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Die Schwierigkeiten, ärztliche Führungspositionen zu besetzen, nehmen zu. Wollen Krankenhäuser heutzutage eine Oberarztstelle besetzen, brauchen sie häufig einen langen Atem. Dass Vakanzen auf der zweiten Führungsebene länger als ein Jahr bestehen bleiben, ist keine Seltenheit mehr. Und auch Chefarztbesetzungen laufen in einigen Bereichen nicht mehr ganz reibungslos.

Trotzdem kann man von günstigen Voraussetzungen für karriereorientierte Ärztinnen und Ärzte sprechen. In welchen Fachgebieten bieten sich nun die besten Aufstiegschancen? Und wie stehen im Vergleich die chirurgischen Fächer da? Dazu liegen jetzt neue Zahlen vor.

Um die Aufstiegschancen in den verschiedenen Fachgebieten abschätzen und miteinander vergleichen zu können, hat die Personalberatung mainmedico eigene Berechnungen angestellt. Dazu wurden die Arztzahlen des Statistischen Bundesamtes und die Stellenanzeigen im Deutschen Ärzteblatt herangezogen. Im Jahr 2017 waren dies 422 Chefarzt- und 1.635 Oberarztausschreibungen.

Chefarzt-Index

Beim Chefarzt-Index wurde für jedes Fachgebiet die Zahl der auf Oberarztebene tätigen Ärztinnen und Ärzte zur Zahl der ausgeschriebenen Chefarztpositionen ins Verhältnis gesetzt. Wird auf diese Weise ein niedriger Indexwert ermittelt, können Oberärztinnen und Oberärzte mit vergleichsweise wenig Mitbewerbern bei einer Chefarztausschreibung rechnen. Den Krankenhäusern wiederum wird signalisiert, dass sie hier aller Voraussicht nach besondere Anstrengungen unternehmen müssen, um geeignete Kandidaten zu gewinnen.

In Abbildung 1 sind die Fachgebiete mit den niedrigsten Indexwerten aufgeführt; diese liegen zum Teil deutlich unter dem Durchschnittswert aller Fachgebiete (105), wobei in der Spitzengruppe auch zwei chirurgische Fachgebiete vertreten sind: Viszeralchirurgie und Thoraxchirurgie. Hier ist die Bewerberdecke also besonders dünn.

Abb. 1: Zahl der im Krankenhaus tätigen Oberärztinnen und Oberärzte (Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 31.12.2016) in Relation zur Zahl der im Deutschen Ärzteblatt ausgeschriebenen Chefarztpositionen (Quelle: Auswertung mainmedico 2017).

Die Werte des Chefarzt-Index erlauben einen Vergleich der Nachfragesituation in den verschiedenen Fachgebieten, lassen sich aber nicht unbedingt 1:1 auf konkrete Besetzungsverfahren übertragen. Die Zahl der real eingehenden Bewerbungen wird in jedem Fall unter den betreffenden Indexwerten liegen, da ja nur ein Bruchteil der im Krankenhaus tätigen Oberärztinnen und Oberärzte tatsächlich aktiv auf Stellensuche ist. Und von diesen wird sich nicht jeder auf jede theoretisch in Frage kommende Chefarztposition bewerben.

Zwar wird es unter den erstplatzierten Fachgebieten, also auch in der Viszeralchirurgie und in der Thoraxchirurgie, immer noch Chefarztausschreibungen geben, auf die sich mehr als eine Handvoll Oberärztinnen und Oberärzte bewerben – dies gilt vor allem für größere Häuser und solche in großstädtischen Regionen –, es steigt aber auch die Wahrscheinlichkeit, dass in einzelnen Besetzungsverfahren die Bewerbungen aus dieser Zielgruppe gegen null gehen.

Leicht überdurchschnittliche Indexwerte, nämlich zwischen 140 und 175, wurden für die Fachgebiete Orthopädie und Unfallchirurgie, Gefäßchirurgie sowie Plastische Chirurgie und Neurochirurgie ermittelt. Etwas aus dem Rahmen fielen die Kinderchirurgie und die Herzchirurgie: Da hier im Jahr 2017 nur jeweils eine Chefarztposition ausgeschrieben wurde, lagen die ermittelten Indexwerte mit 225 bzw. 434 sehr hoch.

Oberarzt-Index

Für den Oberarzt-Index wurde die Zahl der auf der „einfachen“ Facharztebene tätigen Ärztinnen und Ärzte zur Zahl der ausge­schrie­benen Oberarztpositionen ins Verhältnis gesetzt. In Abbildung 2 sind wieder die Fachgebiete mit den niedrigsten Indexwerten aufgeführt. Diese liegen ganz klar unter dem Durchschnittswert aller Fachgebiete (24), wobei in der Spitzengruppe auch wieder die Viszeralchirurgie und die Thoraxchirurgie vertreten sind. Mit einem besonders niedrigen Indexwert taucht aber noch die Gefäßchirurgie auf.

Abb. 2: Zahl der im Krankenhaus tätigen nachgeordneten Fachärztinnen und Fachärzte (Quelle: Statistisches Bundesamt, Stand 31.12.2016) in Relation zur Zahl der im Deutschen Ärzteblatt ausgeschriebenen Oberarztpositionen (Quelle: Auswertung mainmedico 2017).

Wie nicht anders zu erwarten, ist die Bewerberdecke bei Oberarztausschreibungen deutlich dünner als bei Chefarztausschreibungen. Die äußerst niedrigen Indexwerte signalisieren, dass die Nachwuchssituation in den Fachgebieten der Top Ten bereits sehr prekär ist. Sicher wird es immer noch Oberarztausschreibungen geben, auf die sich einige Ärztinnen und Ärzte nach abgeschlossener Weiterbildung bewerben, die Wahrscheinlichkeit ist aber größer, dass überhaupt keine Bewerbung aus dieser Zielgruppe eingeht.

Auch für die Fachgebiete Plastische Chirurgie (13,5), Kinderchirurgie (17,0) sowie Orthopädie und Unfallchirurgie (18,8) wurden noch Indexwerte ermittelt, die unter dem Durchschnittswert aller Fachgebiete liegen. Während die Neurochirurgie mit 24,5 fast exakt den Mittelwert erreichte, rangierte die Herzchirurgie aufgrund der geringen Ausschreibungszahlen wieder am Ende der Skala (57,8).

Fazit

Es kann also festgehalten werden, dass für Bewerbungen auf eine Oberarztstelle in fast allen chirurgischen Fachgebieten gute (Plastische Chirurgie, Kinderchirurgie, Orthopädie und Unfallchirurgie) bis sehr gute Erfolgschancen (Gefäßchirurgie, Thoraxchirurgie, Viszeralchirurgie) bestehen. Und in der Viszeralchirurgie sowie in der Thoraxchirurgie bieten sich Oberärztinnen und Oberärzten zudem überdurchschnittlich gute Aufstiegsmöglichkeiten in eine Chefarztposition. Daher erhalten diese beiden Fächer insgesamt die Bestnoten für Karrierechancen.

Martin W: Beste Karrierechancen in der Viszeralchirurgie und in der Thoraxchirurgie. Passion Chirurgie. 2019 Januar, 9(01): Artikel 04_02.

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Dr. Wolfgang Martin

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