20.09.2021 Qualitätssicherung
Hygiene-Tipp: Vor der Anschaffung von Medizinprodukten der Kategorie „Semikritisch B“: Aufbereitung klären!
Immer wieder tauchen nach der Anschaffung von Medizinprodukten der Kategorie „Semikritisch B“ Probleme bei der Aufbereitung auf. Beispiele für solche Medizinprodukte sind TEE-Sonden, intrakavitäre Ultraschall-Sonden, flexible Endoskope oder Video-Laryngoskope. Die von den Herstellern genannten manuellen Aufbereitungsverfahren durch alleiniges Abwischen sind unbefriedigend und in Deutschland nicht umsetzbar.
Eine alleinige Aufbereitung mit Wischtüchern (für Reinigung und Desinfektion) scheidet inzwischen aus, nachdem das RKI im November 2020 Wischtücher als nicht validierbar abgelehnt hat (es sei denn, man beweist für jeden die Aufbereitung ausführenden Mitarbeiter durch Bestimmung des Restproteins am Instrument, dass er die Reinigung durch Abwischen normkonform ausgeführt hat).
Alle die Aufbereitung ausführenden Mitarbeiter müssen vorher spezifische Sachkunde-Kurse absolvieren.
Der erste Schritt der Aufbereitung stellt die Reinigung dar. Dazu ist ein Abspülen mit Reinigungslösung oder Leitungswasser notwendig. Die anschließende Tauchdesinfektion in VAH-gelisteten Instrumentendesinfektionsmitteln kann heute durch maschinelle Desinfektionsverfahren (zum Beispiel durch UV-C oder H2O2 bei den oben genannten Produkten ohne Kanäle) ersetzt werden. Diese maschinellen Desinfektionsverfahren sind mit Chargenzeiten unterhalb von fünf Minuten schnell, die Geräte aber kostenintensiv.
Die Aufbereitung von flexiblen Ultraschallsonden oder Endoskopen muss jeder Anwender in seiner Praxis (seinem Krankenhaus) organisieren, dokumentieren und deren Wirksamkeit nachweisen (das Verfahren validieren). Das fordert zwingend die Betreiberverordnung für Medizinprodukte. Dieser Nachweis betrifft die Effizienz von Reinigung und Desinfektion. Das trifft auch dann zu, wenn der Hersteller der Medizinprodukte das Verfahren in der Aufbereitungsvorschrift ausdrücklich empfiehlt. Die alleinige Unterschrift eines Mitarbeiters auf einem Aufbereitungsprotokoll ersetzt keine Validierung.
Daher ist es wichtig, dass vor der Anschaffung derartiger Medizinprodukte geklärt wird, wie und wo eine korrekte Aufbereitung möglich ist. Eine Rücksprache vorher mit dem Hygienebereich und/oder AEMP/ZSVA ist dringend anzuraten.
Der Kurztipp im Auftrag der DGKH gibt die Meinung der Autoren wieder.
Popp W, Jatzwauk L, Schmithausen R, Kohnen W: Hygiene-Tipp: Vor der Anschaffung von Medizinprodukten der Kategorie „Semikritisch B“ Aufbereitung klären! Passion Chirurgie. 2021 September; 11(09): Artikel 04_05.
Autoren des Artikels
Prof. Dr. med. Walter Popp
Ärztlicher LeiterHyKoMed GmbHVizepräsident der Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH) kontaktierenProf. Dr. rer. nat. et rer. medic. habil. Lutz Jatzwauk
Krankenhaushygiene/ UmweltschutzUniversitätsklinikum Carl Gustav Carus DresdenDr. med. Ricarda Schmithausen
KoordinationUniversitätsklinikum Bonn (UKB)Institut für Hygiene und Öffentliche Gesundheit (IHPH)Dr. rer. nat. Wolfgang Kohnen
Stellvertretender Abteilungsleiter im Bereich Krankenhaushygiene, Krankenhaushygieniker, Beauftragter für das QualitätsmanagementAbteilung für Hygiene und InfektionspräventionUniversitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität MainzVorstand der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene e.V. (DGKH)Weitere Artikel zum Thema
01.06.2019 Safety Clip
Safety Clip: Teile und (be)herrsche! Wie Wissensmanagement Patientenrisiken reduzieren hilft
„Wissen ist Macht!“ schrieb Philosoph Francis Bacon (1561-1626) und legte damit den Grundstein für die Philosophie der Aufklärung. Wenn Wissen gleichzusetzen ist mit Macht, wie kann man dann diese Macht in die Prozesse des Krankenhauses zum Nutzen der Patientensicherheit integrieren? Kann die Redewendung „Teile und herrsche!“ vielleicht die Lösung sein? Angewendet auf das klinische Risikomanagement und auf das Wissensmanagement bedeuten diese beiden Sätze zum einem ein Streben nach mehr Wissen und zum anderen eine systematische und strategische Steuerung dieses Wissens, um definierte Ziele, zum Beispiel Patientensicherheit steigern und Haftungsrisiken reduzieren, zu erreichen.
01.06.2019 Hygiene
Praxistipps zum Hygienemanagement unter Berücksichtigung der neuen KRINKO-Empfehlungen für niedergelassene Operateure
Es ist nicht einfach, immer auf dem aktuellen Stand in Sachen „Hygienemanagement zum ambulanten Operieren“ zu sein. Ständig gibt es an den verschiedensten Stellen Veränderungen in Gesetzen, Verordnungen, KRINKO-Empfehlungen, Richtlinien, technischen Regeln und Leitlinien. Verantwortliche bzw. Beauftragte für das Hygienemanagement müssen zeitnah Kenntnis dieser Veränderungen bekommen, man ist in der „Hol“-Schuld. Bei der Auswertung der überarbeiteten bzw. neuen Texte muss festgestellt werden, ob diese Auswirkungen auf das hausinterne Hygienemanagement haben, das dann gegebenenfalls aktualisiert werden muss.
01.05.2019 Hygiene-Tipp
Hygiene-Tipp: Impfungen zum Personalschutz
Zu den Maßnahmen der Primärprävention gehört, dass das Personal entsprechend den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission beim Robert Koch-Institut (STIKO) geimpft ist.
01.05.2019 Safety Clip
Safety Clip: SWOT-Analyse – ein Instrument des Qualitäts- und Risikomanagements
"Dt. Abk. für Analysis of strengths, weakness, opportunities and threats; die Stärken-Schwächen-Chancen-Risiken-Analyse stellt eine Positionierungsanalyse der eigenen Aktivitäten gegenüber dem Wettbewerb dar. In dem ihr zugrundeliegenden Arbeitsverfahren, werden die Ergebnisse der externen Unternehmens-Umfeld-Analyse in Form eines Chancen-Risiken-Katalogs zunächst zusammengestellt und dem Stärken-Schwächen-Profil der internen Unternehmensanalyse gegenübergestellt.“
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.