26.10.2021 Wissen
Editorial im Oktober 2021: Nachwuchs 2021
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
wer in Deutschland Fußballschiedsrichter werden möchte, sollte mindestens zwölf Jahre alt sein. Seine Ausbildung umfasst je nach Landesverband des Deutschen Fußball-Bundes 20 bis 50 Unterrichtsstunden innerhalb von zwei bis sechs Wochen. Am Ende muss er Regelfragen beantworten und eine körperliche Prüfung bestehen, zum Beispiel einen 1300-Meter-Lauf in maximal sechs Minuten absolvieren.
Eine „fertige“ Chirurgin startet selten unter 30 Jahren. Ihre Ausbildung umfasst ein Medizinstudium, dann folgt die Facharztweiterbildung, alles in allem rund zwölf Jahre. Alleine das Studium enthält drei große Prüfungen. Dabei sind an insgesamt sieben Tagen 640 Multiple-Choice-Aufgaben und eine 45- bis 60-minütige mündlich-praktische Prüfung an freiwilligen „Patienten“ zu bewältigen.
Aber Fußballschiedsrichter und Chirurgen haben auch etwas gemein: Zu viele hören auf. Zu wenige kommen nach. Der Frauenanteil ist – vorsichtig formuliert – ausbaufähig.
Beim Berufsverband der Deutschen Chirurgen gibt es ein Ressort, das sich speziell mit der Thematik der Nachwuchsförderung beschäftigt. In einem der Fachbeiträge in diesem Heft geht es darum, was dieses Ressort so macht, um die Faszination des Fachs Chirurgie an potenzielle Interessenten weiterzugeben. Ein anderer Beitrag blickt in ein Nachbarland und versucht die Frage zu beantworten, wie es eigentlich die Niederländer mit ihrem chirurgischen Nachwuchs halten.
Auch dem „Perspektivforum Junge Chirurgie“ haben wir einen Artikel gewidmet: Dabei handelt es sich um eine bei der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie angesiedelte Plattform, die sich als Stimme junger Chirurginnen und Chirurgen und solcher, die es gerne werden wollen, versteht. Eines der Forumsziele ist es, „die derzeitigen Bedingungen“ für den chirurgischen Nachwuchs „zu verbessern“.
Doch sind die wirklich so schlecht? Zugegeben: Die Anforderungen sind hoch, der Alltag ist selten planbar. Notfälle richten sich nicht nach Arbeitszeitregelungen, Schichtsystemen oder Wochenendplanungen. Sie passieren einfach. Hoch ist auch die Verantwortung: Fehler können ernsthafte gesundheitliche Beeinträchtigungen von Patienten, im Extremfall auch ihren Tod zur Folge haben.
Was steht auf der Habenseite? Zum Beispiel ein unglaublich vielfältiges Studium. Eine Ausbildung, die hohe Anforderungen stellt, bei der man aber auch weiß, was man gelernt hat. Am Ende das Bewusstsein, einen Beruf auszuüben, der nicht nur in Pandemiezeiten systemrelevant ist. Einen Beruf, den Ferdinand Sauerbruch für „das Letzte und Schönste und Größte an Beziehungen von Mensch zu Mensch“ hielt.
Ich wünsche Ihnen eine spannende und motivierende Lektüre mit unserem Nachwuchsheft.
PD Dr. med. Benedikt Braun, MBA
Braun B: Editorial – Nachwuchs 2021. Passion Chirurgie. 2021 Oktober; 11(10): Artikel 01.
D
Weitere Artikel zum Thema
01.01.2011 BDC|Spektrum
Zukunftspläne – Vertreter für Nachwuchsförderung
Das Referat Nachwuchsförderung sieht seinen Schwerpunkt wieder mehr bei den Assistenten und in der Erarbeitung von Standards und Strukturen für die chirurgische Aus- und Weiterbildung sowie deren Etablierung in den klinisch-chirurgischen Alltag. Die intensivere Fokussierung unserer Arbeit auf den chirurgisch tätigen Nachwuchs vermag die Attraktivität der Chirurgie zu erhöhen und wird dies auch im Bewusstsein unserer medizinischen Studentinnen und Studenten verankern.
01.01.2011 BDC|Spektrum
Zukunftspläne – Vertreter der Oberärzte
Seit Anfang des Jahres 2010 ist das Referat für Oberärzte des BDC personell neu besetzt: PD Dr. Julia Seifert, Vertreterin der Oberärzte im Berufsverband der Deutschen Chirurgen, und Dr. Norbert Hennes, Stellvertretender Vertreter der Oberärzte im Berufsverband der Deutschen Chirurgen, lösen nach fünfjähriger Tätigkeit Prof. Dr. Schröder und PD Dr. Krones ab.
01.01.2011 Entwicklungshilfe
Hilfe für Streunerhunde in Osteuropa gesucht
In der Pfalz hat sich in den letzten Jahren ein Netzwerk von engagierten Tierschützern und zahlreichen Tierschutzvereinen geformt, die gemeinsam versuchen, das Elend der Streunertiere, primär in Kroatien, Ungarn, Rumänien und Bulgarien, zu lindern. Dieses Netzwerk arbeitet länderübergreifend mit österreichischen Hilfsorganisationen Hand in Hand.
01.01.2011 BDC|Spektrum
Zukunftspläne – Vertreterin der Chirurginnen
Es ist wichtig, bei Frauen vermehrt das Interesse für die Chirurgie zu wecken, auch im Hinblick auf die heute überwiegende Anzahl weiblicher Medizinstudentinnen und junger Ärztinnen. Deswegen wird die Imagekampagne „Nur Mut! Kein Durchschnittsjob: ChirurgIn “ des BDC auch durch die Vertreterin der Chirurginnen aktiv unterstützt, ebenso wie die Präsenz auf Jobmessen etc.
Lesen Sie PASSION CHIRURGIE!
Die Monatsausgaben der Mitgliederzeitschrift können Sie als eMagazin online lesen.