07.10.2021 Aus-, Weiter- & Fortbildung
Akademie Aktuell: Update zum Curriculum „Osteosynthese“

Zahlreiche stets gut besuchte und hochkarätige Fortbildungsveranstaltungen des BDC sind im letzten Jahr Opfer der Pandemie geworden. Auch die strukturierte Fortbildungsreihe „Curriculum Osteosynthese“ der BDC|Akademie war betroffen.
Diese Seminarreihe richtet sich an Kolleginnen und Kollegen, die am Ende ihrer Facharztweiterbildung Orthopädie/Unfallchirurgie stehen oder sich auf die Prüfung „Spezielle Unfallchirurgie“ vorbereiten. Die BDC|Akademie verleiht Chirurginnen und Chirurgen, die an den beiden Osteosynthese-Workshops „Obere Extremität“ und „Untere Extremität“ sowie an einem weiteren Kurs dieser Seminarreihe teilgenommen haben, als Qualifikationsnachweis das BDC-Zertifikat Osteosynthese.
Hatten wir zunächst geglaubt, die Seminare als Präsenzveranstaltungen durchführen zu können, wurden wir Anfang des Jahres 2021 erneut mit den Auswirkungen der Pandemie konfrontiert. Im Vorstand wurde daher beschlossen, die Kurse Osteosyntheseverfahren: Obere Extremität und Osteosyntheseverfahren: Untere Extremität als Online-Seminare („Webinare“) zu veranstalten. Mit Unterstützung eines externen IT-Dienstleisters konnten wir sehr erfolgreich das erste Webinar mit dem Titel „Osteosyntheseverfahren: Obere Extremität“ am 29.04. und 30.04.2021 durchführen. Obwohl wir uns nicht face-to-face („f2f“) sehen konnten, wurde das Format von den Teilnehmenden durchgehend als sehr gut bewertet. Und das, obwohl die praktischen Übungen am Kunstknochen leider entfallen mussten.
Ein Schwerpunkt der Fortbildungsveranstaltung lag auf der Versorgung der proximalen Humerusfrakturen. Nicht zuletzt durch medico-legale Probleme wird derzeit die konservative Behandlung von Oberarmkopfbrüchen wieder in den Fokus gerückt, obwohl wir Referierenden davon überzeugt sind, dass die modernen Verfahren mit winkelstabilen Implantaten, intramedullären Kraftträgern und inversen Prothesen zu einer wesentlichen Verbesserung der Therapie geführt haben. Bei genauer Betrachtung haben jedoch alle operativen Verfahren immer noch eine relativ hohe Komplikationsquote. Die renommierten Referenten konnten herausarbeiten, wann welche Form der konservativen oder operativen Versorgung durchgeführt werden sollte.
Die Versorgung der oftmals komplexen distalen Humerusfrakturen hat sich seit Einführung der präformierten winkelstabilen Implantate deutlich verbessert und auch vereinfacht. Trotzdem gibt es – insbesondere in der geriatrischen Altersgruppe – Versorgungsprobleme bei osteoporotischen Trümmerfrakturen. In diesen Fällen ist die Prothetik den gelenkerhaltenden Eingriffen klar überlegen.
Die Teilnehmenden haben sich über die Chat-Funktion lebhaft in die Diskussion eingeschaltet. Gerade bei der Diskussion der Vorträge sind wir aber auch an die Grenzen der digitalen Kommunikation gestoßen. Präsenzveranstaltungen haben unter dem Aspekt des direkten, persönlichen Austausches immer noch Vorteile gegenüber Onlineformaten.
Höhepunkt des zweiten Webinartages war die Darstellung der Frakturbehandlung des Ellenbogens und des Unterarms im Wachstumsalter. Die Themen wurden von zwei, in der Kindertraumatologie besonders erfahrenen, Unfallchirurginnen aus Hamburg und Frankfurt ausgezeichnet präsentiert. Entsprechend positiv fielen die Reaktionen der Teilnehmer auf die Vorträge und die anschließende Diskussion aus. Das Webinar wurde abgeschlossen mit einem Vortrag zur Behandlung der distalen Radiusfraktur. Seit mittlerweile zwei Jahrzehnten ist die volare Osteosynthese mit einer wie auch immer gestalteten winkelstabilen Platte der Behandlungsstandard. Es gibt allerdings auch Frakturkonstellationen, die ein anders Vorgehen erfordern. Alternative Osteosyntheseverfahren wurden ins Gedächtnis gerufen. Auch auf die Bedeutung der Versorgung von Nebenverletzungen wurde explizit verwiesen.
