Jahrhunderte von dumpfer Mystik und profunder Unkenntnis gekennzeichnet. Und so galten noch im ausgehenden 19. Jahrhundert operative Eingriffe am Kropf als höchst gefährliche Spektakel mit oft letalem Ausgang, die nur bei „dringendsten Respirationsbeschwerden“ durchzuführen seien (Ch. Langenbeck). Neben tödlichen Blutungen waren Krämpfe, Lähmungen und der Stimmverlust die gefürchtetsten Komplikationen. Und die wenigen „armen Teufel“, die einen Eingriff an der Schilddrüse tatsächlich überlebten, fielen danach häufig der „Cachexia strumipriva“ anheim. Erst mit der Entwicklung der Antisepsis, der Verfeinerung der Blutstillungstechniken und dem vertieften physiologischen Verständnis der Organfunktion entstanden Grundlagen für eine akzeptable Schilddrüsenchirurgie. Die alten Heroen unserer Zunft Langenbeck, Kocher und Mikulicz gelten hier noch immer als wichtige Wegbereiter.
Nachdem die Verbesserungen in der chirurgischen Technik und der peri- und postoperativen Versorgung wie in vielen anderen Bereichen auch an der Schilddrüse fast zwangsläufig zu einer Ausweitung der operativen Technik geführt hatten, ist der Trend seit einigen Jahren umgekehrt. „Less is more“ könnte damit das klassische Schlagwort der modernen Schilddrüsenchirurgie sein. Und auch wenn die Zahl an Schilddrüsenresektionen in Deutschland im Verhältnis zum vergleichbaren Ausland immer noch deutlich höher liegt: die Leitlinien werden klarer, die Indikationen gestrafft und die Qualitätsanforderungen deutlich angehoben. In diesen bewegten Zeiten ist es umso wichtiger, weiterhin den Überblick zu behalten, die richtigen Trends zu erkennen und sich anzupassen.
Schilddüsenchirurgie ist ein „Hot Topic“. Deshalb widmen wir die Sommer-Ausgabe der Passion Chirurgie diesem wichtigen kleinen Organ. Die Autoren sind von ausgewählter Expertise – die Beiträge sollen Ihnen Update und Anregung zugleich sein.
Wir wünschen eine erhellende Lektüre.
Carsten Joh. Krones
Krones CJ: Die Schilddrüse – kleines Organ mit großer Wirkung. Passion Chirurgie. 2018 August; 8(08): Artikel 01.
Autor des Artikels

Prof. Dr. med. Carsten Johannes Krones
Leiter BDC-Themen-Referat Presse- und Öffentlichkeitsarbeit kontaktierenWeitere aktuelle Artikel
01.10.2020 Fachübergreifend
Editorial: Transplantationsmedizin in Bewegung
Die Geschichte der Transplantationsmedizin ist weltweit im Grunde eine Erfolgsgeschichte. Die ständige Weiterentwicklung von Operationsmethoden, Organkonservierung und Therapien sorgte in der Vergangenheit und mit aktuellen Entwicklungen auch in der Gegenwart dafür, dass theoretisch immer mehr schwer kranken Patienten durch eine Transplantation das Leben gerettet werden könnte.
01.10.2020 Fachübergreifend
„Vernetzen. Forschen. Heilen.“ Deutschlands Weg von der reinen Digitalisierung in die KI
SARS-CoV-2, Auslöser der COVID-19-Pandemie, ist noch nicht überstanden, doch bereits wenige Monate nach erstmaligem Nachweis des Virus verfügen wir über Detailinformationen zur Herkunft, Epidemiologie, Virusstruktur, Pathogenität und Virulenz zu einem neuen Vertreter einer ansonsten bekannten Virusspezies (Coronaviren).
01.10.2020 Fachübergreifend
Unterstützung im Klinikalltag: Per App OP-timal vernetzt
tandard Operating Procedures, kurz SOP, erhöhen die Patientensicherheit. Wenn man sie am meisten braucht, sind sie jedoch oft nicht zur Hand. Die App SOPHIA schafft hier Abhilfe. Mit ihr sind alle SOP eines Krankenhauses jederzeit für alle Mitarbeitenden einsehbar. Gleichzeitig vernetzt die App die Kliniken auch untereinander.
01.09.2020 Orthopädie/Unfallchirurgie
Indikationen zur Kirschnerdrahtosteosynthese bei Frakturen der Hand
Die Hand ist unter biomechanischen Gesichtspunkten das komplexeste „Werkzeug“ unseres Körpers: die an den Fingern ausgeprägte haptische Sensibilität gepaart mit einer enormen Beweglichkeit und Kraft bedingen vielfältige Greif- und Haltefunktionen sowie extrem schnelle präzise Bewegungsabfolgen (z. B. Klavierspielen). Aufgrund des enormen Tastsinns ermöglicht sie blinden Menschen zu lesen und die Umwelt haptisch wahrzunehmen und in gewissem Ausmaß zu erkennen.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.