Unser Format BDC|Schnittstelle präsentiert in regelmäßigen Abständen Persönlichkeiten mit wichtigen Funktionen im BDC. Heute im Fokus: Professor Andreas Kirschniak, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie und Leiter des Themenreferats Nachwuchs.
1. Herr Professor Kirschniak, Welchen Auftrag haben Sie sich für Ihre Themenreferate persönlich auf die Fahne geschrieben? Was sind Ihre Pläne?
Als Leiter des Themenreferates „Nachwuchs“ ist es mir ein Anliegen die bestehenden BDC-Nachwuchsprogramme stetig weiterzuentwickeln und neue Konzepte für die Weiter- und Fortbildung zu erarbeiten. Ein kürzlich umgesetztes Projekt ist das Videoangebot zur M3-Prüfungsvorbereitung „Watch&Learn“, bei dem wir elf Prüfungssimulationen zum M3-Examen aufgezeichnet haben. Es steht seit November 2023 über die BDCeAkademie Medizinstudierenden zur Verfügung. Alle Nachwuchsangebote haben das Ziel, Begeisterung für das chirurgische Fach zu wecken oder bereits vorhandenes Interesse zu verstärken.
2. Welches Thema liegt Ihnen in den nächsten Jahren besonders am Herzen?
Durch die zunehmende Technologisierung in der Chirurgie wird eine strukturierte Weiterbildung immer schwieriger. Viele Eingriffe werden heutzutage minimalinvasiv oder roboterassistiert durchgeführt. Diese Eingriffe stellten früher eine gute Möglichkeit dar, jüngeren Kolleg:innen Eingriffe zu assistieren. Heutzutage übernehmen Asisstent:innen dagegen häufig die Kameraführung oder die Table Assistance und rücken dabei in den Hintergrund. Daher müssen wir an neuen Weiterbildungskonzepten arbeiten; zusammen mit anderen Ressorts des BDC, wie zum Beispiel mit den Themenreferaten „Digitalisierung und technische Innovation“ oder „Familie und Beruf“. Auch die Krankenhausreform und die Ambulantisierung werden uns in Hinblick auf die chirurgische Weiterbildung vor neue Herausforderungen stellen, für die wir zeitnah gute Lösungen finden müssen.
3. Wie möchten Sie die Themen mit dem BDC anpacken? Wen und was benötigen Sie dafür?
Zunächst ist es wichtig, unsere Arbeit sichtbar zu machen und aufzuzeigen, dass es sich lohnt, sich in Gremien zu engagieren. Um die Weiterbildung in den Fokus zu rücken, benötigen wir noch mehr engagierte Köpfe, die sich mit Kreativität und Pragmatismus dem Problem stellen und sich für kontinuierliche Verbesserungen einsetzen.
4. Was wünschen Sie sich für den BDC und Ihre Arbeit in den nächsten Jahren nach innen und nach außen? Ich würde gerne das Videoprojekt „Watch&Learn“ weiterentwickeln und ausbauen. Ich halte das Format für eine gute und neuartige Unterstützung in der Vorbereitung auf mündliche und praktische Prüfungen. Es ist zugleich jedoch extrem herausfordernd möglichst viele Prüfungssituationen und -inhalte damit darstellen zu können. Das durchweg gute Feedback zu dem Format bestätigt uns aber darin, hier weiter zu machen.
Zudem sollte der BDC in den sozialen Medien noch deutlicher sichtbar werden, um den Nachwuchs früher zu erreichen. Die Nachwuchskampagne „Kein Weiter ohne Bildung“ ist hierfür ein gelungenes Beispiel.
5. Warum lohnt es sich als Mitglied ein Engagement beim BDC, und wer kann/sollte für ein Mandat kandidieren? Bei gemeinsamen Treffen der Themenreferate erhält man ständig Einblicke in Bereiche, die man vielleicht selbst nicht so im Fokus hat und erweitert dadurch seinen Horizont. Davon profitiere ich persönlich immer sehr. Aktuelle Beispiele sind die Veränderungen bei den niedergelassenen Kolleg:innen oder in anderen chirurgischen Fachdisziplinen wie der Neurochirurgie oder Kinderchirurgie. Aber auch die eAkademie des BDC bietet digitale Angebot mit vielen Gestaltungsoptionen.