Die Weiterbildungsreihe wird mit dem Webinar „Osteosyntheseverfahren: Untere Extremität“ am 07. und 08. Oktober 2021 fortgesetzt. Es folgen der Kurs zu den Grundlagen der Korrektur von Deformitäten mittels Ringfixateur und der Kurs zu Versorgungskonzepten und Zugangswegen untere Extremität im November 2021.
Alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die mit der strukturierten Fortbildungsreihe „Curriculum Osteosynthese“ begonnen haben, können somit das Zertifikat „Osteosynthese“ der BDC|Akademie noch in diesem Jahr erhalten.
Es bleibt die Hoffnung, dass wir uns im Jahre 2022 wieder durchgehend persönlich sehen können. Die Vorbereitungen dafür sind bereits angelaufen.
Hahn M P. Update zum Curriculum „Osteosynthese“. Passion Chirurgie. 2021 September; 11(09): Artikel 04_01
Weitere aktuelle Artikel
01.11.2019 Aus- & Weiterbildung
Strukturierte Grundvoraussetzungen für das Praktische Jahr
Die Nachwuchsproblematik in der Chirurgie ist Realität und gleichzeitig omnipräsent in der wissenschaftlichen, aber auch allgemeinen Literatur. Große Übersichtsarbeiten konnten bereits zeigen, dass verschiedene Aspekte der Ausbildung im Praktischen Jahr (PJ) die Motivation der Studierenden eine chirurgische Karriere anzustreben deutlich beeinflussen können. Auch wenn die im Mai 2012 geänderte Approbationsordnung bereits einige dieser Aspekte auf den Weg gebracht hat – beispielsweise die Einführung eines Logbuches – gibt es weiterhin deutliches Verbesserungspotenzial in der immer noch stark fakultäts-, klinik-, und personenabhängigen Ausbildungsqualität im PJ.
28.10.2019 Aus-, Weiter- & Fortbildung
Famulatur in der Niederlassung – Studierende in der chirurgischen Praxis
Allenthalben wird der fehlende ärztliche Nachwuchs beklagt. Dies betrifft neben den Krankenhäusern zunehmend auch die chirurgischen Facharztpraxen. Gemäß aktuellem Berufsmonitor 2018 [1] können sich immerhin 53,5 % der Studierenden eine Tätigkeit in einer eigenen Praxis vorstellen (2014: 60,3 %). Dabei geht der Trend eindeutig in Richtung Gemeinschaftspraxis (50,6 % vs. 39,9 % 2014) und zur Anstellung.
01.10.2019 Aus-, Weiter- & Fortbildung
Editorial: Nachwuchs in der Chirurgie
Die Themen Nachwuchs, Weiterbildung sowie Work-Life-Balance in Verbindung mit den Generationen Y und Z prägen seit zehn Jahren die chirurgische Kongress- und Zeitschriftenlandschaft. Das Problem ist zwar erkannt, es scheint aber, dass alle Bemühungen für die Förderung und die Bewerbung junger ChirurgInnen keine relevanten Verbesserungen aufzeigen.
01.10.2019 Aus- & Weiterbildung
Bausteine der chirurgischen Weiterbildung
Eine einheitliche Weiterbildungsordnung (WBO) ist in Deutschland nicht etabliert. Vielmehr wird die ärztliche Weiterbildung durch die Landesärztekammern auf föderaler Ebene geregelt. Daraus ergibt sich, dass die Mindestanforderungen hinsichtlich Dauer, Inhalten, Zielen und Dokumentation in den WBO der einzelnen Landesärztekammern niedergelegt sind. Diese sind wiederum an die (Muster-)Weiterbildungsordnung (Muster-WBO) der Bundesärztekammer angelehnt, welche vom Deutschen Ärztetag erarbeitet und verabschiedet wird.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.