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Die Weiterentwicklung der Facharztweiterbildung in der Medizin ist fachübergreifend ein wichtiges Thema. Deshalb haben der Berufsverband der Deutschen Chirurgen (BDC), der Berufsverband Deutscher Internisten (BDI) und der Berufsverband der Orthopäden und Unfallchirurgen (BVOU) mit dem „Mastertrainer“ eine Initiative zur Facharztweiterbildung entwickelt. Unterstützt wird das Ausbildungskonzept seit 2018 durch den Berufsverband der Anästhesisten (BDA) und den Marburger Bund (MB). PASSION CHIRURGIE hat mit Doris M. Wagner, DESA, Fachärztin für Anästhesie, über das Programm gesprochen. Sie hat in diesem Jahr die Auftaktveranstaltung in Berlin besucht.

Wie schätzen Sie die Facharztweiterbildung momentan ein?

Wagner: Ich beschäftige mich schon sehr lange mit der Weiterbildungsordnung auf berufspolitischer Ebene. Durch meine Weiterbildungserfahrung im Ausland habe ich sehr gute Modelle kennengelernt, die zeigen wie viel Nachholbedarf bei diesem Thema in Deutschland besteht. Oft fehlt die Zeit im Klinikalltag, um dem ärztlichen Nachwuchs gerecht zu werden.

Was hätten Sie sich selber von Ihren Weiterbildern gewünscht?

Wagner: Für mich wäre es sehr hilfreich gewesen, wenn ich einen Tutor gehabt hätte – also einen persönlichen Ansprechpartner während der Weiterbildung. In meiner Zeit in Chicago waren Oberärzte in überwachender Funktion als Weiterbilder tätig und eben nicht in einer behandelnden Funktion. Damit waren die Aufgaben ganz klar festgelegt: Neben der Überwachung von Kolleginnen und Kollegen z. B. im OP waren Sie für die Weiterbildung zuständig. Das hätte ich mir auch für die restliche Weiterbildungszeit gewünscht.

Welche Weiterbildungs-Erfahrung im Ausland hat Sie am meisten beeindruckt?

Wagner: Neben der klaren Struktur in der gesamten Weiterbildungszeit hat mich vor allem der Elan und der Einsatz der verantwortlichen Ärzte beeindruckt – die fast schon untereinander konkurriert haben, wer im klinikinternen Ranking in Bezug auf eine gute Lehre in der Weiterbildung am besten abschneidet. Meines Erachtens wird im Ausland eine hervorragend bewertete Weiterbildung ähnlich hoch angerechnet wie gut platzierte Publikationen – und sie wirkt sich direkt auf die Stellung bzw. Arbeit der Weiterbilder aus.

Welche Änderungen sollten Ihrer Meinung nach in Deutschland konkret umgesetzt werden?

In erster Linie ist eine Anpassung des Personalschlüssels notwendig. So könnten sich Ärztinnen und Ärzte auf die Weiterbildung junger Kolleginnen und Kollegen konzentrieren und es müsste nicht alles „nebenbei“ passieren. Aber auch die innere Einstellung der Weiterbilder in Deutschland spielt eine große Rolle. Ich meine damit, dass in ganz vielen Abteilungen leider nicht das Ziel der Weiterbildung ist, die Weiterzubildenden am Ende des Tages schlauer nach Hause zu schicken.

Wie kann das Mastertrainerprogramm helfen, die strukturierte Weiterbildung zu verbessern?

Wagner: Das kann ich noch nicht abschließend sagen, da die Supervisionen noch bevorstehen. An dem zeitlichen Rahmen, der uns im Klinikalltag als Weitebildern zur Verfügung steht, wird das Programm sicher nichts ändern können, aber es beeinflusst auf jeden Fall die Einstellung der Teilnehmer dazu, wie sie die strukturierte Weiterbildung selber gestalten wollen. Außerdem bietet das Programm einen guten Rahmen, um sich mit Kolleginnen und Kollegen zu dem Thema auszutauschen. Das ist viel wert.

Was genau konnten Sie von der Veranstaltung mitnehmen?

Die Struktur und das Vorgehen von den Weiterzubildenden selber schreiben zu lassen und auf diesem Weg mit den Kolleginnen und Kollegen in Kontakt zu kommen, finde ich einen sehr guten Aspekt. Ein Ansatz, den ich gern aufnehmen möchte, weil ich glaube, dass das auch der Teamarbeit zugutekommen kann. Im Grunde bringt das mehr Teamgeist in die Weiterbildung, was ich als Weiterbilder auf jeden Fall übernehmen möchte.

Save the date – Seminar der BDC|Akademie

Mastertrainer für die Strukturierte Facharztweiterbildung
19.10. bis 20.10.2018 in Berlin

Das Interview führte Julia Weilbach, verantw. für Presse & Social Media im BDC.

Wagner DM: Akademie aktuell: Update Weiterbildung ¬ Interview zum Mastertrainerprogramm. Passion Chirurgie. 2018 September, 8(09): Artikel 04_01.

Autor des Artikels

Profilbild von Doris Wagner

Doris Wagner

Teilnehmerin der Auftaktveranstaltung „Mastertrainer“Ärztliche Leiterin, Fachärztin für AnästhesieNotfallmedizin, DESA, Spezielle Schmerztherapie , Abteilung für Schmerztherapie , Klinikum KemptenRobert-Weixler-Straße 50 87439Kempten kontaktieren

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