Kurzporträt Professor Andreas Kirschniak Ich bin 1976 in Rothenburg ob der Tauber geboren und im Wesentlichen in der Umgebung von Tübingen groß geworden. Nach dem Abitur startete ich als Zivildienstleistender in der Allgemein-, Viszeral und Transplantationschirurgie der Universitätsklinik Tübingen. Das Medizinstudium habe ich dort ebenfalls absolviert und parallel in der Pflege chirurgischer Stationen gearbeitet. Neben meinen Tätigkeiten an Patient:innen, bin ich einer Vielzahl von wissenschaftlichen Hilfskrafttätigkeiten nachgegangen (sowohl in der Anatomie als auch in der Sektion für minimalinvasive Chirurgie, damals geleitet von Herrn Professor G. Buess).
Die Entwicklung neuer Technologien hat mich schon früh begeistert. Im Rahmen meiner Promotion hatte ich die Möglichkeit, an der Entwicklung eines neuen Medizinproduktes teilzunehmen. Durch die Verknüpfung mit dem anatomischen Institut in Tübingen konnte ich bis 2007 die klinische Anatomie etablieren und dort durch die Einführung neuer Fixationstechniken minimal invasive Eingriffe an anatomischen Präparaten ermöglichen. Nach dem Studium verbrachte ich mein AIP in der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie im anatomischen Institut sowie dann schließlich in der Allgemeinen, Viszeral- und Transplantationschirurgie der Universitätsklinik. Dort erfuhr ich fast vollständig meine gesamte klinische Ausbildung mit einer Pause von zwei Jahren als Assistenzarzt, als ich in die Grund- und Regelversorgung in das Klinikum Neuwerk nach Mönchengladbach wechselte.
Nach abgeschlossener Facharztprüfung habe ich meine weitere Laufbahn an der Universitätsklinik Tübingen absolviert und dabei stetig Entwicklung vorangetrieben; sowohl wissenschaftlich als auch klinisch mit den Schwerpunkten Medizintechnik, Ausbildung und Weiterbildung und schließlich als leitender Oberarzt für die „Kolorektale Chirurgie“. 2019 erhielt ich den Ruf auf eine W2- Professur für die „Chirurgische Technologie und Training“ der Tübinger Universität. 2020 ergab sich die Möglichkeit als Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie der Kliniken Maria Hilf GmbH in Mönchengladbach die Leitung einer großen, chirurgischen Abteilung zu übernehmen. Dort gelang es sehr rasch, die roboterassistierte Chirurgie zu implementieren und die minimalinvasive Chirurgie ebenfalls auf das gesamte Spektrum chirurgischer Eingriffe zu übertragen.
Neben der beruflichen Entwicklung galt mein Interesse schon immer der Nachwuchsarbeit, zunächst als Vorsitzender der CAJC der DGAV, und dann als Nachwuchsressortleiter des BDC. Ab April 2025 werde ich zudem die Funktion des stellvertretenden Akademieleiters im BDC übernehmen.
Diese Ausgabe der Passion widmet sich (mal wieder) den Problemen des ambulanten Operierens. Nach Jahrzehnten strenger Abschottung zwischen der stationären und ambulanten Versorgungsebene ist tatsächlich mit Beginn des Jahres die sogenannte sektorengleiche Vergütung über den § 115f SGB V eingeführt worden.
Die Entwicklung im Bereich des ambulanten Operierens scheint in Zeiten der Krankenhausreform eine „Never Ending Story“ zu werden, der wir uns in diesem Heft mit einigen vertiefenden Artikeln widmen. Lesen Sie selbst…
Spätestens seit der Neuregelung für klinisches Risikomanagement, die seit Anfang diesen Jahres gewisse Mindeststandards für Krankenhäuser und ambulante Einrichtungen festlegt, ist es Zeit, die „Operation Patientensicherheit” in Angriff zu nehmen. Dies ist ein langer, komplexer Prozess mit weitreichenden Folgen für alle Fachdisziplinen, besonders aber für das „High-Risk”-Fachgebiet Chirurgie.
In dieser Ausgabe legen unsere Autoren im Detail dar, wie wir als Chirurginnen und Chirurgen die Sicherheit für unsere Patienten verbessern können, um tragische Schicksale zu vermeiden, Kosten zu senken und nicht zuletzt auch den verschärften Anforderungen der Versicherungswirtschaft entsprechen zu können.
