Zurück zur Übersicht

Seit über neun Jahren richtet die Universitätsklinik Tübingen in Kooperation mit der DGCH und dem BDC die Chirurgische Woche aus. Die letzten Jahre waren 30 bis 35 Medizinstudierende im klinischen Abschnitt eingeladen, um eine Woche lang die Faszination Chirurgie in Theorie und Praxis zu erleben. 2021 fand die Chirurgische Woche erstmals am Niederrhein statt. Das Krankenhaus Maria Hilf GmbH in Mönchengladbach richtete diese Veranstaltung vom 03. – 08.10.2021 aus. Das Team um Herrn Prof. Andreas Kirschniak, Chefarzt Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie andere Partner haben das Programm der Chirurgischen Woche neugestaltet. Es setzte sich zusammen aus Vorträgen von nationalen und zum Teil internationalen Spezialist:innen über verschiedene Krankheitsbilder, berufspolitische Themen sowie aktuelle Themen, die Studierende für ihre Berufsplanung interessieren. Insbesondere geht der Dank an das gesamte Team der Allgemein- und Viszeralchirurgie in Mönchengladbach sowie an die Referierenden und alle weiteren Mitwirkenden.

2021 waren 32 Studierende zur Chirurgischen Woche in Mönchengladbach. An dieser Stelle veröffentlichen wir den Erfahrungsbericht einer Teilnehmerin, Carlotta Hellmann, Medizinstudentin an der Universität Münster.

In den vergangenen anderthalb Jahren „Corona-Uni“ ist didaktisch online nicht viel rübergekommen. Kein Wunder also, dass ich voller Vorfreude auf die Chirurgische Woche mit ihrem Slogan „Workshops und Hands-on-Übungen mit Profis“ blickte.

Anfang Oktober 2021 fuhr ich von meinem Studienort Münster nach Mönchengladbach mit Erwartungen, die eigentlich viel zu hoch waren, um erfüllt zu werden. Was soll ich sagen – ich wurde nicht enttäuscht!

In der Chirurgischen Woche mit Nähübungen an „Darm“-Anastomosen und Gefäßen, Simulationen von Gastroskopien, Laparoskopien und Einblicken in die robotergestützten OP-Verfahren habe ich mehr Praxistraining bekommen als in drei Semestern Medizinstudium. So schlecht das Licht ist, das dadurch aufs deutsche Medizinstudium und Online-Didaktik geworfen wird – so deutlich macht diese Tatsache doch, wie unabdingbar Veranstaltungen wie die Chirurgische Woche sind, um Studierende überhaupt für Praxisnahes zu begeistern.

Wir Teilnehmende, waren ein bunt gemischter Haufen. Viele von uns antworteten schon am ersten Abend wie aus der Pistole geschossen auf die Frage, welche Fachrichtung sie einschlagen wollen. Einige hatten noch mehrere (chirurgische) Fächer in der engeren Auswahl; andere wussten noch gar nicht, wohin es für sie einmal gehen sollte.

Egal, von welchem Standpunkt aus, wir alle waren dankbar für die Gelegenheit, in so viele chirurgische Fachgebiete hineinschnuppern zu dürfen. Sogar Fachgebiete wie die plastische Chirurgie, die in vielen Curricula gar keine richtige Erwähnung finden, wurden uns vorgestellt und fanden großen Anklang.

Von den Biografien sowie Tipps für Leben und Karriere erfahrener Chirurg:innen aus ganz Deutschland mit den verschiedensten Spezialisierungen haben wir dabei mindestens genauso profitiert wie von den zahlreichen Hands-on-Trainings. „Ich hätte nie gedacht, dass diese Fachrichtung so vielfältig sein kann!“, war ein häufiger Ausruf begeisterter Studierender.

