01.08.2008 BDC|Spektrum
Bericht über eine Hospitation

Mit Unterstützung des Wolfgang-Müller-Osten-Vermächtnisses
Meine Hospitation fand am Städtischen Krankenhaus München-Neuperlach in der ersten Chirurgischen Abteilung statt. Dort habe ich vor inzwischen über 20 Jahren meine Facharztausbildung für Allgemeinchirurgie absolviert, bin in München mittlerweile seit 1990 als Chirurgin niedergelassen und wollte mir jetzt aus nächster Nähe die Neuerungen, vor allem in der proktologischen Chirurgie, anschauen.
Natürlich stehe ich schon aufgrund der räumlichen Nähe mit meinen früheren Kollegen weiterhin in Kontakt, aber wieder einmal so ganz dicht an der großen Chirurgie im inzwischen komplett modernisierten OP-Trakt dran zu sein, war eine sehr schone Erfahrung. Besonders gefreut habe ich mich über die freundliche Aufnahme durch alle Mitarbeiter des OPs, in dem immer noch – wie früher – eine ausgesprochen gute Stimmung herrscht und offensichtlich die Zusammenarbeit (auch mit den Anästhesisten!) wunderbar klappt – ein Umstand, der bei der heutigen Personalverknappung in den Krankenhäusern leider nicht mehr selbstverständlich ist.
Unser OP-Programm sah folgendermaßen aus:
- Anteriore Rektumresektionen mit protektivem Ileostoma
- Rektopexien nach Goldberg
- Stomaanlagen und-verschlüsse
- Levatorplastik bei rektovaginalen Fisteln
- Sphinkterrekonstruktionen bei allen Formen der Analfisteln inkl. Supralevatorischer Ausdehnung
- OP nach Bascom bei Pilonidalsinus
- Staplerresektion von Hamorrhoiden nach Longo
Ich durfte als erster Assistent agieren, und wie schon früher hat mich wieder die hohe Kunst des Operierens, die manuelle Geschicklichkeit und technische Raffinesse dieses Handwerks fasziniert – vor allem dann, wenn die Arbeit so professionell und routiniert geleistet wird wie in der dortigen Abteilung für Coloproktologie. Ich habe die fachlichen und menschlichen Erfahrungen in diesen Tagen sehr genossen, und natürlich kam auch etwas Wehmut auf, dass man all diese schönen Operationen als niedergelassener Chirurg in der Regel nicht mehr durchführt. Aber andererseits habe ich in meinen Jahren als niedergelassene Chirurgin auch so viel Anderes, Neues dazugelernt, das ich ebenfalls nicht missen mochte. Wenn man außer seinen medizinischen Kenntnissen, die in der Praxis gezwungenermaßen einen anderen Bereich abdecken und auch hausärztlichen und sogar psychotherapeutischen Charakter annehmen, auch noch die Anforderungen als Arbeitgeber, Personalchef und Betriebswirt erfüllen muss, bringt das eine breite Palette an Wissen und Erfahrung mit sich.
Vor allem aber hat man als niedergelassener Arzt einen doch viel engeren Kontakt zu seinen Patienten. Viele von ihnen betreue ich schon seit Jahren, kenne oft die ganze Familie, und es baut sich ein Vertrauensverhältnis auf, das man in der stationären Chirurgie so nie erreichen kann. Nicht zuletzt genieße ich in der Praxis den Respekt meiner Patienten uneingeschränkt, was zu meiner Zeit als „weiblicher“ Arzt im Krankenhaus nicht selbstverständlich war.
Die Tage meiner Hospitation waren ein rundum gelungenes Projekt, ich konnte fachliche Neuerungen und Anregungen mitnehmen und fühlte mich menschlich dort sehr gut aufgenommen und betreut, wofür ich mich bei allen Mitarbeitern des OPs, besonders aber bei meinem früheren Kollegen und Freund Chefarzt Dr. Ruppert, sehr bedanken mochte.
Mein Dank gilt natürlich ganz besonders auch dem Berufsverband der Deutschen Chirurgen, der meine Hospitation durch seine Unterstützung ermöglicht hat.
Autor des Artikels

Dr. Karin Braun-Kroher
Chirurgin Phlebologie Proktologie, MünchenWeitere Artikel zum Thema
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