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Professor Dr. F. L. Ruëff, Extraordinarius i.R. an der LMU München, wurde am 15.05.1925 in München geboren. In seiner glücklichen Kindheit war noch nicht abzusehen, welche dramatischen Ereignisse seiner Generation bevorstanden. Nach seinem Abitur am humanistischen Wilhelmsgymnasium 1943 wurde er im Sommer 1944 zum Kriegsdienst verpflichtet. Von 42 seiner Schulkameraden fielen 20 in der Schlussphase des Zweiten Weltkriegs. Diese Erfahrung mag dazu beigetragen haben, dass er während seiner Karriere interessante Angebote außerhalb Münchens ablehnte und seiner Heimatstadt treu blieb.

Er selbst wurde 1943 aufgrund eines Herzmuskelschadens vom Militärdienst freigestellt und leistete in Tölz Kriegsersatzdienst im Ausweichkrankenhaus der Stadt München. Von internistischer Seite war ihm aufgrund seiner Herzerkrankung nur eine kurze Lebenserwartung vorausgesagt worden.

Die vorgesehene Pflegetätigkeit im Kriegsersatzdienst wandelte sich schnell in eine chirurgische Assistentenfunktion, da Ärzte fehlten. Hier reifte unter Anleitung des Chinesen Dr. Tjiu schnell seine Entscheidung, Chirurg zu werden, obwohl in München die allgemeinmedizinische Praxis des Vaters auf ihn wartete.

Nach drei Semestern Medizin in den Jahren 1943/44 konnte Ruëff erst 1946 sein Studium fortsetzen und nach mehreren Trimestern 1949 mit der Note „sehr gut“ durch Staatsexamen abschließen und auch noch im selben Monat promovieren.

Nach dem Medizinstudium in seiner Heimatstadt erweiterte er zunächst sein medizinisches Basiswissen durch Tätigkeiten in der Pathologie 1950 (Hueck) und in der I. Medizinischen Klinik der LMU 1951 (Bingold) bevor er im April 1952 in die altehrwürdige chirurgische Universitätsklinik in der Nußbaumstraße eintrat, die zu dieser Zeit unter der Leitung des früheren Sauerbruch Oberarztes Prof. Dr. E.K. Frey stand. Nach den schweren Zerstörungen des 17. Dezember 1944 existierte neben einer Rumpfklinik an alter Stelle eine Dependence mit vier Stationen auf zwei Etagen in der Städtischen Klinik Thalkirchnerstraße 48. Diese Zweigabteilung in einem Städtischen Krankenhaus sollte später Professor Ruëff eine selbstständige Leitungstätigkeit in Distanz zum „Mutterhaus“ ermöglichen.

Der junge Assistent lernte schnell und konnte bereits 1957 seine Facharztausbildung erfolgreich abschließen.

Im Jahre 1958 übernahm Prof. Dr. R. Zenker – mit nicht weniger als 21 Mitarbeitern aus Marburg kommend – die Leitung der Klinik. Die Tatsache, dass Ruëff trotz dieser Konkurrenz sich als Münchner behaupten konnte, verdeutlicht seine chirurgischen Qualitäten und eine außergewöhnliche Durchsetzungsfähigkeit. 1962 bereits konnte er sich beim neuen Chef Zenker, dessen Vertrauen er schnell klinisch wie wissenschaftlich erwarb, habilitieren. 1968 folgte bereits die außerplanmäßige Professur. 

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Klinisch gehörte seine große Liebe der Bauchchirurgie, obwohl er 1970 auch die sog. Teilgebietsbezeichnung „Unfallchirugie“ erwerben konnte und kurz danach auch die Weiterbildungsberechtigung für diesen Fachbereich erhielt. In dieser Funktion führte er die operative Osteosynthese nach Vorgaben der AO ein.

Seine wissenschaftlichen Aktivitäten spiegeln sich in einem langen Literaturverzeichnis wider, das beide Fachgebiete betrifft, aber besonders in der Mitarbeit an den namhaften Lehrbücher „Eingriffe in der Bauchhöhle“ (Hrsg. Zenker, 1975) und „Indikation zur Operation“ (Hrsg. Heberer, Hegemann) gipfelte.

Nach Inbetriebnahme des Klinikums Großhadern wurde der Hauptsitz der chirurgischen Universitätsklinik unter Leitung von Prof. Dr. G. Heberer dorthin verlegt. Prof. Dr. Ruëff übernahm bis zur Teilung des Lehrstuhls 1981 die Leitung der Klinik in der Nußbaumstraße 20.

Prof. Dr. Ruëff interessierte sich schon immer für juristische und gutachterlich Probleme: immerhin war sein Großvater einer renomierter Strafverteidiger in München. Nach der Übernahme der Innenstadt-Klinik durch Prof. Dr. L. Schweiberer reduzierte Prof. Dr. Ruëff zwangsläufig seine aktive chirurgische Tätigkeit und konzentrierte sich auf das Gutachtenwesen und baute eine überregional bekannte Gutachtenstelle auf. 1990 wurde Prof. Dr. Ruëff als Beamter pensioniert, leitete jedoch 10 weitere Jahre diese Gutachtenstelle weiter.

Der Autor dieser Zeilen bewunderte jederzeit den großzügigen akademischen Stil, die außergewöhnliche operative Erfahrung und die – gemeinsame – Humanistische Bildung des Jubilanten. Seine Ehefrau profitiere als Radiologin in der Klinik Thalkirchnerstraße vom engen Kontakt zum erfahrenen Chirurgen.

So gratuliert er mit einer großen Zahl von Schülern und Bewunderern zu diesem ungewöhnlichen Jubiläum, das trotz einer Wirbelsäulenerkrankung (typisches Chirurgenleiden) in zufriedenstellender Gesundheit – kardiologischer Prognosen des Jahres 1943 zum Trotz – erreicht wurde. Ihm und seiner lieben Ehefrau sowie der Tochter wünschen alle noch: ad multos annos. Mit seiner Tochter Franziska, die nun als Professorin für Dermatologie in der Klinik Thalkirchnerstraße, die nun wieder alleinige Hautklinik ist, erfolgreich wirkt, schließt sich ein universitärer Kreis.

Der BDC schließt sich den Glückwünschen des Autors an und wünscht Professor Ruëff alles Gute und weiterhin viel Schaffenskraft.

Welter H. F. / Miller S. Professor Fritz Ludwig Ruëff – 90 Jahre alt. Passion Chirurgie. 2015 November; 5(11): Artikel 05_02.

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Prof. Dr. Dr. Heiner F. Welter

Visceral-, Gefäß-, Thorax- und UnfallchirurgiePhlebologie und Physikalische TherapieBergstr. 82b82152Krailling kontaktieren

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