01.05.2022 BDC|News
Editorial 05/2022: Bruchoperationen ohne Bruchlandungen?

Hernien- bzw. „Bruchoperationen“ zählen zu den häufigen chirurgischen Prozeduren, die nahezu jeder Chirurg und jede Chirurgin im Alltag ausführt. Jährlich werden mehr als 300.000 Hernienoperationen alleine in Deutschland durchgeführt. Die Vielzahl der heute möglichen und angewendeten Operationsmethoden mit der grundsätzlichen Empfehlung zum individualisierten Vorgehen ermöglicht zwar eine große Variabilität in der Verfahrenswahl, birgt jedoch auch die Gefahr der Desorientierung und für Misserfolge im Sinne von „Bruchlandungen“. Aufgrund der Komplexität des Fachgebietes und der Vielfalt der Behandlungsmöglichkeiten hat sich die Hernienchirurgie zudem in den letzten Jahren zunehmend auch als eigenständiges chirurgisches Fachgebiet entwickelt. Die Deutsche Herniengesellschaft (DHG) bemüht sich in Zusammenarbeit mit der BDC Akademie seit 2011 um eine systematische, fachspezifische berufsbegleitende Weiterbildung. Die hernienchirurgische Weiterbildung konnte durch die Schaffung der Hernienschule erfolgreich ergänzt und vor allem klar strukturiert werden. Inzwischen fand dieses Konzept der speziellen hernienchirurgischen Weiterbildung auch international Beachtung und Nachahmung. Diese Hernienschule besteht aus stufenartigen Weiterbildungsmodulen im Sinne eines Curriculums:
Hernie kompakt als dreitägiges Basismodul richtet sich an die chirurgischen Weiterbildungsassistent:innen und beinhaltet vor allem die Anatomie und einen Überblick über die Vielfalt der Hernienoperationen.
Im zweiten Modul Hernie konkret werden die Hernienoperationen in verschiedenen Teilbereichen (Offene Leistenhernien, Endoskopische Leistenhernien, Ventralhernien, Hiatushernien) mit OP-Hospitationen entsprechend vertieft.
Das dritte Modul Hernie komplex richtet sich an Fachärzt:innen und fortgeschrittene Hernienchirurg:innen und beinhaltet in Videopräsentationen komplexe Fälle der Hernienchirurgie. Ergänzt wird dieses dreistufige Curriculum durch das Webinar Hernie kontakt mit vor allem aktuellen Themen für alle an der Hernienchirurgie interessierten Kolleg:innen. Alle Abschnitte der Hernienschule werden dabei kontinuierlich evaluiert und weiterentwickelt.
Der Abschluss der Hernienschule dient dabei gleichzeitig als Vorbereitung für einen international anerkannten Abschluss als Abdomal Wall Surgeon (FEBS-AWS). Diese Teilgebietsbezeichung als „Fellow of the European Board of Surgeons – Abdominal Wall Surgery“ wird seit 2020 über die UEMS (Union of European Medical Specialists) für alle Hernienchirurg:innen angeboten.
Alle Hintergründe und Modalitäten hierzu werden von einem der Initiatoren in einem Artikel dieses Heftes beleuchtet.
Die Hernienschule kann jedoch immer nur als Ergänzung zur täglichen chirurgischen Weiterbildung verstanden werden. Hier sind möglicherweise neue Konzepte erforderlich, um eine qualitativ hochwertige und vor allem praxisorientierte fachspezifische Weiterbildung auch in Zukunft für alle chirurgischen Weiterbildungsassistentinnen und -assistenten zu ermöglichen. Ein Beitrag dieses Heftes zielt dabei auf eine neuartige und erstmalige Weiterbildungskooperation einer Universität mit einer fachspezialisierten chirurgischen Praxis. Ziel all dieser Initiativen ist es, durch eine fundierte, strukturierte und allumfassende fachspezialisierte Weiterbildung und eine entsprechende zertifizierte Fachspezialisierung eine bestmögliche chirurgische Versorgung unserer Hernien-Patienten zu entwickeln.
Eine weitere besondere Form der Brüche stellen kindliche Leistenhernien dar. Ein Artikel dieses Heftes widmet sich diesem Thema und sollte nicht nur für Hernienchirurg:innen interessant sein.
Hier geht es zum Inhaltsverzeichnis der Maiausgabe „Update Hernienchirurgie“: PASSION CHIRURGIE 05/2022.
Lorenz R: Editorial. Bruchoperationen ohne Bruchlandungen?. Passion Chirurgie. 2022 Mai; 12(05): Artikel_01.
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