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Quelle: alexander_h_schulz/istock

ZDF – 37°: Sendung am 28.6.2016

Unfälle, Herzinfarkt, Husten – immer mehr Patienten überlasten die Notfallambulanzen. Die Folge: Dauerstress, das Personal am Limit. 37° zeigt die Not der Retter im Klinikum Ingolstadt. 72000 Notfallpatienten werden jährlich in der Notfallklinik Ingolstadt behandelt. Rund um die Uhr im Einsatz: Arzt Stefan E. und Schwester Julia N. kommen im Schichtdienst an ihre Grenzen, fühlen sich selbst oft als Notfälle. Wie lange halten sie den Stress noch aus?

Assistenzarzt Dr. Stephan E. (36) hetzt seit zehn Stunden durch die Notaufnahme im Klinikum Ingolstadt. Keine Pause, kein Kaffee und kein schnelles Brötchen. 51 Patienten warten. Schwester Julia N. (31) behandelt zeitgleich eine Frau mit einem Abszess. Seit acht Jahren arbeitet die erfahrene Krankenpflegerin hier, doch nie war sie so am Limit wie jetzt. “Mich ärgert, dass wir viele Notfälle nicht so behandeln können, wie wir möchten, weil die Notaufnahmen mit Patienten verstopft sind, die alle zum Hausarzt könnten”, klagt sie. Tatsächlich sind 30-40% der Patienten ein Fall für die Sprechstunde oder den Facharzt. Wieder ein Einsatz.

Der Rettungsdienst bringt einen intubierten Mann nach einem schweren Verkehrsunfall. Auf den Gängen stauen sich die Patienten. In Behandlungszimmer 11 liegt eine Frau mit aufgeplatztem Kinn. Fahrradsturz Stephan liebt eigentlich diesen Stress. Doch dieser Ansturm ist zeitlich, körperlich und seelisch schwer handlebar. “Und dann kannst du irgendwann nicht mehr garantieren, dass du alles merkst, siehst und pufferst. Irgendwann ist die Grenze erreicht”, sagt der junge Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie. Ein älterer Herr verlässt fluchend die Klinik. Die Behandlungszeit dauert ihm zu lang. “Sechs Stunden Notaufnahme sind richtig Mist, das verstehe ich”, Schwester Julia tun die Patienten oft Leid, doch am Ende einer langen Schicht müssen Patientenakten ausgefüllt werden, danach ist das Personal oft selbst am Limit.

Rund 18 Millionen Menschen werden in Deutschland jährlich in den Notaufnahmen behandelt. Ihre Zahl hat sich in den letzten Jahren verdoppelt. Die Gründe sind unterschiedlich: viele Unfälle, immer mehr alte Menschen, Krankheitssymptome jeglicher Art und vor allem Bagatellbeschwerden – die Patienten kommen, weil Hausärzte fehlen und es Wochen dauert, einen Termin beim Facharzt zu bekommen. Sie kommen aber auch, weil die Notfallklinik binnen Stunden eine weitreichende Rundum-Diagnostik garantiert. Die Folge sind lange Wartezeiten, Überlastung der Ärzte und Pflegekräfte und Versorgungsengpässe. Dazu kommt das finanzielle Verlustgeschäft. 32 Euro bekommen die Kliniken im Durchschnitt für einen Notfall. Die tatsächlichen Kosten liegen bei 120 Euro. Bundesweit gehen den Notaufnahmen nach Schätzungen der Deutschen Krankenhausgesellschaft jährlich eine Milliarde Euro verloren.

Ingolstadt ist ein riesiges kommunales Klinikzentrum mit 3300 Mitarbeitern, 380 Ärzten und 1150 Betten. 1500 Schwerverletzte kommen jährlich mit dem Hubschrauber, 5300 Einsätze fährt der Notarztwagen. Der 37° Film zeigt den Alltag in der Notfallambulanz Ingolstadt. Er begleitet u.a. einen jungen Unfallchirurgen und einer erfahrene Krankenpflegerin. Wie werden sie mit den zunehmenden Herausforderungen fertig?

Weiterführende Informationen
Sendung in der Mediathek

Quelle: Zweites Deutsches Fernsehen, Anstalt des öffentlichen Rechts, ZDF-Straße 1, 55127 Mainz, www.zdf.de, 23.06.2016

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