Frauenquoten, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Forschungstätigkeiten parallel zum Klinikalltag sind einige der Themen, die uns Studierende zunehmend beschäftigen, je näher wir dem Berufsalltag kommen. Themen, für die es in der Uni nicht so richtig viel Raum gibt. Anders bei der Chirurgischen Woche: Wir bekamen die Gelegenheit, sogar Chefärzt:innen mit Fragen zu löchern und wurden zu Diskussionen angeregt, die sich auch noch über den Rahmen des regulären Programms fortsetzen.

Trotz pandemiegerechter Abstands- und Hygienegebote kam dabei unter uns ein Gruppenzugehörigkeitsgefühl auf. Einen wesentlichen Anteil daran hatte wohl die Besichtigung des Fußballstadions Mönchengladbach und der anschließende gemeinsame Ausklang bei erstklassiger kulinarischer Versorgung in der Sportsbar.

In unseren Tagen muss ein unglaublicher organisatorischer Aufwand stecken. Selten begegnet man im Studium Ärzt:innen, die mit so viel Engagement und Herzblut Lehre gestalten. Für uns wurden wohl unzählige Überstunden gemacht, Praxisstationen auf- und abgebaut, Material-Schlachten gefochten, spannende Fallbeispiele gestaltet und eine sinnvolle Mischung verschiedener Vorträge vorbereitet, alles unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. Andreas Kirschniak, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie.

Nie wurde uns Studierenden das Gefühl gegeben, fehl am Platz zu sein oder jemanden den letzten Nerv zu kosten – im Gegenteil. Wir waren dort, um zu lernen und wurden mit offenen Armen empfangen. Allein das empfinde ich persönlich als unglaublich wertvoll.

Freitagmittag ging es dann für uns zurück nach Hause. In meinem Koffer befindet sich ein Stück vom Kunstknochen, an dem wir in der Unfallchirurgie herumschrauben durften und die Gummi-Carotis, aus der ich eine Stenose entfernt habe. In meinem Auto nehme ich vier Studierende mit zurück nach Münster, die vor fünf Tagen noch Fremde für mich waren. Jetzt verstehen wir uns richtig gut, lachen viel und diskutieren über unsere neuen Eindrücke.

Zurück zu Hause lasse ich diese in jeder Hinsicht bereichernde Veranstaltung Revue passieren und finde so vieles, für das ich dankbar bin: Das Netzwerk, das ich knüpfen durfte, die Erfahrungen, die ich sammeln durfte; alle theoretischen und praktischen Lerninhalte.

Danke, dass sich endlich mal jemand die Mühe gemacht hat, mir die wundervolle Welt der Chirurgie schmackhaft zu machen!

10. Chirurgische Woche

Auch 2022 findet die Chirurgische Woche statt. Informieren Sie den chirurgischen Nachwuchs:

Termin

25. bis 30. September 2022

Bewerbung

bis 30. Juni 2022 via www.chirurgische-woche.de

Informationen und Anmeldungsdetails: www.chirurgische-woche.de

Carlotta Hellmann

Studentin im 9. Semester

Universitätsklinikum Münster

Bei Fragen zur Chirurgischen Woche kontaktieren Sie:

Dr. phil. Natalia Kandinskaja

BDC|Akademie

Koordinatorin Nachwuchs & Karriere

Berufsverband der Deutschen Chirurgen e.V. (BDC)

Tel.: 030/28004-123

[email protected]

Chirurgie+

Hellmann C: 9. Chirurgische Woche 2021 – Erfahrungsbericht. Passion Chirurgie. 2022 März; 12(03): Artikel 04_01.

Diesen Artikel finden Sie auf BDC|Online (www.bdc.de) unter der Rubrik Wissen | Aus-, Weiter- & Fortbildung | Medizinstudium.

Programm der 9. Chirurgischen Woche mit Referenten und Themen

Weitere Artikel zum Thema

PASSION CHIRURGIE

Passion Chirurgie: Robotik in der Chirurgie

Die robotische Chirurgie hält zunehmend Einzug in deutschen Kliniken, Grund

Passion Chirurgie

Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!

Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.