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Alle Durchgangsärztinnen und -ärzte kennen das DALE-UV-Verfahren. Seit 2007 ist der digitale Versand von D-Arzt- und Verlaufsberichten, Ergänzungs- und Abschlussberichten (F2222) sowie der Gebühren-Rechnungen eine der Bedingungen für die Teilnahme am Durchgangsarzt-Verfahren (Unterpunkt 5.5. der D-Arzt-Bedingungen).

Zum 1.1.2023 wurde der Versand der BG-Dokumente auf den nunmehr datenschutzrechtlich verbindlichen Weg über KIM in der Telematik-Infrastruktur (TI) umgestellt. Dem Vernehmen nach haben die meisten Software-Hersteller dies nunmehr bewerkstelligt, sodass das an sich etablierte Verfahren wieder leidlich flüssig laufen sollte. Mit 1.716.291 gesendeten DALE-UV-Nachrichten bis zum Februar 2023 wird dies auf der Internetseite der Gematik stolz als weiterer Erfolg der TI dargestellt. Damit kann die Telematik-Infrastruktur neben der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (e-AU) wenigstens ein weiteres weit verbreitetes und leidlich fehlerfrei laufendes Verfahren vorweisen.

Unabhängig von diesen technischen Details wird vom BDC jedoch seit Jahren gefordert, das DALE-UV-Verfahren auf eine echte elektronische Kommunikation zwischen den D-Ärzten und den Verwaltungen der Berufsgenossenschaften und Unfallkassen zu erweitern. Es ist vollkommen anachronistisch, dass zwar die D-Ärzte ihre Berichte digital versenden, die gesamte eingehende Kommunikation jedoch per Briefpost erfolgt. Das mag bei einfachen BG-Anfragen noch überschaubar sein, wird aber z. B. bei Gutachtenaufträgen vollkommen absurd. Da werden offenbar in den BG-Verwaltungen Hunderte von Papierausdrucken aus der digitalen Fallakte angefertigt und mit dem Gutachtenauftrag per Paket verschickt.

Es ist bekannt, dass manche Kolleginnen und Kollegen den Umgang und die Haptik einer Papierakte durchaus schätzen, weil man in diesen Ausdrucken mit „Post-it-Zetteln“ und farbigen Markern arbeiten oder auch wichtige Seiten „knicken“ kann. Aber hallo, meine lieben Kolleginnen und Kollegen, das ist wirklich Old School. Eine ordentlich strukturierte digitale Fallakte ist in dieser Hinsicht durch eine Stichwort-Suchfunktion und digitale Markierungen mindestens genauso komfortabel oder nach einer Eingewöhnungsphase sogar besser zu handhaben.

Eine direkte Kommunikation zwischen den D-Arzt-Praxen und der BG bzw. Unfallkasse über die TI und KIM hätte darüber hinaus weitere Vorteile: Direkte Anfragen bei den Sachbearbeitern wären auch auf diesem Weg möglich und würden es den D-Ärzten die oft frustrierenden und erfolglosen Versuche ersparen, eine mit dem Fall betraute und zuständige Person telefonisch zu erreichen.

Es ist also dringend eine strukturelle und technische Überarbeitung des DALE-UV-Verfahrens erforderlich. Bisher ist der Adressat sämtlicher per KIM übersandter Berichte die Datenannahme- und Verteilstelle (DAV) in St. Augustin. Es ist zu hoffen, dass inzwischen der weitere Versand der digital per DALE-UV übermittelten Dokumente an die einzelnen UV-Träger und die Krankenkassen nicht mehr – wie in der Einführungszeit – per Briefpost erfolgt, sondern durchgängig digital. Die technischen Voraussetzungen von digitalen Annahmestellen dürften also vorhanden sein. Die gesetzlichen Krankenkassen haben es ja auch geschafft, für die e-AU Datenannahmestellen einzurichten, die recht zuverlässig funktionieren. Dies muss doch auch für die Berufsgenossenschaften möglich sein. Dann wäre eine direkte Kommunikation zwischen den berufsgenossenschaftlichen Leistungserbringern und den zuständigen Kostenträgern auch ohne Zwischenschaltung der DAV in St. Augustin möglich.

Es soll hier nicht unerwähnt bleiben, dass Gleiches natürlich auch von den Kostenträgern der gesetzlichen und privaten Krankenversicherung zu fordern ist. Auch hier läuft die (deutlich sparsamere) schriftliche Kommunikation meist noch komplett analog. Im Vergleich zur DGUV gibt es aber bei diesen keine Verpflichtung der Ärzte zum digitalen Versand von Berichten.

Zusammenfassend bietet die Umstellung auf eine sichere digitale Kommunikation im Intranet der TI via KIM nicht nur die Chance einer Beschleunigung und Erleichterung des Informationsaustauschs, sondern würde auch helfen, eines der Kernziele des BDC zu unterstützen, nämlich die Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen voranzutreiben. Wie viele Seiten unnötiger Ausdrucke mit Verbrauch von Papier, Toner und Energie wären dadurch einzusparen! Wenn wir schon alle dazu gezwungen waren, uns der ungeliebten Telematik-Infrastruktur anzuschließen, sollten wir doch wenigstens anstreben, das damit zusammenhängende Potenzial einer effizienten und ressourcenschonenden Kommunikation zu nutzen.

Kalbe P: DALE-UV – Einbahnstraße der digitalen Kommunikation. Passion Chirurgie. 2023 September; 13(09): Artikel 03_02.

Autor des Artikels

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Dr. med. Peter Kalbe

Vizepräsident des BDCGelenkzentrum SchaumburgStükenstraße 331737Rinteln kontaktieren

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