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Schon lange begeistert der BDC Medizinstudierende für die Chirurgie. Aber warum den Nachwuchs nicht schon früher ansprechen? Diese Frage stellte sich BDC-Vizepräsident Jörg-Andreas Rüggeberg auch und entschied kurzerhand, einen Testlauf der BDC-Nachwuchskampagne mit Schülern der zehnten Klassen am Gymnasium Ottersberg zu organisieren. Schweineherzen nähen, Knoten üben und Wettkämpfe am Pelvitrainer sind schließlich ein guter Türöffner, um Schülern das „Berufsziel Aufschneider“ nahezubringen.

Echte Einblicke in die Chirurgie

Es waren nicht die Gehaltstabellen, die alle Schüler aufhorchen ließen – die Spezialfälle, von denen Rüggeberg aus vielen Jahren als praktizierender Chirurg erzählte, sorgten für Aufmerksamkeit bei den Jugendlichen. OPs an Neugeborenen, die vielen Spezialisierungsmöglichkeiten innerhalb der Chirurgie und die technische Entwicklung im OP gaben ganz neue Einblicke in das Fachgebiet. Trotz vermeintlichen chirurgischen Wissens, das man sich bei „Emergency Room“ und „Grey’s Anatomy“ so aneignen kann, bekommt man aus erster Hand doch authentischere Eindrücke geliefert – wahrscheinlich näher an der Realität. Daher waren beide Workshops am Gymnasium Ottersberg von den Zehntklässlern sehr gut besucht. Wann bekommt man schließlich die Möglichkeit, Schweinehaut mit professioneller Chirurgenausrüstung und -anleitung zu nähen?

Früh motivieren zahlt sich aus

Neugierde für den Beruf zu wecken ist sicher nicht das schwerste – wenn es da nicht auch die Hürde Numerus Clausus geben würde. Eine Schülerin erzählt während sie im Pelvitrainer nach Gummibärchen fischt, dass sie sehr gern Medizin studieren würde – auch die Chirurgie käme für sie als Fachgebiet infrage – aber ihr Notenschnitt sei wahrscheinlich nicht ausreichend, um direkt einen Platz zu bekommen. Im November wird der NC zum Studium der Humanmedizin zwar vor dem Verfassungsgericht geprüft, aber es wird wahrscheinlich nichts daran ändern, dass zu wenige Studienplätze für zu viele Bewerber vorhanden sind. „In dem Alter kann man vielleicht den einen oder anderen Schüler noch motivieren, den Notendurchschnitt im Abi zu verbessern, um ins Medizinstudium zu kommen“, antwortet Rüggeberg auf die Frage, warum man schon in der Schule für die Chirurgie Werbung machen sollte. Er wünscht sich, dass mehr Chirurginnen und Chirurgen sich die Zeit nehmen und an Schulen in ihrer Nähe solche Workshops ins Leben rufen würden.

Weniger Aufwand als gedacht

Etwas Aufwand gehört schon dazu. Abgesehen von der Zeit, müssen auch Nahtmate­rialien, Pelvitrainer und Präparate für solche Veranstaltungen vorbereitet werden. Aber der Aufwand lohnt sich: „An beiden Tagen habe ich mit Schülern gesprochen, die sich nach dem Workshop vorstellen konnten, Chirurg bzw. Chirurgin zu werden“, erzählt Rüggeberg. Schon allein dafür habe es sich allemal gelohnt. „Ich habe mir im Vorfeld auch viel zu viele Stationen überlegt – zum Gipsen sind wir zum Beispiel gar nicht gekommen. Knotenübungen mit Videos aus der DGCH-Mediathek, Nähen an den Präparaten und die Simulation vom Endoskopieren reichen vollkommen aus. Denn ich war erstaunt wie konzentriert und vor allem wie geduldig die Schülerinnen und Schüler an den Stationen gearbeitet haben. Das hat mir vor allem gezeigt, dass man nicht zu früh anfangen kann, die Chirurginnen und Chirurgen von morgen zu gewinnen“, fasst der BDC-Vizepräsident zusammen.

Info

Wenn Sie auch einen Workshop an einer Schule in Ihrer Nähe veranstalten wollen, melden Sie sich gern in der BDC-Geschäftsstelle oder direkt bei Herrn Dr. Rüggeberg ([email protected]). Wir freuen uns über Ihr Interesse und unterstützen Sie gern dabei!

Weilbach J. Mut zur Chirurgie – Auch an Schulen. Passion Chirurgie. 2017 Oktober, 7(10): Artikel 08_01.

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Julia Weilbach

Presse & Social MediaBerufsverband der Deutschen Chirurgen e.V.Luisenstraße 58/5910117Berlin kontaktieren

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