Wir präsentieren Ihnen mit „Operation Patientensicherheit” einen Leitfaden, um die richtigen Instrumente, Methoden und Verfahren zur Förderung der Patientensicherheit richtig, bedarfs- und zielgerecht einzusetzen. Besonderer Dank gilt Herrn Kollege Gausmann von der Firma GRB, der als Herausgeber großen Anteil am Gelingen dieser Ausgabe hat.
Die April-Ausgabe der Passion Chirurgie befasst sich dieses Mal ausführlich mit dem Thema Hernienchirurgie. Als eine der am häufigsten durchgeführten Operationen zeichnet sich die Hernienchirurgie durch eine Vielfalt von Verfahren aus. Viele Varianten haben ihre Berechtigung und Indikationen, die es immer wieder zu hinterfragen und mit aktuellen Studienergebnissen abzugleichen gilt.
Neu ist ein maßgeschneiderter, individualisierter Ansatz – der sogenannate tailored approach -, der jedoch ebenso abhängig von guten randomisierten Studien im Sinne der evidenzbasierten Medizin ist. Da diese Studien z. T. noch fehlen, liegt es im Moment bei den einzelnen Chirurginnen und Chirurgen, sich über die besten Verfahren für jeden Einzelfall zu informieren und eine individuelle Therapieempfehlung zu geben.
In detaillierten Artikeln stellen Ihnen unsere Autoren den aktuellen Stand der verschiedenen Techniken und Materialien der Hernienchirurgie vor. Der CME-Weiterbildungsartikel beschäftigt sich mit der bildgebenden Diagnostik in der Behandlung von Leistenbeschwerden und Hernien.
Evidenzbasierte Medizin (EbM) ist ein abstrakter, theoretischer Begriff, den wir Ihnen in dieser neuen Ausgabe der Passion Chirurgie näher bringen und für Sie mit praktischem Wissen verbinden wollen.
Die EbM ist ein unabdingbarer Begleiter zur optimalen Betreuung unserer Patienten und hilft uns, Indikationsstellung und Therapie transparent zu machen. Therapien oder Eingriffe, die heute noch modern und angebracht erscheinen, können schon morgen durch neue Verfahren ersetzt werden. Täglich erscheinen hunderte neuer Studien zu allen Aspekten der Medizin. Die EbM ist ein hilfreiches Werkzeug für den praktizierenden Chirurgen, um durch all diese Entwicklungen sicher zu navigieren.
Daher hoffen wir, Ihnen mit dieser Ausgabe Einblicke in den praktischen Nutzen von EbM liefern zu können. Neben einer Einführung in die Grundbegriffe in Form eines CME-zertifizierten Fortbildungsartikels präsentieren wir zwei Praxisbeispiele, anhand derer die Anwendung der EbM sowie der entsprechenden Quellen erläutert werden. Unsere Autoren geben außerdem Einblick in die praktische Nutzung von EbM in Deutschland und England und zeigen auf, welche Hürden noch zu nehmen sind.
Zentrales Thema unserer Februar-Ausgabe ist die Chirurgie im Kindesalter. Dieses Schwerpunktheft bringen wir in enger Zusammenarbeit mit der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie heraus und danken Prof. Schmittenbecher aus Karlsruhe und Prof. Ure aus Hannover für ihre aktive Mitarbeit als Herausgeber dieser Ausgabe von PASSION CHIRUGIE.
Die chirurgische Behandlung von Kindern findet traditionell nicht nur bei Kinderchirurgen, sondern auch in nahezu allen anderen chirurgischen Disziplinen statt. In diesem Heft wollen wir deshalb nicht nur über neueste Entwicklungen in der Kinderchirurgie berichten, sondern Alltagsfragestellungen und Indikationen zur Chirurgie im Kindesalter beleuchten, die beispielsweise für Allgemein-, Viszeral- und Unfallchirurgen von Bedeutung sind.
Zunächst ergänzen wir unseren bereits im vergangenen Jahr erschienen Artikel zur Appendizitis durch den spezifisch kinderchirurgischen Blickwinkel. In einem weiteren Artikel gehen wir auf die distale metaphysäre Unteramfraktur ein, die häufigste Fraktur im Kindesalter. Im CME-Artikel geht es um die Leistenhernie im Kindesalter, deren drei wichtigste Therapieoptionen besprochen und verglichen werden.